Kritik22. September 2017

«Aurore»: Eine erfrischende Komödie, die einfach gut tut

«Aurore»: Eine erfrischende Komödie, die einfach gut tut

Aurore ist eine Frau um die fünfzig, beherzt und unternehmenslustig, bis Alter und andere Umstände ihre Lebenslust bremsen. Die alleinstehende Frau und Mutter zweier Töchter wird von den Wechseljahren eingeholt, verliert Job und zeitweise den Mut - ist aber dennoch kein hoffnungsloser Fall. Agnès Lenoir inszenierte eine erfrischende Komödie, wie aus dem Frühseniorenleben gegriffen.

Filmkritik von Rolf Breiner

Manchmal kommt es ganz dick. Manchmal gibt es nicht nur einen rabenschwarzen Tag, sondern gleich mehrere. Aurore ist eigentlich eine patente, lebenslustige Frau, die, geschieden, ihr Leben einigermassen im Griff hat. Doch dann gerät alles aus den Fugen: Menopause. Sie schlägt sich mit Hitzewellen, dann auch noch mit dem Arbeitgeber herum und schmeisst ihren Job als Serviertochter hin. Die jüngste Tochter Lucie (Lou Roy-Lecollinet) im Teenageralter will das heimische Nest verlassen – wegen einer Liebschaft. Die ältere Marina (Sarah Suco) eröffnet ihrer Mutter, dass sie schwanger ist. Aurore ist nicht gerade begeistert und beschwört dadurch eine Mutter-Tochter-Krise herauf.

Probleme, wohin die gebeutelte Aurore blickt – vom Arbeitsamt und Beratungen bis zum Jugendfreund Totoche (Thibault de Montalembert), den sie zufällig wiedertrifft. «Mit dreissig geht's bergab», kriegt sie zu hören, muss sich von Sozialbeamtinnen herumschubsen lassen, wird auf dem Arbeitsmarkt (Vorstellungsgespräche) diskriminiert und von den Töchtern ziemlich im Stich gelassen, weil die mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind.

Doch Aurore, eine Mutter mit Herz und sonnigem Gemüt, lässt sich trotz aller Nackenschläge nicht unterkriegen. Da ist ja noch ihre fidele, beste Freundin Mano (Pascale Arbillot) und ein Verehrer, der sie zu einer Venedig-Reise einladen will, obwohl eine alte Liebe ihren Herzschlag erhöht. Doch Totoche will nicht recht anbeissen, Aurore hadert und erliegt schlussendlich einem Missverständnis. Doch noch ist nicht aller Tage Abend: Trotz düsterer Perspektiven erscheint Licht am Horizont, dafür sorgen nicht nur eine Seniorinnen-WG, sondern auch – oh Wunder! – das männliche Geschlecht.

Aurore lässt sich trotz Rückschlägen nicht unterkriegen

Am Ende singt Jasmin Vegas «I Got Life». Und das sagt viel: Lenoits ernster Film mit heiterer Note tut einfach gut – nicht nur Frauen. – Rolf Breiner

Aurore, herzbewegend, vital und fulminant verkörpert von Agnès Jaoui, gibt ein charmantes, optimistisch stimmendes Beispiel für eine Frau auf der Schwelle zu einem neuen Lebensimpuls, die aus der «emotionalen Einsamkeit» (Lenoir) findet. Der liebenswerte Film Aurore beschreibt nicht nur die Krise einer Frau um die 50, sondern auch den Konflikt zwischen Tochter und werdender Grossmutter, Misstrauen und Vertrauen. Blandine Lenoirs sinnlicher Liebesfilm versteht sich auch als Plädoyer für Solidarität unter Frauen, für Liebe und als Lustmacher aufs Alter. Am Ende singt Jasmin Vegas «I Got Life». Und das sagt viel: Lenoits ernster Film mit heiterer Note tut einfach gut – nicht nur Frauen.

Aurore ist ein Film über das weibliche Geschlecht - die herzerwärmende Komödie könnte aber auch für Männer absolut sehenswert sein.

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