Artikel28. Oktober 2024
11 Kino-Highlights für den Monat November
Im November dürfte im Kino für jeden Geschmack etwas dabei sein. Ein deftiges Actionspektakel verspricht die Blockbuster-Fortsetzung «Gladiator II». Bunte Familienunterhaltung bietet «Vaiana 2». Mit «Typisch Emil» und «Hölde - Die stillen Helden vom Säntis» gehen zwei Schweizer Dokumentarfilme an den Start. Und in «Emilia Pérez» entfesselt Jacques Audiard ein queeres Gangster-Musical.
1. «Typisch Emil»
Ab dem 7. November im Kino
Leben und Wirken des Schweizer Kabarettisten Emil Steinberger im Fokus
Darum geht's: Emil Steinberger, Jahrgang 1933, gilt als bekanntester Kabarettist der Schweiz und brachte Generationen mit seiner Kunstfigur «Emil» zum Lachen. Unvergessliche Auftritte, sein Humor, aber auch sein abwechslungsreiches Leben, das ihn unter anderem für eine Auszeit nach New York führte, stehen in diesem Dokumentarfilm im Mittelpunkt.
Wissenswertes: «Typisch Emil» taucht zwar in die Welt von Steinbergers Bühnenfiguren ein, will aber mehr sein als ein nostalgischer Blick auf sein Wirken als Humorist. Die Schatten der Kindheit und der Druck des Ruhms sind ebenso Thema wie seine grosse Liebe. Die Macher:innen rund um Regisseur Phil Meyer haben dafür allerhand ungesehenes Archivmaterial gesichtet und wollen dem Publikum nie erzählte Geschichten über das Schweizer Aushängeschild präsentieren.
2. «The Seed of the Sacred Fig»
Ab dem 14. November im Kino
Packender Spielfilm über das Auseinanderbrechen einer iranischen Familie vor dem Hintergrund politischer Unruhen
Darum geht’s: Als nach dem gewaltsamen Tod der Jugendlichen Jina Mahsa Amini im September 2022 heftige Proteste im Iran losbrechen, schlägt sich der zum Untersuchungsrichter am Revolutionsgericht beförderte Iman (Missagh Zareh) auf die Seite des hart durchgreifenden Regimes. Weil seine Töchter Rezvan (Mahsa Rostami) und Sana (Setareh Maleki) den Widerstand unterstützen, gerät schon bald das innerfamiliäre Gleichgewicht ins Wanken.
Wissenswertes: Seine Weltpremiere feierte Mohammad Rasoulofs politisch aufgeladenes Thriller-Drama im Mai 2024 in Cannes. Die vom iranischen Staat verbreitete Paranoia fängt der hochintensive Film wirkungsvoll ein und nutzt die realen Ereignisse rund um Jina Mahsa Aminis Tod als Ausgangspunkt, um vom Zerfall einer Familie und von weiblicher Auflehnung zu erzählen. Auf den Regisseur und andere Beteiligte wurde nach Bekanntgabe der Festivalteilnahme, so ist zu hören, seitens der iranischen Behörden massiv Druck ausgeübt. Rasoulof selbst floh offenbar aus seiner Heimat, um einer Haftstrafe wegen Verstössen gegen die nationale Sicherheit zu entkommen. Bei den Oscars 2025 geht «The Seed of the Sacred Fig» in der Kategorie «Bester internationaler Film» übrigens für Deutschland an den Start.
3. «Gladiator II»
Ab dem 14. November im Kino
Mit Spannung erwartetes Sequel zu Ridley Scotts Sandalenepos «Gladiator»
Darum geht's: Nach dem Tod seines grossen Idols Maximus verschlägt es Lucius (Paul Mescal) an die nordafrikanische Küste, wo er zu einem jungen Mann heranwächst. Eines Tages taucht jedoch der römische General Marcus Acacius (Pedro Pascal) in seiner neuen Heimat auf und zwingt Lucius in die Sklaverei. Schon bald muss er sich selbst auf einen harten Kampf in der Arena des Kolosseums vorbereiten, um die Tyrannei der amtierenden Kaiser Geta (Joseph Quinn) und Caracalla (Fred Hechinger) zu brechen.
Wissenswertes: Mit «Gladiator» (2000) verhalf Ridley Scott dem vorher lange brachliegenden Sandalenfilm zwar nicht zu einer neuen Blütezeit. Sehr wohl gelang ihm aber ein mitreissendes, in der Hauptrolle von Russell Crowe furios gespieltes Epos, das die Kassen klingeln liess und zahlreiche Preise abräumte. Überlegungen zu einem Sequel gab es schon kurz nach dem Siegeszug. Konkreter wurde es allerdings erst im Jahr 2018. Mit Paul Mescal steht dieses Mal ein noch nicht allzu bekannter Darsteller im Zentrum, der die grossen Fusstapfen von Oscar-Preisträger Crowe füllen muss. Im Ursprungsfilm hatte Mescals Rolle noch der Jungschauspieler Spencer Treat Clark inne.
