Kritik14. August 2020

«Artemis Fowl» neu auf Disney Plus: Was lange währt, wird nicht immer gut

«Artemis Fowl» neu auf Disney Plus: Was lange währt, wird nicht immer gut
© Disney

Es brauchte einige Jahre, bis die Buchverfilmung «Artemis Fowl» das Licht der Welt erblickte. Nun soll der Fantasy-Streifen die Disney Plus-Abonnenten begeistern – ein Unterfangen, das sich als schwierig herausstellen dürfte.

Filmkritik von Peter Osteried

Seit vielen Jahren schon hat Disney die Verfilmungsrechte an Eoin Colfers erfolgreicher Roman-Reihe. Das Projekt befindet sich seit mehr als einem Jahrzehnt in der Entwicklung. Colfer scherzte schon, dass der erste Film zwei Jahre nach seinem Tod die Kinos erreichen wird. Dann wurde das Projekt Kenneth Branagh übertragen – und nahm langsam Gestalt an.

Nach mehreren Verschiebungen hätte er dieses Jahr im Kino laufen sollen, doch dann kam Corona, woraufhin man beim Studio entschied, den Film beim Streaming-Dienst Disney+ zu beerdigen. So muss man das wohl nennen, denn die Artemis-Fowl-Fans hat man mit diesem Film sicherlich nicht auf seiner Seite.

Disney hoffte wohl auf einen Erfolg, wie Warner ihn mit den «Harry Potter»-Verfilmungen hatte.– Cineman-Filmkritiker Peter Osteried

Artemis Fowl (Ferdia Shaw) ist ein junges Genie, dem von seinem Vater (Colin Farrell) alles über Elfen und märchenhafte Geschöpfe beigebracht wurde. Aus gutem Grund, denn die Elfen existieren. Das findet Artemis heraus, nachdem sein Vater entführt wird, und seine geheimnisvolle Entführerin den Aculos im Austausch haben will. Artemis muss eine Elfe einfangen, um überhaupt eine Chance zu haben, den Aculos zu finden. Doch das scheint noch die leichteste Aufgabe zu sein, da sich mit dem Gefangennehmen der Elfe Holly Short allerhand weitere Probleme ergeben…

Kenneth Branaghs Werk wirkt oft unfreiwillig komisch.– Cineman-Filmkritiker Peter Osteried

Disney hoffte wohl auf einen Erfolg, wie Warner ihn mit den «Harry Potter»-Verfilmungen hatte, aber dafür hätte man sich näher an der Vorlage orientieren müssen. Gerade Fans stossen die ganzen Änderungen aber negativ auf. Im Grunde hat man den Namen der Figur und die generelle Prämisse genommen, ansonsten aber etwas Eigenes produziert. Kann man natürlich machen, man läuft damit aber Gefahr, die Fanbasis zu verlieren. Da «Artemis Fowl» aber auch nicht der Film ist, mit dem sich unbedarfte Zuschauer, welche die Romane nicht kennen, wirklich begeistern liessen, hat man ein Problem.

Kenneth Branaghs Werk wirkt oft unfreiwillig komisch. Weil die Kostüme der Elfen albern aussehen, womit besonders Judi Dench zu hadern scheint. Aber auch, weil Josh Gad als Hagrid-Verschnitt und bedeutungsschwangerer Erzähler auf Teufel komm raus übertreibt. Die Geschichte ist zudem reichlich mager. Antrieb des Ganzen ist ein MacGuffin, wie es ihn seit Hitchcocks Zeiten gibt. Ein Element, dem man zwar in zwei Nebensätzen unheimliche Macht attestiert, das aber ansonsten auch ein Turnschuh sein könnte – Hauptsache, jeder ist dahinter her. Das wird aber so lieblos, so fahrig inszeniert und so tonal uneben erzählt, dass man schnell den Spass an der ganzen Sache verliert. Zumal der Film dem Aufwand zum Trotz nicht besonders spektakulär aussieht.

© Disney Plus

Schlimmer noch: Das Ganze fühlt sich im Grunde wie ein Pilotfilm für eine Serie an. Ins Kino hätte dieses Werk sowieso nie gehört, beim Streaming-Dienst ist «Artemis Fowl» deutlich besser aufgehoben. Allerdings dürfte er dort auch bald in der Versenkung verschwinden und das Kapitel „filmische Umsetzungen der Romane“ erstmal durch sein.

Sollte man in ein paar Jahren einen weiteren Versuch wagen, dann hoffentlich auch mit einem besseren Hauptdarsteller. Wenn Ferdia Shaw der beste Jüngling war, denn Kenneth Branagh für diese Rolle finden konnte, dann möchte man nicht wissen, wie unendlich schlecht alle anderen waren, die als Artemis Fowl vorgesprochen haben.

Als Kinderfilm mag Artemis Fowl funktionieren, ein erwachsenes Publikum nimmt man mit diesem verfahrenen Projekt auf jeden Fall nicht mit. Wenigstens kostet das Ganze nichts, wenn man sowieso schon Disney+ im Haus hat.

2 von 5 ★

«Artemis Fowl» ist ab sofort auf Disney Plus verfügbar.

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Kommentare 1

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Taz

vor 4 Jahren

Enttäuschend von Anfang bis Ende. Einst als "neuer Harry Potter" beschrieben, zeigt sich dieser Schuss in den Ofen als langweiliges und uninteressantes Teeniestück, das von hölzernen Darstellern getragen wird und eine Geschichte vorträgt, die nicht funkt. Die wissen schon, warum das Teil im Streamer kam und nicht im Kino.Mehr anzeigen


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