Artikel29. Februar 2024 Maria Engler
11 Kino-Highlights für den Monat März
Im März gibt es im Kino richtig was zu lernen! Besonders zahlreich sind nämlich Geschichten vertreten, die auf wahren Begebenheiten beruhen. Der Schweizer Film «Lubo» zeigt den grausamen Umgang mit den Jenischen, bewegend wird es in «One Life» und urkomisch in «Kleine schmutzige Briefe». Genrefans legen wir den Horrorfilm «Imaginary» und das Sci-Fi-Abenteuer «Mars Express» ans Herz.
1. «Drive-Away Dolls»
Ab dem 07. März im Kino
Ein queeres Roadmovie von Regie-Legende Ethan Coen
Darum geht’s: Jamie und Marian sind etwas ungleiche Freundinnen. Die quirlige Jamie stürzt sich von einem Liebesabenteuer ins nächste, während die schüchterne Marian noch etwas mit sich hadert. Sie entschliessen sich zu einem spontanen Roadtrip, doch in ihrem Mietwagen ist überaus pikante Fracht versteckt. Eine Gruppe von Gangstern nimmt schon bald die Verfolgung auf.
Wissenswertes: Der Regisseur und Drehbuchautor Ethan Coen arbeitet in diesem Film nicht wie sonst mit seinem Bruder Joel zusammen, sondern mit seiner Ehefrau Tricia Cooke, die bereits an vielen Coen-Klassikern mitarbeitete. Inspiration fanden die beiden, die das Drehbuch bereits vor über einem Jahrzehnt schrieben, bei der Künstlerin Cynthia Plaster Caster.
2. «Lubo»
Ab dem 07. März im Kino
«Lubo» widmet sich einem dunklen Kapitel der Schweizer Geschichte
Darum geht’s: Lubo und seine Familie sind Jenische und reisen als Nomaden durch die Schweiz. 1939 wird Lubo plötzlich eingezogen, um die Schweizer Grenze zu bewachen, aber während seiner Abwesenheit werden seine Kinder verschleppt und seine Frau ermordet. Die Entführung seiner Kinder gehört zu einem gross angelegten Plan, die Jenischen zu dezimieren. Lubo desertiert, ermordet einen österreichischen Schmuggler, nimmt dessen Identität an und erkauft sich mit dessen Ware Kontakte in die höchsten Kreise von Kultur und Politik – alles, um seine Kinder wiederzufinden.
Wissenswertes: «Lubo» behandelt wohl eines der dunkelsten Kapitel der Schweizer Geschichte. Unter der Leitung der halbstaatlichen Stiftung «Pro Juventute» wurde 1926 das Projekt «Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse» ins Leben gerufen. Das Ziel des Projektes war die Auflösung der Familienbande der Jenischen und damit letztlich die Auslöschung dieser Minderheit. Kinder wurden ihren Familien unter dem Vorwand einer Kindeswohlgefährdung weggenommen und wuchsen in Heimen oder bei Pflegefamilien auf, die die Kinder oft als billige Arbeitskräfte ausbeuteten oder misshandelten.
3. «Radical»
Ab dem 14. März im Kino
Ein Drama inmitten einer Hochburg mexikanischer Drogenbarone
Darum geht’s: Matamores ist eine kleine mexikanische Stadt nicht weit von der US-Grenze entfernt. Hier ist alles vorzufinden, was die Vorurteile über Mexiko hergeben: Drogenhandel, bewaffnete Gewalt, Kleinkriminalität. Es ist ungewöhnlich, dass sich ein Lehrer ausgerechnet hierher versetzen lässt. Sergio ist ein Idealist. Er möchte den Kindern eine echte Zukunftsperspektive ermöglichen. Dafür legt er sich von Anfang an mit seinen längst resignierten Kollegen und dem Rektor der Schule an – und wider Erwarten schafft er das Unmögliche.
Wissenswertes: Auf unsentimentale Weise erzählt der Film von diesem Lehrer, den es wirklich gibt, sowie einer seiner Schülerinnen, die dank ihm eine Hochbegabtenförderung erhalten hat. «Radical» ist ein versöhnlich stimmender Film, in dem es um universelle Werte wie das Recht auf Bildung, Verantwortung und Zusammenhalt geht.
