Eddie the Eagle Deutschland, Grossbritannien, USA 2016 – 106min.

Filmkritik

Der Traum vom Fliegen

Urs Arnold
Filmkritik: Urs Arnold

Der Skispringer Michael Edwards alias "Eddie the Eagle" war das Phänomen der Olympischen Spiele 1988 in Calgary. Seine Geschichte wurde nun in einer äusserst unterhaltsamen Komödie verfilmt.

England und Wintersport, sorry nein, das passt einfach nicht zusammen. Wie sollte es auch, wenn die höchste Erhebung im ganzen Königreich der Ben Nevis ist, mit putzigen 1344 Metern? Und doch schenkte die Insel dem Sport eine der memorabelsten Figuren überhaupt: den Skispringer Michael Edwards, besser bekannt als "Eddie the Eagle". Gleich heisst auch diese Komödie, die ungeniert Tatsachen mit Fiktion vermischt, und nicht zuletzt zeitgemässe Mode-Sünden mit zügigen 80er-Jahre-Nummern abschmeckt. Dieser Film ist wahrlich eine einzige grosse Gaudi.

Als Dreikäsehoch träumt Edwards davon, an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Dafür hat er verschiedenste Widerstände zu überwinden. Sein Vater ist ihm alles andere als eine Stütze, und die kaputten Knie auch kein optimaler Start in eine erfolgreiche Karriere. Später drängt Edwards sich als Skifahrer für Olympia auf, nur um nassforsch von den britischen Offiziellen abgesägt zu werden. Spontan sattelt der ambitionierte Brillenträger um. Auf Skisprung. Denn Skispringer hat England keinen einzigen.

So macht sich die Ich-AG im Garmisch des Jahres 1987 daran, erst einmal diese Disziplin zu erlernen. Kleine Erfolge wiegeln sich solange mit hohen Lehrgeld-Zahlungen ab, bis der Pistenwart Bronson Peary (Hugh Jackman) dem unseligen Treiben nicht mehr zusehen kann. Nach anfänglichem Drucksen coacht der ehemalige Skispringer und amtierende Trunkenbold den ehrgeizigen Newcomer. Dieser schafft dank Peary die Olympia-Quali, und reist doch alleine nach Calgary. Peary hat nämlich keinen Bock darauf, abermals als Versager dazustehen.

Um den Gewinn von Medaillen geht es in dieser Komödie ohnehin nicht, sehr wohl aber um typische sportliche Attribute wie Einsatz, Wille, Zähheit, Selbstvertrauen. Eddie the Eagle ist demnach als vollwertiges Mitglied der Sportfilm-Familie anzusehen, nur eben näher am Bruder Cool Runnings stehend als am Cousin Any Given Sunday. Klar, Skisprung-Puristen könnten sich empören: Matti Nykänen ist nie im V-Stil gesprungen! Sie aber würden damit zu den gleichen peniblen Fanatikern gehören, die seinerzeit in Edwards keinen Athleten, sondern nur einen Clown sahen.

Produziert wurde der Film von den Machern des Agentenspektakels Kingsman, mit dem der Stern von Taron Egerton aufging. Dieser junge Schauspieler ist wahrlich grosszügig mit komischem Talent gesegnet: Köstlich nur schon, wie Egerton seinem Eddie die Grumpy-Cat-Schnute aufsetzt, wenn bei ihm der Ehrgeiz wieder mal in voller Stärke durchschlägt. Als Nebenpart darf Jackman abermals die kernige Type geben – dieses Mal jedoch in einer äusserst untypischen Umgebung. Und siehe da: Ein Australier in einem Wintersport-Film, das passt ganz wunderbar zusammen.

19.02.2024

4

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Kommentare

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dulik

vor 5 Jahren

Ein sehr aufmunternder Film über den Ski Springer Michael Edwards, der als "Eddie the Eagle" weltbekannt wurde. Das Biopic zeigt eindrücklich, dass fast alles möglich ist, wenn man wahrhaftig daran glaubt und dafür kämpft. Erzählt wird die Geschichte mit viel Herz und Humor. Die Botschaft, dass dabei zu sein manchmal mehr wert sein kann, als zu gewinnen, wird glaubhaft übermittelt. Schade ist nur, wie schwach die Stürze animiert wurden. Hier hätte man wohl besser auf Stunt-Leute gesetzt.
8/10Mehr anzeigen


Janissli

vor 5 Jahren

War imponiert über den Kampfsgeist, die Beharrlichkeit und den Mut dieses Sportlers. Tolle Geschicht, über diesen Film hatte ich einen spannenden Einblick in unserer Sports-Geschichte.


Patrick

vor 6 Jahren

Springt mit Humor und Herz eine Bestmarke und mausert sich zu einem Wohlfühl~Movie.


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