Kritik25. Mai 2024

Cannes 2024: «Sauvages!»: Eine Liebeserklärung an die Natur

Cannes 2024: «Sauvages!»: Eine Liebeserklärung an die Natur
© 2024 Frenetic Films

Acht Jahre nach «Mein Leben als Zucchini», der Sensation der Quinzaine des réalisateurs 2016, ist der Walliser Regisseur Claude Barras mit seinem zweiten Spielfilm in Stop-Motion-Technik zurück.

«Sauvages!»: Eine Liebeserklärung an die Natur

Claude Barras | Schweiz | 87 Min.

von Marine Guillain; übersetzt aus dem Französischen

Die junge Keria, ein Mädchen, das kein Blatt vor den Mund nimmt, lebt mit ihrem Vater auf der Insel Borneo am Rande des riesigen Regenwaldes. Eines Tages beobachtet sie, wie eine Orang-Utan-Mutter vor ihren Augen getötet wird. Keria rettet ihr Baby und nennt es Oshi. Während sie sich um den kleinen Affen kümmert, sucht ihr Cousin Selaï bei ihnen Zuflucht vor dem Streit zwischen seiner Familie und den Holzfirmen, die den Dschungel zerstören wollen. Von seiner Cousine mit wenig Begeisterung aufgenommen, wird Selaï in der Schule verspottet und als "Wilder" bezeichnet. Er beschliesst, wegzulaufen, und schleppt Oshi und Keria mit sich. Im Dschungel, wo Keria allmählich zu ihren Wurzeln findet, muss sich das Trio mit denen herumschlagen, die die Bäume fällen...

«Sauvages!», der zwischen März und September 2023 in einem 2.500 Quadratmeter grossen Lagerhaus in Martigny gedreht wurde, wurde in Cannes mit herzlichem Applaus bedacht. Als Familienmärchen und ökologische Fabel behandelt der Film die Themen der Weitergabe zwischen den Generationen und der Abholzung des Waldes. Das Volk der Penan, von dem sich Claude Barras direkt inspirieren liess und mit dem er mehrere Wochen lang in die Natur eingetaucht ist, war an der Erstellung des Drehbuchs beteiligt.

Nachdem wir im September 2023 einen Tag am Set verbracht hatten, um zu sehen, wie dieser fantastische Animationsfilm entsteht, war die Aufregung gross! Eben haben wir noch gesehen, wie ein Animator stundenlang an dem Trio gearbeitet hat, das auf einem Baumstamm über einen Wasserfall läuft, jetzt ist die Szene in Sekundenschnelle vorbei. Da wir nun wissen, was hinter den Kulissen passiert, bewundern wir jede kleine Bewegung, jedes Kleidungsstück und jede Requisite, die in Stop-Motion-Technik zum Leben erweckt wurden, jede Kulisse und jeden Spezialeffekt, die in der Postproduktion hinzugefügt wurden... Die Tonarbeit ist ebenso beeindruckend und verleiht dem uralten Wald, der vor Leben nur so zu wimmeln scheint, noch mehr Kraft. Doch all diese technischen Details geraten in Vergessenheit, denn es ist die Geschichte von «Sauvages!», die uns mitreisst: eine wunderschöne ökologische und poetische Erzählung, die mit einer Prise Humor gewürzt ist, der stets gut eingebracht wird.

4.5 von 5 ★

Eine Zusammenstellung aller Texte vom 77. Festival International du Film de Cannes findest du hier.

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