4. « Les Paradis de Diane»
Ab dem 14. März im Kino
Das Schweizer Drama feierte im Januar bei den Solothurner Filmtagen Premiere
Darum geht’s: Mitten in der Nacht springt eine junge Frau in einen Bus und fährt los. Sie heisst Diane und hat gerade ihr erstes Kind geboren. Auf der Flucht vor der Entbindungsstation und ihrem Partner begibt sie sich auf eine gefährliche Reise in ihr Inneres. Am frühen Morgen wacht sie in einem Badeort in Spanien auf. Ihr Körper führt sie unaufhörlich zu dem Kind zurück, das sie gerade geboren hat. Bald lernt sie auf ihren Wanderungen Rose kennen. Zwei einsame Seelen, die sich langsam aneinander annähern.
Wissenswertes: Mit ihren individuellen Projekten haben Carmen Jaquier und Jan Gassmann Entdeckungsreisen an der Seite von Frauen unternommen, um das Erwachen und die Last der Sexualität zu ergründen. Der Film «Les Paradis de Diane» wird zu einer Schnittstelle, an der sich die Filme der beiden Schweizer Persönlichkeiten nicht nur begegnen, sondern auch ins Thema der postnatalen Störungen eintauchen. Der Film zeigt, dass der gesellschaftliche Druck auf Frauen, die fast per Definition ihre Mutterrolle akzeptieren sollten, immer grösser wird.
5. «Imaginary»
Ab dem 14. März im Kino
Der Horrorfilm stellt einen kuscheligen Teddybären ins Zentrum des Grauens
Darum geht’s: Endlich Kleinstadtidylle! Jessica zieht mit ihrem Mann und ihren zwei Stieftöchtern in das Haus ihrer Kindheit. Alice, die jüngste Stieftochter, findet im Keller Jessicas Teddybären und bald sind die beiden unzertrennlich. Doch schon bald geschehen unheimliche Dinge und Alice gibt zu, dass der Teddy sie zu beängstigenden Aufträgen zwingt.
Wissenswertes: Regisseur Jeff Wadlow kennt sich mit Horror aus. Er startete seine Karriere als Produzent von Serien wie «Bates Motel» oder «The Strain» und führte zuletzt beim gruseligen Kinderfilm «Are You Afraid of the Dark?» Regie, den er direkt für Netflix entwickelte. Als eine Inspiration für «Imaginary» führt er den Horrorklassiker «Poltergeist» an.
6. «The Hypnosis»
Ab dem 21. März im Kino
In dieser schwedischen Komödie führt eine Hypnose zu skurrilen Ergebnissen
Darum geht’s: Vera will endlich mit dem Rauchen aufhören und entschliesst sich zu einer Hypnosetherapie. Doch schon nach kurzer Zeit zeigen sich eigenartige Nebenwirkungen, die Vera dazu bringen, jegliche sozialen Hemmungen abzulegen. Ihr neues Verhalten kollidiert mit ihrer Teilnahme bei einem renommierten Wettbewerb, bei dem sie gemeinsam mit ihrem Mann eine Gesundheits-App vorstellen soll.
Wissenswertes: «The Hypnosis» ist das Spielfilmdebüt des Schweden Ernst De Geer und karikiert unsere moderne Gesellschaft, die nur scheinbar Authentizität und Selbstverwirklichung fördert. Der Film wurde 2023 auf dem Zurich Film Festival gezeigt.
7. «Die Herrlichkeit des Lebens»
Ab dem 21. März im Kino
Der Film zeigt die letzten Lebensmonate des Autoren Franz Kafka
Darum geht’s: 1923 an einem Ostseestrand: Dora Diamant und Franz Kafka lernen sich kennen und lieben – obwohl sie grundverschieden sind. Er hat die Welt gesehen, sie kommt aus dem tiefsten Osten. Aber alle Unterschiede sind wie weggespült, als sie sich besser kennenlernen. Doch Kafkas Gesundheit schwindet.
Wissenswertes: Die Regie übernahmen die beiden deutschen Filmschaffenden Judith Kaufmann und Georg Maas, die bereits bei Filmen wie «Zwei Leben» zusammengearbeitet haben. «Die Herrlichkeit des Lebens» basiert auf dem gleichnamigen Roman von Michael Kumpfmüller aus dem Jahr 2011.
