Kritik22. Juni 2018 Irina Blum
Die Rom-Com «Love, Simon»: Ein Coming-Out als Riesenschritt für Hollywood
Romantische Komödien, immer nach derselben ausgeleierten Formel gestrickt, hatten in Hollywood in den letzten Jahren einen schweren Stand. Die süsse Rom-Com «Love, Simon» über einen schwulen Teenager, der sich nicht traut, seine Homosexualität zu leben, revitalisiert das Genre nun – mit einer überraschenden Wendung.
Filmkritik von Gaby Tscharner
Simon (Nick Robinson) ist im letzten Jahr der High-School und hat ein völlig normales Leben, liebe Eltern (Jennifer Garner und Josh Duhamel) und gute Freunde wie Leah und Nick (Katherine Langford und Jorge Lendeborg) – nur: Simon hat ein „Riesen“-Geheimnis. Er ist schwul und traut sich nicht, das jemandem zu sagen. Als sich ein anderer Schüler unter dem Pseudonym „Blue“ auf dem Schulblog outet, nimmt Simon Kontakt auf und beginnt, mit ihm online seine Ängste und Sorgen zu teilen, was dazu führt, dass Simon für den sensiblen Unbekannten Gefühle entwickelt.
«Love, Simon» ist die erste Rom-Com mit einem schwulen Protagonisten, die von einem grossen Hollywood Studio realisiert wurde.
Romantische Komödien, immer nach derselben ausgeleierten Formel gestrickt, hatten in Hollywood in den letzten Jahren einen schweren Stand. Mit «Love, Simon» wird das Genre nun revitalisiert, mit einer überraschenden Wendung. Es ist die erste Rom-Com mit einem schwulen Protagonisten, die von einem grossen Hollywood-Studio realisiert wurde. Während homosexuelle Hauptdarsteller schon lange zur TV-Landschaft gehören, waren Filme wie «Moonlight» oder «Call Me by Your Name» allesamt Independent Filme.
Regisseur Greg Berlanti, der sich mit TV-Shows wie «Riverdale», «Supergirl», «The Flash» und vielen mehr als Lieblings-Autor des Millennial-Publikums etabliert hat, beweist nun mit «Love, Simon» seine Einfühlsamkeit als Regisseur. Er hat einen zeitgemässen Film über das Erwachsenwerden eines Teenagers realisiert, der verzweifelt versucht, das Unvermeidliche hinauszuzögern und sein Coming-Out auf die lange Bank zu schieben. Vorzugsweise bis er ins College geht, wo er – zumindest in seiner Phantasie – seine sexuelle Orientierung in einer Sing- und Tanznummer zu Whitney Houstons „I Wanna Dance With Somebody“ verkünden wird. Die homophoben Sprüche seines Vaters jedoch, die unwillkommenen Avancen seiner Mitschülerinnen und schliesslich der mysteriöse andere Schwule an der Schule bringen Simon in Zugzwang.
«Pretty in Pink» für eine Generation, die ihre sexuelle Orientierung als fliessend erlebt.
«Love, Simon» ist zwar weder kantig, noch weltbewegend, aber seine süsse Leichtigkeit, mit der er die Probleme eines Teenagerlebens als nicht unüberwindbar darstellt, ohne sie zu trivialisieren, ist erfrischend. Mit seinem poppigen Soundtrack, queren Schulrektor und sogar einem nervigen Sidekick à la „Duckie“ erinnert «Love, Simon» stark an die John Hughes-Filme der 80er-Jahre. «Pretty in Pink» für eine Generation, die ihre sexuelle Orientierung als fliessend erlebt.
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