Kritik11. September 2020 Irina Blum
«Der einzig wahre Ivan»: Ein handzahmer Gorilla neu auf Disney+
«Der einzig wahre Ivan» rühmt sich, auf wahren Begebenheiten zu beruhen. Das bezieht sich jedoch nur darauf, dass es den malenden Gorilla Ivan wirklich gab. Abgesehen davon ist beim Film, den Disney+ neu im Programm hat, sehr viel Phantasie dabei, wird die Geschichte doch aus der Perspektive der sprechenden Tiere erzählt.
Filmkritik von Peter Osteried
Der Gorilla Ivan (Stimme im Original: Sam Rockwell) lebt im Zirkus und ist die Hauptattraktion der Show. Zuschauer kommen aber immer weniger, weswegen der Betreiber einen Jungelefanten holt, mit dem ein grösseres Publikum angelockt werden soll – wohlwissend, dass das auch nicht die Lösung des Problems sein kann.
Ivan verspricht der alten Elefantendame Stella, die ebenfalls seit Jahren im Zirkus lebt, dass das Elefantenbaby eines Tages frei sein wird, hat aber keine Ahnung, wie er das umsetzen soll. Durch pure Kraft und Willensstärke? Oder gibt es einen anderen Weg, der darin begründet liegt, dass Ivan ein Gorilla ist, der malen kann?
«Der einzig wahre Ivan» passt als Familienfilm sehr schön ins Portfolio von Disney+.
Eigentlich wollte Disney den Film in die Kinos bringen, wegen der Corona-Krise entschloss man sich jedoch, ihn auf Disney+ debütieren zu lassen. Das hat man zuvor schon bei «Artemis Fowl» getan, bei dem man ohnehin keine grossen Erwartungen an den Kinoeinsatz hatte. Hier ist einer der Gründe wohl, dass man für den Streamingdienst auch dringend neues Material benötigt, nachdem sich die Dreharbeiten vieler angekündigter Projekte verzögen. «Der einzig wahre Ivan» passt als Familienfilm sehr schön ins Portfolio von Disney+.
Es ist ein unaufgeregter Film, den Regisseurin Thea Sharrock («Ein ganzes halbes Jahr» präsentiert. Einer, der sehr harmlos gestaltet ist, weil die Geschichte ohne echte Konflikte daherkommt. Normalerweise lädt man Erzählungen wie diese mit einem Antagonisten auf. Mit jemandem, der eine Bedrohung für die Tiere darstellt.
Emotional packt einen der Film nicht wirklich.
Eine solche Figur sucht man in diesem Film aber vergeblich: Auch der von Bryan Cranston gespielte Betreiber des Zirkus ist ein freundlicher, guter Mensch. Entsprechend fehlt aber auch echtes Drama, weil die Geschichte zu handzahm und zu geglättet daherkommt. Es fehlen die Wogen, die den Zuschauer emotional aufwühlen, ihn zumindest aber auf die Seite der Hauptfiguren ziehen und um sie bangen lässt.
Bangen muss man bei «Der einzig wahre Ivan» nicht. Weil es niemals eine Bedrohung gibt, nicht mal dann, als Ivan und seine Freunde tatsächlich mal den Zirkus verlassen. Was eine spannende Sequenz hätte sein können, verpufft einigermassen wirkungslos und führt zum Status Quo zurück.
Das macht den Film nicht schlecht, nur ist er eben auch nicht emotional mitreissend. Irgendwie ist die Abkehr von der üblichen Formel aber durchaus auch eine Spur sympathisch, weil man diesen exzellent getricksten Film somit auch mit den jüngsten Zuschauern anschauen kann. In dem Sinne ist dies ein perfekter Familienfilm, bei dem man staunen kann, wie authentisch die Tiere aus dem Computer mittlerweile aussehen.
3.5 von 5 ★
«Der einzig wahre Ivan» ist auf Disney+ verfügbar.
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