4. «The Outrun»
Ab dem 21. November im Kino
Suchtdrama nach den Memoiren von Amy Liptrot
Darum geht's: Rona (Saoirse Ronan) verlässt ihre Heimat, die schottischen Orkney-Inseln, in Richtung London und verfällt dort dem Alkohol. Um ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen, kehrt sie auf die Farm ihrer Eltern im hohen Norden zurück. Der Weg zur Heilung ist allerdings steinig und beschwerlich.
Wissenswertes: Mit ihrem Gesellschaftsdrama «Systemsprenger» (2019) gelang der deutschen Regisseurin und Drehbuchautorin Nora Fingscheidt der grosse Durchbruch. «The Outrun» ist nach «The Unforgivable» (2021) ihr zweiter englischsprachiger Spielfilm und basiert auf den 2016 veröffentlichten Memoiren der schottischen Journalistin Amy Liptrot. Mit ihrer nicht-lineare Erzählweise, ihren intensiven Naturbetrachtungen und ihren Verfremdungseffekten bietet die Adaption nicht unbedingt leicht verdauliche Unterhaltung. Einmal mehr zieht einen aber die gewohnt starke Saoirse Ronan in den Bann.
5. «Emilia Pérez»
Ab dem 21. November im Kino
Irrwitziger Genre-Mix um einen mexikanischen Gangsterboss, der zur Frau wird
Darum geht's: Die mexikanische Anwältin Rita (Zoe Saldaña) hat es satt, für ihren Chef ständig irgendwelche Verbrecher und misogynen Schweine gut dastehen zu lassen. Eines Tages wendet sich ausgerechnet der gefürchtete Kartellboss Manitas Del Monte (Karla Sofía Gascón) mit einem ungewöhnlichen Auftrag an sie. Rita soll für den insgeheim transsexuellen Gangster die Transition zur Frau organisieren, seine Familie sicher unterbringen und dafür sorgen, dass alle Welt ihn für tot hält. Das Unterfangen gelingt. Irgendwann holt aber die Vergangenheit die nun Emilia Pérez heissende Ex-Kriminelle ein.
Wissenswertes: Jacques Audiard schafft etwas, was eigentlich unmöglich scheint. Eine Gangstergeschichte mit einer transsexuellen Identitätsfindung, Gesellschaftskritik und schwungvollen Musicaleinlagen zu einem nie plumpen, sondern vibrierenden und tiefberührenden Leinwanderlebnis zu verbinden. Beim Filmfestival von Cannes, wo «Emilia Pérez» seine Premiere feierte, gab es dafür nicht nur den Preis der Jury, sondern auch die Auszeichnung für die beste Darstellerin, der gleich an vier Schauspielerinnen des Films ging: Karla Sofía Gascón, Zoe Saldaña, Selena Gomez und Adriana Paz. Ein Genre-Mix, den man gesehen haben muss!
6. «Riefenstahl»
Ab dem 21. November im Kino
Dokumentarfilm über deutsche Regisseurin, die in der NS-Zeit ihren Aufstieg feierte
Darum geht's: Zeitlebens wehrte sich die deutsche Regisseurin Leni Riefenstahl gegen die Anschuldigung, sie habe im Dienst der Nazis Propagandafilme gedreht. Nach dem Ende der NS-Diktatur bemühte sie sich mit Feuereifer darum, als unpolitische Künstlerin wahrgenommen zu werden. Doch immer wieder weckten ihre Ausführungen Zweifel und zogen heftigen Widerspruch nach sich.
Wissenswertes: Über Riefenstahls Karriere wurde schon viel geschrieben und diskutiert. Dennoch durchpflügte Filmemacher Andreas Veiel den umfangreichen Nachlass der 2003 gestorbenen Regisseurin, um ein facettenreiches Bild ihrer Arbeit und ihrer falschen Selbstdarstellung herauszuschälen. Anstoss für den Dokumentarfilm gab ein Interview, das die deutsche Journalistin Sandra Maischberger (als Produzentin involviert) 2002 mit Riefenstahl führte. Zum Teil dreht sich Veiels Werk auch um die Frage, welchen Einfluss ihre Filme auf die Gegenwart haben.
7. «Armand»
Ab dem 21. November im Kino
Angeblicher Streit unter Kindern ruft Eltern und Lehrkräfte auf den Plan
Darum geht's: Nach einem Vorfall zwischen zwei 6-jährigen Jungen kurz vor den Ferien bestellt die Schulleitung ihre Eltern zu einem Gespräch ein. Dieses nimmt rasch einen unglücklichen Verlauf.
Wissenswertes: Debütregisseur Halfdan Ullmann Tøndel schickte das von ihm verfasste Drehbuch bereits 2016 an Hauptdarstellerin Renate Reinsve. Erst als sie durch ihre famose Performance in «The Worst Person in the World» (2021) internationale Bekanntheit erlangt hatte und mit Preisen bedacht worden war, fanden sich jedoch Geldgeber:innen für seinen Stoff. Denken lässt sein satirisch eingefärbter Film über Eitelkeiten, falsche Loyalität und Eifersucht an Roman Polanskis Bühnenadaption «Der Gotte des Gemetzels» (2011). Auch dort läuft ein eigentlich schlichtend gedachter Austausch zwischen zwei Elternpaaren aus dem Ruder.
