Artikel15. Juli 2023

Barbenheimer: Ein eingehender Blick auf ein Medienphänomen

Barbenheimer: Ein eingehender Blick auf ein Medienphänomen
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Es ist DAS Internetphänomen des Sommers: der gleichzeitige Kinostart von «Barbie» und «Oppenheimer» und die Flut von Memes und anderen kunstvollen Abhandlungen in den sozialen Netzwerken. Das Phänomen heisst "Barbenheimer". Wir haben es für dich entschlüsselt.

von Théo Metais

Am Anfang: eine Marketingstrategie

Hinter der Veröffentlichung von «Barbie» und «Oppenheimer» am 21. Juli verbirgt sich in Wirklichkeit eine Vertriebsstrategie, die darin besteht, zwei diametral entgegengesetzte Filme gleichzeitig zu veröffentlichen. Im Englischen nennt man das "counterprogramming" oder "Gegenprogrammierung". Was ist der Vorteil? Auf diese Weise wird sichergestellt, dass sich zwei Filme bei ihrer Veröffentlichung nicht gegenseitig in den Schatten stellen, sondern nebeneinander auf den Kinoleinwänden laufen können, wenn nicht sogar aufeinander reagieren. Stell dir vor, der neue «James Bond»-Film kommt in derselben Woche wie der letzte «Mission Impossible»-Film in die Kinos oder «Batman» stiehlt «Iron Man» am Eröffnungswochenende die Show. Verstehst du die Masche?

Diese Strategie ermöglicht es Warner Bros. («Barbie») ausserdem, auf Universal («Oppenheimer») zu reagieren. Und damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende, denn die Website Vox erinnert uns daran, dass es das erste Mal seit 20 Jahren ist, dass Regisseur Christopher Nolan nicht mit Warner Bros. zusammenarbeitet. Eine Entscheidung, die nach der eher durchwachsenen Reaktion (und der hybriden Kino-/Streaming-Veröffentlichung) auf «Tenet» im Jahr 2020 getroffen wurde. Eine Schachpartie im Land der Medien, willkommen in den Untiefen des Vertriebs!

Ein Duell an der Spitze

Es handelt sich also um einen bekannten Klassiker in der Medienlandschaft. Die Oscars, der Super-Bowl und die Olympischen Spiele gehören zu den am häufigsten gegenprogrammierten Ereignissen in den USA. Und so ausgefeilt die Methode auch sein mag, im Kern von "Barbenheimer" (oder "Oppenbarbie", je nach Geschmack) gibt es einen geheimnisvollen und faszinierenden Gegensatz. Ist es der x-te und ewig gleiche Krieg der Genres, ein Farbduell, die Gegenüberstellung von Pop-Seligkeit und wissenschaftlicher Strenge, von Belanglosigkeit und historischer Bedeutung, von Tag und Nacht oder die Vereinigung zweier Dramen: das Aufkommen des Plastiks und der Atombombe?

Die Diskussion ist eröffnet, und die Internetwelt dreht munter durch. Greta Gerwig und Margot Robbie zeigten sich mit ihren Kinokarten für «Oppenheimer». Und die Schauspielerin Issa Rae sagte dem Hollywood Reporter nach der Premiere in Los Angeles sogar, dass es besser sei, zuerst «Oppenheimer» zu sehen und danach mit dem Film «Barbie» «den Gaumen zu reinigen».

Barbenheimer auf dem Weg zur Legende

Aus dieser Rivalität der Studios ist eine erstaunliche Solidarität unter den Kinofans entstanden, wobei "Barbenheimer" sogar zu einer eigenständigen Grösse geworden ist. Die Karten für gemeinsame Vorstellungen sind heiss begehrt – dieses Phänomen könnte in die Filmgeschichte eingehen.

In einem Interview mit der spanischen Zeitung La Vanguardia fasst der Schauspieler Cillian Murphy das Phänomen in wenigen Worten zusammen: «Ich würde den Leuten raten, sich beide Filme am gleichen Tag anzusehen. Wenn es gute Filme sind, dann ist das ein Gewinn für das Kino.» Angesichts der offensichtlichen Qualitäten der beiden Filme (und der ersten, vorsichtig positiven Kritiken) hat "Barbenheimer" auch eine starke Signalwirkung inmitten des Streiks der Drehbuchautoren in Hollywood. Wäre ein positiver Einfluss auf den Streik nicht die schönste Belohnung für den Einfallsreichtum der Drehbücher, die Greta Gerwig und Christopher Nolan in den letzten 15, 20 Jahren geschrieben haben?

Trailer zu «Barbie»

Trailer zu «Oppenheimer»

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