Kritik19. Mai 2023

Cannes 2023: «Hypnotic»: Schlafwandeln bei vollem Bewusstsein

Cannes 2023: «Hypnotic»: Schlafwandeln bei vollem Bewusstsein
© IMDb

Ben Affleck begibt sich im neuen Action-Thriller des US-amerikanischen Regisseurs Robert Rodriguez auf eine rasante Fahrt durch das eigene psychische Multiversum.

«Hypnotic»: Schlafwandeln bei vollem Bewusstsein

Robert Rodriguez | 93 min.

Ein Text von Teresa Vena

Polizeiermittler Daniel (Ben Affleck) steht unter grossem Druck. Seine Tochter ist verschwunden. Er ist sich sicher, dass sie entführt wurde. Aus irgendeinem Grund glauben ihm seine Kollegen aber nicht. Im Einsatz bei einem Banküberfall wird Daniel ein Hinweis zugespielt, der auf den Aufenthaltsort seiner Tochter deutet. Verzweifelt versucht er, diesen zu entschlüsseln. Doch an den Umständen des Raubs fühlt sich etwas merkwürdig an. Da ist auch ein sonderbarer Mann, der herumgeht und offenbar die Menschen mit der Kraft seiner Gedanken manipulieren kann.

Regisseur Robert Rodriguez hat zwanzig Jahre an der Entwicklung des Drehbuchs von «Hypnotic» gearbeitet. Das lässt sich teilweise durch die komplexe Struktur der Handlung erklären, die viele ineinandergreifende Wendungen besitzt. Leider fehlt es der Geschichte aber dennoch an einer lückenlosen Logik. Mithilfe von schnellen Schnitten und einer suggestiven Tonspur versucht der Film, von Anfang an die Spannung zu halten. Das gelingt ihm nur zum Teil. Auffällig ist die in Grautönen gehaltene Bildästhetik, die eine fast klinisch sterile Atmosphäre erzeugt und sie auch in die erstaunlich leblos wirkenden Dialogen übersetzt.

Die Figuren stehen unter höchster Anspannung, doch weder in ihren Worten noch in ihrer Interaktion ist Leidenschaft zu spüren. Selbst Ben Affleck kann die im Kern schmale Grundidee des Verschwörungstheoriethrillers kaum ausgleichen, obwohl er auch hier seine gewohnt solide schauspielerische Leistung liefert. Inhaltlich bedient sich «Hypnotic» bei einer ganzen Reihe von Technologie-Dystopien, die ihm vorausgegangen sind. Präziser betrachtet ist der Film insbesondere eine wild durcheinander geschüttelte Mischung aus Werken wie «Memento», «Vanilla Sky», «Minority Report» und «Inception», die sich ja ihrerseits untereinander sehr ähnlich sind.

3 von 5 ★

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