Kritik23. Februar 2024 Cineman Redaktion
Berlinale 2024: «Gloria!»: Alles ist Musik
Musik und Kino gehören unbedingt zusammen. Schon der Stummfilm wurde mit dem Piano begleitet und ein guter Soundtrack beflügelt noch heute jeden Film: was wäre «Titanic» ohne Celine Dion oder «Pulp Fiction» ohne die legendäre Tanzszene. Und auch Schauspielerin und Musikerin Margherita Vicario konzentriert sich in ihrem Regie-Debüt «Gloria!» auf die Kraft der Musik.
«Gloria!»: Alles ist Musik
Margherita Vicario | Italien, Schweiz | 106 Min.
Text von Cornelis Hähnel
1800, in der Nähe von Venedig. In einer alten, heruntergekommenen Musikschule für Mädchen lebt die junge Teresa, die von allen nur “die Stumme” genannt wird, als Magd. Während die anderen Mädchen sich der Musik hingeben, verrichtet sie niedere Tätigkeiten. Eines Nachts entdeckt sie im Keller ein seltsames neumodisches Instrument: ein Klavier. Endlich findet ihr musikalisches Talent einen Weg, sich auszudrücken und bald versammeln sich dort heimlich weitere Mädchen, um ihre Leidenschaft für die Musik auszuleben…
Die italienisch-schweizerische Koproduktion «Gloria!» ist jenen (unbekannten) Komponistinnen gewidmet, deren Werke zu Lebzeiten nicht gewürdigt oder die im Laufe der Geschichte verschollen gegangen sind. Regisseurin Margherita Vicario erzählt ihr Historiendrama dabei mit dem drängenden Impuls der Kreativität, denn ständig bricht Musik aus dem Alltag hervor, z.B. wenn sich Teresas Kopf die Geräusche der Hausarbeit zu einem treibenden Rhythmus verschmelzen.
Überhaupt wohnt dem Film eine Lebendigkeit inne, alles wirkt frisch und gar nicht historisch angestaubt, auch wenn die Bilder oftmals an die Gemälde von Vermeer erinnern. Aber es ist die unerschrockene Erzählhaltung, die den Film so modern wirken lässt, denn Vicario scheut den popkulturellen Pathos nicht, streckenweise wirkt alles wie eine seltsame Mischung aus «Sister Act», «High School Musical» und «Amadeus». Aber genau das macht «Gloria!» so besonders, furchtlos mischt sich hier Kostümfilm mit Popvideo. Das kann man kitschig und klebrig finden, aber wenn man sich darauf einlässt, kann man einen anspruchsvollen Film entdecken, der mit klugem Gespür für Tempo und Musikalität die Leinwand zum Klingen bringt.
3.5 von 5 ★
Eine Zusammenstellung aller Texte der 74. Berlinale findest du hier.
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