Kritik13. November 2020
«Elise und das vergessene Weihnachtsfest» Filmkritik: Weihnachten? Was ist das?
Was wäre, wenn Heiligabend ein ganz normaler Tag wäre? Wenn keiner wüsste, dass Weihnachten gefeiert wird? Der norwegische Familienfilm «Elise und das vergessene Weihnachtsfest» nutzt diese Überlegungen als Aufhänger, um von einer aufgeweckten Heldin zu erzählen, die ihrem Dorf mit ihrer Wissbegierde zu einer neuen Erkenntnis verhilft.
Filmkritik von Christopher Diekhaus
Guetzli backen, einen Baum besorgen, Geschenke kaufen und das gemeinsame Essen planen – jedes Jahr aufs Neue hält uns das Weihnachtsfest auf Trab und beschert uns neben vielen schönen Augenblicken auch echte Stressmomente. Von alldem bekommt man im Dorf der kleinen Elise (Miriam Kolstad Strand) jedoch herzlich wenig mit, da die Menschen unglaublich vergesslich sind. Fast nichts bleibt ihnen länger in Erinnerung, weshalb ihr Alltag von vielen Missgeschicken und lustigen Begebenheiten geprägt ist. Elises Vater (Christian Skolmen) etwa legt sich zum Schlafen oftmals nicht ins Bett, sondern in die Vorratskammer. Die Schule fällt ständig aus, weil sich niemand entsinnen kann, was auf dem Lehrplan steht. Und ein Bewohner des kleinen Ortes tritt regelmässig auf seinen nicht vorhandenen Balkon – ein Irrtum mit schmerzhaften Folgen.
Als Elise am 24. Dezember aufwacht, hat sie plötzlich das Gefühl, etwas Besonderes stehe an. Um sie herum spürt man davon allerdings nichts. Dank ihrer kleinen Hausmaus entdeckt sie auf dem Dachboden einen hölzernen Adventskalender, den keiner als solchen identifizieren kann. Elise möchte aber dennoch wissen, was sie in den Händen hält und steuert daher die Adresse des Tischlers an, der ihn gebaut hat. Sein Sohn Snekker Andersen (Trond Espen Seim) bringt sie schliesslich zu einem alten Mann mit dickem weissem Bart (Anders Baasmo Christiansen), der einen riesigen Baum bewohnt.
Der sympathische Familienfilm lässt Weihnachten nicht zu einem Fest des Konsumrausches verkommen, sondern betont vor allem den schönen Geist der Gemeinschaft.
Einen liebevoll-altmodischen Anstrich verpasst Regisseurin Andrea Eckerbom dem auf einer Geschichte von Alf Prøysen basierenden Film schon mit dem hübsch animierten Einstieg. Ein namenloser Erzähler berichtet hier von den weihnachtlichen Vorbereitungen in ganz Norwegen und kommt dann auf das eigenartige Dorf zu sprechen, das mit dem Trubel nichts am Hut hat. Die Heimat der Hauptfigur wird als gemütlicher, von Wald umgebener Märchenort inszeniert, der lediglich aus ein paar im Kreis angeordneten Häusern besteht. Die Uhren laufen hier offenkundig anders.
Mit Elise steht im Zentrum der geradlinigen, von einigen gelungenen Slapstickeinlagen begleiteten Feiertagshandlung eine neugierige, selbstbewusste Heldin, die sich mit dem Status quo, der Unwissenheit ihrer Umgebung, nicht abfinden will. Ihre Suche nach Antworten vermeidet klebrig-kitschige Kapriolen, lässt Weihnachten nicht zu einem Fest des Konsumrausches verkommen, sondern betont vor allem den schönen Geist der Gemeinschaft. Mit rund 65 Minuten Nettolaufzeit ist der sympathische Familienfilm recht kurz geraten. Gewiss hätte man in Elises skurrilem Dorf auch etwas länger verweilen können.
3.5 von 5 ★
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