Der Autor, Regisseur und Produzent Ryan Murphy ist derzeit der ungekrönte König der TV-Serien. Wir präsentieren dir 5 Gründe, seine neue Serie «The Watcher» auf Netflix zu schauen.
Artikel von Gabriela Tscharner Patao
Ryan Murphys True-Crime Grusel-Serie «The Watcher» basiert auf der wahren Geschichte einer Familie, die aufs Land zieht, um den Gefahren der Grossstadt zu entfliehen. Als sie anonyme Drohbriefe kriegt, die durchblicken lassen, dass die Familienmitglieder Tag und Nacht von jemandem beobachtet werden, wird das Traumhaus zum Alptraum.
1. Ryan Murphy
Von «Nip/Tuck: Schönheit hat ihren Preis» über «Glee» bis zu «American Horror Story» haben nur wenige Leute ein beeindruckenderes Resümee als Murphy, der auch Kinofilme wie «Eat Pray Love» mit Julia Roberts oder das Musical «The Prom» realisiert hat. «Als Kind liebte ich Barbra Streisand, aber meine Grossmutter konnte sie nicht ausstehen», erklärt Murphy seine Vorliebe für das Horror Genre. Seine Grossmutter wollte, dass er sich nicht Musicals, sondern dunkleren Künsten zuwende. «Sie liebte das Horror Genre und als ich sie fragte, warum, meinte sie: «Diese Filme erinnern mich daran, dass ich am Leben bin.»
2018 schloss Murphy mit 300 Millionen Franken mit Netflix den teuersten Development Deal aller Zeiten ab. Diese fünfjährige Zusammenarbeit brachte bisher Serien wie «The Politician», «Hollywood», «Ratched», «Halston», «Dahmer» und «The Watcher» hervor. Murphy ist aber auch ein Aktivist.
Mit Shows wie dem LGTBQ-Drama «Pose», das in New York in der Schwulenszene der 80er Jahre auf dem Höhepunkt der AIDS-Epidemie spielt, will er auf die Diskriminierung gegen Homosexuelle und Schwarze aufmerksam machen. Themen, die er auch in «Dahmer» aufgreift. Murphys nächste Projekte sind «A Chorus Line», eine Netflix Mini-Serie basierend auf dem Broadway Musical und «Consent», eine Sammlung von Geschichten über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, die dank der #metoo Bewegung ans Licht kamen.
2. Unsere Lust auf True-Crime
True-Crime ist wohl der erfolgreichste Medientrend der letzten Jahre. «The Watcher» basiert auf einer wahren Geschichte, die 2018 durch einen Artikel im New York Magazin Popularität erlangte. Die TV-Serie zeigt Nora (Naomi Watts) und Dean Brannock (Bobby Cannavale), die mit ihren Kindern aus der Stadt aufs Land ziehen, um sie in Sicherheit aufwachsen zu lassen. «Ich identifiziere mich mit dieser Familie», erzählt die Schauspielerin Naomi Watts, deren Familienidylle in «The Watcher» von den mysteriösen Briefen eines Spanners bedroht wird.
«Es ist klar, dass derzeit ein enormer Appetit auf True-Crime besteht»
«Wir alle glauben, in unserem eigenem Haus sicher zu sein, bis wir realisieren, dass das nicht immer der Fall ist.» Murphy schreibt den Erfolg des True-Crime Genres der Tatsache zu, dass unsere Welt dunkler und chaotischer denn je erscheint. «Während der Pandemie suchten wir alle nach einem Ort, wo wir unsere Angst verstauen konnten und das war unser zu Hause. Diese True-Crime Geschichten und dass wir sie entschlüsseln können, gibt uns die vermeintliche Illusion, dass wir Kontrolle über unser Leben haben.»