8. «Vaiana 2»
Ab dem 28. November im Kino
Fortsetzung von Disneys Animationshit aus dem Jahr 2016
Darum geht's: Als die aus der Welt Ozeaniens stammende Vaiana (Originalstimme: Auli‘i Cravalho) eine Nachricht ihrer Vorfahren erhält, bricht sie mit ihrem alten Bekannten, dem Halbgott Maui (Dwayne Johnson), und einer Crew von Seeleuten in ein neues Abenteuer auf. Ziel ihrer Reise sind gefährliche, längst vergessene Gewässer.
Wissenswertes: Mutige, zupackende, eigensinnige weibliche Hauptfiguren gab es in Disneys Animationsfilmen früher nur selten. Mittlerweile ist das Muster der passiven Prinzessin aber längst überholt. Nicht nur «Die Eiskönigin - Völlig unverfroren» (2013) schenkte uns eine wunderbar komplexe Protagonistin. Auch der Abenteuerstreifen «Vaiana» punktete mit einer durchsetzungsfähigen Titelheldin, die sich nicht in eine Rolle pressen lässt. Im Sequel dürfte es einmal mehr turbulent zur Sache gehen. Und noch dazu richtet Hollywood erneut das Scheinwerferlicht auf eine Kultur, die der polynesischen Seefahrer:innen, die auf der grossen Leinwand nicht allzu oft in den Blick gerät.
9. «Conclave»
Ab dem 28. November im Kino
Vatikanthriller nach Robert Harris‘ Bestseller
Darum geht's: Nach dem Tod des Papstes kommen im Vatikan Kardinäle aus aller Welt zusammen, um im sogenannten Konklave einen Nachfolger zu wählen. Mit der Organisation betraut ist der hohe Würdenträger Lawrence (Ralph Fiennes), der schnell erkennt, dass hinter den Kulissen perfide Intrigen und Spielchen ablaufen.
Wissenswertes: Nach seinem immersiven Oscar-Triumph «Im Westen nichts Neues» (2022) legt Edward Berger abermals einen atmosphärisch dichten, spannenden Leinwandstreifen vor. Kamera, Musik und Sounddesign – alle nur erdenklichen Register werden gezogen, um eine beklemmende Stimmung zu erzeugen. Wenig verwunderlich nimmt die Adaption eines Romans von Robert Harris auch Bezug auf aktuelle Debatten rund um die Katholische Kirche, interessiert sich aber vor allem für menschliche Abgründe im Allgemeinen.
10. «Hölde - Die stillen Helden vom Säntis»
Ab dem 28. November im Kino
Blick auf die harte Arbeit der sogenannten Säntisträger
Darum geht's: Mit knapp über 2500 Metern ist der Säntis der höchste Berg im Alpstein. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts entstand in der Nähe des Gipfels ein Gasthaus, das die weitere touristische Erschliessung förderte. 1882 wurde eine feste Wetterstation in Betrieb genommen, die für noch mehr Leben auf dem Berg sorgte. Bereits zuvor hatten die sogenannten Säntisträger, Helfer zum Transport von Waren, alle Hände voll zu tun. Mit der meteorologischen Warte erfuhr ihr Beruf eine Aufwertung.
Wissenswertes: Der Titel deutet es schon an. In seinem Dokumentarfilm möchte Regisseur Victor Rohner die Menschen porträtieren, die sich rund um den Sänti auf besondere Weise verdient gemacht haben, in der Geschichtsschreibung allerdings wenig Raum bekommen. Die Arbeit der Säntisträger (ab ca. 1850 ein eigener Beruf) war hart, gefährlich und entbehrungsreich. Lasten von bis zu 30 Kilogramm schleppten sie bis zum Gipfel. Ohne ihren Einsatz wären der Betrieb der Wetterstation und die touristische Erschliessung nicht möglich gewesen.
11. «Der Vierer»
Ab dem 28. November im Kino
Komödie um ein Paar, das frischen Wind in Beziehung bringen will
Darum geht's: Karrierefrau Sophie (Julia Koschitz) und Thermomix-Liebhaber Paul (Florian David Fitz) ziehen nicht mehr an einem Strang. Um ihre Beziehung wieder etwas aufzupeppen, wollen sie sich zu einem Vierer verabreden. Mit Mia (Lucía Barrado) und Lukas (Friedrich Mücke) ist ein anderes Pärchen schnell gefunden. Doch natürlich geht schon bald alles drunter und drüber.
Wissenswertes: Zugegeben, die Prämisse klingt etwas formelhaft. Allerdings ist sie auch wunderbar griffig. Wer hat nicht schon mal eine Flaute in der Partnerschaft erlebt und verzweifelt nach Lösungsmöglichkeiten gesucht? Grundlage ist übrigens die spanische Komödie «Amor en polvo» (2019). Hauptdarsteller Florian David Fitz hat, wie bei so vielen seiner letzten Engagements, auch am Drehbuch der Adaption mitgeschrieben.
Welche weiteren Filme im November im Kino zu sehen sind, erfährst du hier.
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