8. «Arthur the King - Arthur der Grosse»
Ab dem 21. März im Kino
Die unglaubliche, aber wahre Freundschaft eines Mannes und seines Hundes
Darum geht’s: Mikael Lindnord ist der Anführer eines Abenteuer-Rennteams und befindet sich auf einem 700km langen Rennen mitten durch den Dschungel. Eines Tages wirft er einem Hund ein Fleischbällchen zu und dieser lässt sich nun nicht mehr abschütteln. Schon bald lernt Mikael seinen unfreiwilligen Begleiter zu schätzen und lernt sich und seine Ziele im Leben ganz neu kennen.
Wissenswertes: Der Film basiert auf dem Buch «Arthur: Der Hund, der den Dschungel durchquerte, um ein Zuhause zu finden» von Mikael Lindnord, der seine eigene unglaubliche Geschichte schildert.
9. «Mars Express»
Ab dem 21. März im Kino
Ein futuristisches Sci-Fi-Abenteuer im Weltall
Darum geht’s: Die Privatdetektivin Aline und ihr Roboter-Kollege Carlos reisen zur Erde, um eine Hackerin dingfest zu machen, die Roboter von ihren Gesetzen befreien will. Zurück in ihrer Heimat, einer Kolonie auf dem Mars, müssen sie sich allerdings mit ihr verbünden, um den Fall einer vermissten Studentin zu lösen. Dabei kommen sie einem Geheimnis auf die Spur, das die ganze Gesellschaft umstürzen könnte – und dessen Akteure aus den höchsten Rängen kommen.
Wissenswertes: «Mars Express» ist der erste Spielfilm des französischen Regisseurs und Animationskünstlers Jérémie Périn und ein gelungener Genremix. Aus dem Film Noir kommt die Detektivin Aline mit klassischem Alkoholproblem und einer schwierigen Vergangenheit, während die Science Fiction das Geschehen in eine spannende Zukunftsvision einbettet, die nicht nur mit der Besiedelung des Mars, sondern auch mit interessanten Ideen zum Thema KI und Robotern überzeugt.
10. «One Life»
Ab dem 28. März im Kino
Ein Drama, das auf wahren Begebenheiten beruht
Darum geht’s: Dezember 1938 in Prag: Der junge Londoner Makler Nicholas "Nicky" Winton besucht die Stadt und ist schockiert über die Lebensumstände der Familien, die vor den Nazis geflohen sind und nun um ihr Leben bangen. Er beschliesst zu handeln und verhilft letztendlich 669 Kindern zur Flucht, bevor die Grenzen geschlossen werden. 50 Jahre später kann er die Ereignisse nicht vergessen und macht sich Vorwürfe, nicht noch mehr Menschen gerettet zu haben. Doch dann kommt es zu einem Wiedersehen.
Wissenswertes: «One Life» erzählt die wahre Geschichte von Nicholas "Nicky" Winton, der zwischen 1938 und 1939, also innerhalb eines knappen Jahres, 669 Kindern zur Flucht verhalf. Nach seinem Tod 2015 bezeichnete ihn die britische Presse als "Britischen Schindler".
11. «Kleine schmutzige Briefe»
Ab dem 28. März im Kino
Eine wahre britische Geschichte zwischen obzönen Briefen und Sufragetten-Bewegung
Darum geht’s: Um 1920: Littlehampton ist ein kleiner Badeort am Meer, jeder kennt jeden und das Brodeln der Gerüchteküche hört niemals auf. Die Empörung ist gross, als Edith Swan, die unverheiratet ist und noch bei ihren Eltern lebt, Briefe erhält, die vor Beschimpfungen nur so triefen. Schnell fällt der Verdacht auf Ediths Nachbarin Rose, die für ihre unangemessene Feierwütigkeit und loses Mundwerk bekannt ist. Als bald noch mehr Stadtbewohner unflätige Briefe erhalten, beginnt eine wilde Jagd nach dem Täter – Beweise egal.
Wissenswertes: «Wicked Little Letters» ist eine britische Komödie wie sie im Buche steht – zu der ausgesprochen witzigen Prämisse gesellt sich ein grandioses Drehbuch und eine Riege von namhaften Schauspieler:innen, die die schnellen Dialoge auf den Punkt wiedergeben können. Der Grundpfeiler des Films ist der niemals langweilig werdende Widerspruch zwischen dem moralisch streng geregelten Leben der Figuren und den schreiend komischen, unanständigen, von kreativen Ausdrücken gespickten Briefen.
Welche weiteren Filme demnächst im Kino zu sehen sind, erfährst du hier.
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