Artikel29. Dezember 2017 Irina Blum
Drei Gründe, wieso «Loving Vincent» ein Film ist, den man so noch nie gesehen hat
Es ist ein ambitioniertes Vorhaben, das Dorota Kobiela und ihr Mann Hugh Welchman vor über 6 Jahren in Angriff nahmen: Der allererste Spielfilm in Ölbildern gemalt. Herausgekommen ist ein cineastisches Gesamtkunstwerk über Vincent Van Gogh, den virtuosen Künstler, der mit einem rätselhaften Tod von der Bildfläche verschwand. Wir sagen euch, welche drei Dinge den Film absolut aussergewöhnlich machen.
1. Die Verschmelzung aus Schauspiel und Kunst hat es so noch nie gegeben
Für Loving Vincent wurde zunächst – wie für die meisten Filme üblich – ein Drehbuch geschrieben, das dann mit Schauspielern wie Soairse Ronan, Douglas Booth oder Jerome Flynn (bekannt aus Game of Thrones) verfilmt wurde. Wo bei den meisten Projekten schon fast der Schlussspurt angesagt ist, begann bei Loving Vincent das Ganze erst so richtig: Unter über 5000 Bewerbern wurden 125 Maler aus der ganzen Welt ausgewählt, denen die Aufnahmen vorgelegt wurden, und die die Sequenzen dann im Stil Vincent Van Goghs auf die Leinwand brachten. Das Resultat ist eine faszinierende Verschmelzung aus Schauspiel und Kunst: Man erkennt zwar die Mimik und Gestik der jeweiligen Schauspieler – und trotzdem wirkt der Film, als wären die Bilder des berühmten Künstlers zum Leben erweckt worden.
2. Das Projekt ist ein Ding der Superlative
Die Zahlen hinter dem Film sprechen für sich selbst: Nachdem während drei Jahren am Drehbuch geschraubt und der Film mit Schauspielern abgedreht wurde, malten 125 Maler aus Mexiko, USA, Griechenland, Mexico, Australia, Japan und vielen weiteren Ländern rund 2 Jahre lang an den 65'000 Ölgemälden, die für das spezielle Animationsprojekt nötig waren. Für die meisten Szenen wurde mit 12 Bildern pro Sekunde gearbeitet – bei wenig Bewegung bloss mit 8 Bildern pro Sekunde, was dem Team circa 300 - 400 Arbeitstage erspart hat. Auch knapp 60 Werke Vincent Van Goghs wurden in den Film integriert, was eine besondere Herausforderung darstellte, da der Künstler in verschiedenen Formaten malte, der Film aber schlussendlich in einem Format daherkommen musste.
3. Der Film erforderte von allen Beteiligten extrem viel Herzblut
Dass in Loving Vincent extrem viel Herzblut drinsteckt, merkt man nicht nur an der fesselnden Whodunnit-Story, der extrem aufwendigen Machart oder der kreativen Idee dahinter: Auch der Entstehungsprozess zeigt, dass die Beteiligten alle mit viel Leidenschaft bei der Sache waren. Dem Kreativteam war es zum Beispiel enorm wichtig, die historischen Ereignisse rund um den Selbstmord des Künstlers so akkurat wie möglich darzustellen: Die Schauspieler trugen deshalb bis auf die Unterhosen die Kleider von damals. Die Computer, welche die Maler für ihre Gemälde benötigten, wurden unkenntlich gemacht, sodass die Künstler nicht in ihrem kreativen Schaffen gestört wurden. Als dann schlussendlich die Finanzierung des Projekts auf der Kippe stand – ein noch nie dagewesenes Unterfangen wie dieses stellt auch dementsprechend ein Risiko dar – sprangen Privatinvestoren ein. Das hat sich absolut gelohnt: Loving Vincent ist ein cineastisches Gesamtkunstwerk, das man in der Form wohl so bald nicht mehr auf der Leinwand erblicken wird.
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