Artikel7. Dezember 2021 Alejandro Manjon
Da, wo der Osten den Westen trifft: Ein Blick in die Thematik der interkulturellen Werten
Der Nahe Osten wird traditionell von Europa als ein erträumtes Territorium der Mystik, Erotik und Gewalt wahrgenommen. In den letzten Jahren etabliert sich kinematografisch ein neues Konzept in dieser Dynamik, das dazu führt, dass die westlichen und östlichen Werte in verschiedenen Ebene zusammenkommen. Die kulturellen und städtischen Landschaften der beiden Geographen beeinflussen sich immer öfters – und das zeigt sich in den folgenden 5 Serien spürbar.
1. «Fauda»
Genre: Action, Drama, Thriller
Darum geht’s: Der israelisch-palästinensische Konflikt und seine raue Realität auf dem Feld wird von beiden Parteien erlitten und dennoch weitergeführt. Mit einer Mischung aus Angst, Hass, Rache und Liebe versuchen die Protagonisten sich gewalttätig zu überlisten, um Frieden zu schaffen. Eine parallele Narrative zum Konflikt entwickelt sich in den persönlichen Leben der Charaktere.
Sehenswert, weil: Assaf Bernstein ein Klima geschaffen hat, in dem Feindseligkeit ein integraler Bestandteil des Alltags ist. Wenn man darüber hinweg schaut, entdeckt man welche Werte die Menschen bewegen – Familie und Wohlstand. Es ist spannend zu sehen, wie die verschiedenen Charaktere mit Religion und Gewalt umgehen. Die unerwarteten Fragen, die öfters mal moralisch geladen sind, bieten dem Zuschauer ein neues Bild des Konflikts, in dem nichts schwarz oder weiss ist und alles mehrere Ansichten hat.
Verfügbar auf Netflix, 3 Staffeln à 12 Episoden (ca. 35min)
2. «Unorthodox»
Genre: Drama
Darum geht’s: Esty (Shira Haas) flieht aus ihrer jüdisch-orthodoxen Glaubensgemeinschaft in New York und entscheidet sich für die lebendige Stadt Berlin. Dort freundet sie sich mit ein paar Jugendlichen aus einer Musikschule an, mit denen sie die ersten Erfahrungen in einer lockeren Umgebung macht. Die Flucht ist nicht nur eine geografische Reise, es ist auch eine Reise in Etsy selber, in ihre Vergangenheit, aber auch eben in ihre Zukunft.
Sehenswert, weil: Maria Schrade – in Begleitung von Deborah Feldman, die die Figur von Etsy inspiriert hat – uns die Welt durch die Augen von einem naiven, aber starken Mädchen erfahren lässt. Das liberale Leben in Berlin im Gegensatz zu dem konservativen Lebensstil in Williamsburg, New York, bietet dem Zuschauer einen interessanten Einblick in die verschiedenen Lebensweisen in den beiden Grossstädten.
Verfügbar auf Netflix, 1 Staffeln à 6 Episoden (ca. 53min)
3. «Acht Menschen in Istanbul»
Genre: Drama, Thriller, Kömodie
Darum geht’s: Acht verschiedene Lebensgeschichten in einer Stadt mit mehr als 15 Millionen Einwohner zeigen, wie eng manche Leben miteinander verflochten sind: ganz egal, ob man religiös oder gottlos, Putzkraft oder Akademiker, reich oder arm ist. Die Charaktere – hier eine kurze Anerkennung an Meryem (Öykü Karayel) für ihre unglaubliche schauspielerische Leistung – sind ein Teil einer gesellschaftlichen Kette, die nie aufhört, sich gegenseitig zu beeinflussen. Probleme wie das Queersein in einem religiösen Umfeld, Säkularität, psychische Gesundheit, Sex und Liebe werden zur Sprache gebracht und realistisch behandelt.
Sehenswert, weil: die Zuschauer lachen, sich unangenehm fühlen und wenn wir ehrlich sind, auch mal ein paar Tränen verdrücken werden. Wenn man sich für den interkulturellen Dialog und andere Kultur interessiert, ist diese Serie ein Muss. Auch wenn man kein Türkisch kann, empfiehlt es sich, die Serie in originaler Sprache anzuschauen, denn die Stimme gibt einen anekdotischen Flair zu den Gesprächen und rundet das Gesamtbild ab.
Verfügbar auf Netflix, 1 Staffel à 8 Episoden (ca. 45min)
4. «The Messiah»
Genre: Drama, Thriller, Mystery
Darum geht’s: Ein angeblicher Bote Gottes übermittelt in unserer Zeit auf palästinensisch-israelischem Boden eine mysteriöse Botschaft, die eine grosse Anzahl an Menschen weltweit überzeugt. Als die Bewegung grösser wird, beteiligt sich die CIA und die israelische Regierung aus Angst vor Unruhen in der Gegend. Die Ankunft und die charmante Persönlichkeit des sogenannten Messiahs wird von einer heutigen Perspektive über sozialen Medien und viralen Video verbreitet. Gesellschaftlich trifft dies jedoch auf grossen Widerspruch.
Sehenswert, weil: die zehn Folgen der Serie adäquat zum Aufbauen einer spannenden Atmosphäre sind. Man stellt sich dabei immer wieder die Frage, ob es tatsächlich so liefe, falls ein neuer Messiah auf die Erde käme und ob man selbst – angesichts der Ereignisse – daran glauben würde. Interessant ist hierbei zu sehen, wie die USA dargestellt wird und wie sie zu der Gegend positioniert ist. Dadurch, dass die Serie in den USA und dem östlichen Mittelmeerraum abspielt, bekommt man zahlreiche Einblicke in die unterschiedlichen Lebensqualitäten zwischen den Ländern.
Verfügbar auf Netflix, 1 Staffel à 10 Episoden (ca. 45min)
5. «Kalifat»
Genre: Crime, Drama, Thriller
Darum geht’s: Dieses schwedische Drama spielt sowohl in Schweden als auch in den von der IS eroberten Gebieten: Nachdem Pervin, eine schwedische Staatsbürgerin, nach Syrien zog, um dem Islamischen Staat zu dienen, bereut sie diese Entscheidung und möchte zurück in ihre Heimat. Durch den heimlichen Kontakt zu Fatima, einer in Schweden ansässigen Polizistin, fällt Pervin eine Schlüsselposition zu, um die Sicherheit Schwedens zu gewährleisten. Fatima schlägt ihr einen Pakt vor: Wenn Pervin ihr genügend Informationen liefert, sorgt sie dafür, dass sie aus den IS besetzten Gebieten zurückgeholt wird
Sehenswert, weil: der Fokus auf der Rolle der Frau liegt. Es wird eine etwas andere Sicht auf den IS geboten – allerdings mit teilweise gewalttätigen Szenen. Obwohl die Serie nach dem nordeuropäischen Drama-Schema gedreht wurde und die Spannung sehr gut aufbaut, hätte man sich eine unklarere Trennung zwischen Gut und Böse gewünscht. Die Gegebenheiten und Lebensweisen der beiden Regionen werden dem Zuschauer nahe gebracht und es werden Einblicke in den Alltag beider Kulturen gegeben.
Verfügbar auf Netflix, 1 Staffel à 8 Episoden (ca. 45min)
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