3. Die Besetzung von Frauen eines gewissen Alters
Von Naomi Watts («Mulholland Drive», «Ring») über Jennifer Coolidge («Natürlich Blond», «The White Lotus») und Mia Farrow (Rosemaries Baby) bis zu Margo Martindale («The Hours», «Mrs. America») ist «The Watcher» gespickt mit talentierten Schauspielerinnen, die über 40 sind. «Frauen eines gewissen Alters werden nur besser, anstössiger und fähiger als die Leute realisieren», erklärt Martindale via Zoom. Sie spielt in «The Watcher» eine zunächst nur nervige Nachbarin der Brannocks, die sich aber bald in die Liste der verdächtigen Briefeschreiber einreiht. Viele ältere Schauspielerinnen kämpfen noch immer gegen das Vorurteil an, dass das Publikum nicht an ihren Geschichten interessiert sei.
«Mir wurde gesagt, ich sollte mich sputen, denn nach 40 sei es mit der Karriere zu Ende.»
«Ich war Anfang 30, als ich in Hollywood erste Erfolge hatte», erinnert sich Naomi Watts. «Mir wurde gesagt, ich sollte mich sputen, denn nach 40 sei es mit der Karriere zu Ende.» Ein Argument, das die inzwischen über 50-jährige Oscar-nominierte Schauspielerin seither ständig widerlegt. Murphy schreibt seine Affinität älteren Frauen gegenüber seiner Liebe für die Grossmutter, Myrtle Andersen zu. «Ich bin mit Filmen mit starken Frauen in den Hauptrollen aufgewachsen, denn das war die Art Filme, die ihr gefielen. Und Horror Filme. Ihr Lieblingsfilm war «Dracula» mit Bela Lugosi.»
4. Wie ein Agatha Christie Roman
Im Gegensatz zu anderen Ryan Murphy Serien ist «The Watcher» subtiler, weniger blutig, aber nicht weniger spannend. Wie ein Agatha Christie Roman verlagern die sieben Episoden den Verdacht, wer der Autor der Drohbriefe sein könnte, von einer Person auf die andere. Da gibt es die Nachbarn zur Linken, Pearl (Mia Farrow) und Jasper (Terry Kinney), die der lokalen Denkmalpflege angehören und die Umbauten der Brannocks nicht tolerieren. Auch die Maklerin Karen Calhoun (Jennifer Coolidge) hat einige Beweggründe, die Familie aus dem Haus jagen zu wollen und der junge Installateur von Sicherheitsanlagen Dakota (Henry Hunter Hall) macht mit der Angst der Brannocks das grosse Geld.
«Ich wollte schon immer eine Geschichte im Stil von Agatha Christie erzählen»
In diesem Dorf in New Jersey scheint sogar der zuständige Polizeikommissar (Christopher McDonald) Grund zu haben, dieser Familie Drohbriefe zu schicken. Als sich die Bedrohung ins Haus einschleicht, ist es uns überlassen, Inspektor zu spielen und den Watcher zu identifizieren. «Ich wollte schon immer eine Geschichte im Stil von Agatha Christie erzählen», erklärt Murphy. «Als Kind war «Tod auf dem Nil» einer meiner Lieblingsfilme, seine Erzählweise, die Besetzung lauter Stars.»
5. Wird es eine zweite Staffel geben?
Wie viele andere Geschichten im True-Crime Genre endet «The Watcher» mit vielen nicht verknüpften Handlungssträngen, die Futter für eine zweite Staffel liefern könnten. Die wahre Geschichte, auf der die TV-Serie basiert, hat kürzlich einen Update im New York Magazin erhalten, der als Grundlage für eine zweite Staffel dienen könnte. Für eine Fortsetzung scheint Jennifer Coolidge bereit zu sein.
«Sie liebt es, zur Abwechslung mal eine niederträchtige Person zu spielen und wollte nur zusagen, wenn sie jemanden um die Ecke bringen darf», verrät Ryan Murphy. Und, Spoiler alert, in der ersten Staffel hat sie noch keinen umgebracht. Der stärkste Hinweis auf eine zweite Staffel ist jedoch, dass die Netflix Serie in nur zwei Wochen während 300 Millionen Stunden gestreamt wurde und damit einen Hit für die Plattform darstellt.
Die erste Staffel von «The Watcher» ist seit dem 13. Oktober auf Netflix verfügbar.
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