Artikel1. November 2024 Cineman Redaktion
Wie man unbedarft zum Killer wird: 5 Gründe, die Netflix-Serie «Achtsam Morden» zu schauen
Netflix hat sich eine kleine Nische damit erobert, aus erfolgreichen deutschsprachigen Bestsellern sehenswerte Serien zu entwickeln. «Achtsam Morden» ist der jüngste Neuzugang und wir haben 5 Gründe für dich, warum du die schwarzhumorige Produktion nicht verpassen solltest.
Die Romane der «Achtsam Morden»-Reihe bieten sich für eine Adaption als Serie geradezu an. Seit 2019 hat Karsten Dusse fünf Romane vorgelegt, sodass für Netflix reichlich Nachschub vorhanden ist. Im Fokus steht der Anwalt Björn Diemel, der für das organisierte Verbrechen arbeitet, dann aber seinen Boss versehentlich kalt macht. Oder eigentlich: Warm werden lässt, weil er ihn bei sommerlichen Temperaturen einfach im Kofferraum liegen lässt. Denn Björn hat gelernt, auch mal loszulassen und sich auf die wichtigen Dinge im Leben zu konzentrieren. Die Achtsamkeit dominiert nun sein Leben.
1. Tolle Vorlage
Die Romane entwickelten sich vom Fleck weg zum Bestseller. Die Idee eines «entschleunigten Krimis», wie es auf dem Cover des ersten Romans steht, ist aber auch zu schön. Denn genau darum geht es, aber zugleich auch um mehr, denn es ist auch die Nonchalance, mit der die Hauptfigur zum Mörder wird und immer damit weitermacht, die so erstaunlich leichtherzig daherkommt.
Zudem ist es vergnüglich, zuzusehen, wie ein eigentlich guter Kerl seine dunkle Seite zum Vorschein kommen lässt. Nicht, dass es in der Serie explizit darum gehen würde, aber nebenbei wird so auch gezeigt, dass in jedem das Potenzial zum Mörder schlummert. Es müssen nur die Umstände stimmen.
2. Exzellenter Hauptdarsteller
Natürlich hat jede:r Leser:in eines Romans eine ganz eigene Vorstellung von einer Figur. Entsprechend kann es eine Verfilmung niemals allen recht machen, aber besser als Tom Schilling lässt sich der agrlose Anwalt wohl nicht besetzen. Der Mime ist einer der besten seiner Generation und versteht es, die unterschiedlichen Nuancen seiner Figur herauszuarbeiten.
Erst den gehetzten Anwalt, der für die Familie gar keine Zeit mehr hat, dann den Ehemann und Vater, der seine Prioritäten neu ordnet, und dann den kühlen Logiker, der nicht nur eiskalt Leute um die Ecke bringt (oder es durch Unterlassen zulässt, dass sie sterben) und dann recht pragmatisch die Leichen entsorgt. Immer mit dem Gedanken, bloss nichts zurückzulassen, mit dem er überführt werden könnte.
3. Lockere Erzählweise
Humor in deutschen Formaten ist immer so eine Sache. Je derber es wird, desto leichter ist es, aber «Achtsam Morden» überzeugt durch filigranen, auch subtilen Witz. Es ist weniger, dass auf einen Gag zugearbeitet wird. Vielmehr punktet die Serie durch ihre lockere Art, in der praktisch nebenbei vom Sterben des Antagonisten erzählt wird.
Es sind die Situationen, die witzig sind, und das gilt für die eher “normalen” wie die, in der Björn auf den Therapeuten trifft, aber auch die abstrusen, wenn er seinen Hauptklienten im Kofferraum aus dem Gebäude schmuggelt und dann einfach beschliesst, ihn dort drin liegen zu lassen. Die Kombination aus den Lehren der Achtsamkeit und einer wahnwitzigen Räuberpistole ist natürlich echt makaber, aber gerade dadurch auch wirklich lustig.
4. Mord auf Mord
«Achtsam Morden» eskaliert. Mit einem Mord ist es nicht getan. Als Björn sich erstmal auf diesen Weg begibt, hat er letztlich auch keine andere Wahl, als ihm weiterhin zu folgen. Die Alternative wären Gefängnis oder der Tod. Im Grunde ist Björn so ein bisschen wie Walter White in «Breaking Bad». Natürlich nicht todkrank, aber ein Normalo, der in eine Situation gerät, die nicht mehr normal ist. Mehr noch, eine Situation, die erfordert, dass eine charakterliche Veränderung stattfindet.
Walter White gestand sich zum Ende ein, dass er ins Drogengeschäft eingestiegen ist, weil er das wollte und es ihm Freude bereitete, Björn Diemel ist da noch nicht so weit. Aber sollte es weitere Staffeln geben, wird er natürlich auch sich selbst neu bewerten müssen. Ist er noch der Mann, der er gedacht hatte, zu sein? Oder der er sein wollte? Hier kommt auch wieder das exzellente Spiel von Tom Schilling zum Tragen, denn er zeigt dem Publikum sehr genau auf, wie diese Veränderung einsetzt.
5. Gutes Ensemble
Tom Schilling steht über allem, aber er ist nicht allein. Ihm zur Seite steht ein wirklich tolles Ensemble. Seine Frau wird von Emily Cox gespielt. Keine dankbare Rolle, aber eine, in die sie auch sehr viel hineinsteckt. Zudem ist die Chemie zwischen den beiden Darstellenden sehr gut. Auch hervorragend ist Marc Hosemann (bekannt als der Tod in «Sophia, der Tod und ich»), der nicht im Fokus steht, aber praktisch jede Szene, die er hat, an sich reisst. Generell: Toll besetzt, toll gespielt, und übrigens auch schön inszeniert.
4 von 5 ★
«Achtsam Morden» ist seit dem 31. Oktober auf Netflix zu sehen.
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