Kritik5. November 2019 Irina Blum
«Bruno Manser - Die Stimme des Regenwaldes»: Sven Schelker überzeugt als Umweltaktivist
Niklaus Hilber zeichnet den Werdegang des Basler Umweltschutz- und Menschenrechtsaktivsten Bruno Manser nach. Er macht seinen Protagonisten, der einige Jahre bei den nomadisierenden Penan in Borneo lebte, nicht zum falschen Helden, sondern zeigt ihn immer wieder auch als bedächtigen Zweifler.
Filmkritik von Irene Genhart
Der Regenwald ist die Lunge der Erde, sein Erhalt eines der wichtigsten Anliegen von Ökoaktivisten. Dass dem so ist, verdankt man unter anderem dem Basler Bruno Manser (1954-2005), der einige Jahre im Regenwald von Borneo lebte und – als Mitte 1980er-Jahre dessen Massenabholzung begann – zusammen mit den einheimischen Penan den Kampf für den Erhalt ihres Lebensraumes aufnahm.
Nach Borneo aufgebrochen, und damit setzt Hilbers Film ein, ist Manser allerdings aus ganz anderen Gründen. Er sucht innere Ruhe. Will herausfinden, wie sich das Leben jenseits von Konsumismus und ohne Errungenschaften der Industrialisierung anfühlt; minutenlang fliegt die Kamera zum Filmanfang über eine bewaldete Hügellandschaft; auf einem Boot lässt sich Manser in die Tiefen des Dschungels führen.
Ein bisschen künstlerische Freiheit ist in einem fiktiven Biopic statthaft.
Ob er da wirklich bleiben wolle, fragt der Bootsmann, und warnt, es sei gefährlich und werde ihn das Leben kosten. Manser aber bleibt und schlägt sich durch den Dschungel, bis er nach Tagen auf eine Sippe einheimischer Penan stösst. Langsam nähert er sich den Nomaden an. Lernt ihre Sprache und Lebensweise und wird, von Häuptling Along Sega unter die Fittiche genommen, zum «Laki Penan» («weissen Penan»), als den man ihn aus Christoph Kühns Dokumentarfilm von 2007 bereits kennt.
Bis ein Späher Manser und die anderen nach geschätzt 20 Minuten zur ersten Schneise der Verwüstung führt, schwelgt Hilbers Film in paradiesischer Idylle; dass sich über die sensationellen Bilder von Matthias Reisser zu Beginn die Schöpfungsgeschichte legt, droht den Film ebenso in die Ecke des Ethnokitschs zu drücken, wie die (erfundene) Lovestory zwischen Manser und einer Penan-Frau. Doch ein bisschen künstlerische Freiheit ist in einem fiktiven Biopic statthaft – und mit Auftauchen der Holzfäller ist die Idylle vorbei.
Sven Schelker als Manser ist ein Glücksgriff.
Hilber hat für «Bruno Manser - Die Stimme des Regenwaldes» viel Aufwand betrieben und liess bei der Umsetzung grosse Sorgfalt walten. Er hat vor Ort gedreht, liess die Penan von einheimischen Laiendarstellern spielen, vor allem Nick Kelesau in der Rolle Segas erweist sich als schauspielerisches Naturtalent. Ein eigentlicher Glücksgriff aber ist Sven Schelker als Manser.
Er sieht mit blauen Augen und blondem Haar dem braunäugigen und -haarigen Manser zwar nicht sonderlich ähnlich. Aber er hat sich mit grosser Sensibilität und spürbarer schauspielerischer Hingabe in die Persönlichkeit dieses Mannes eingefühlt, der auszog um seinen Seelenfrieden zu finden und zu einem der wichtigsten Umweltaktivsten seiner Zeit wurde.
4 von 5 ✭
«Bruno Manser - Die Stimme des Regenwaldes» läuft ab dem 7. November in den Deutschschweizer Kinos.
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