Kritik18. September 2023 Maria Engler
Fantasy Filmfest 2023: «God Is a Bullet»: Tod den Satanisten!
Bemühung um Coolness ist Gift für die Coolness – eine Weisheit, die «God Is a Bullet» von Nick Cassavetes eindrucksvoll untermauert. Der Film ist in vielerlei Hinsicht viel zu verkrampft und um einiges zu lang. Und was hat eigentlich Satan mit all dem zu tun?
«God Is a Bullet»: Tod den Satanisten!
Nick Cassavetes | 156 min.
Der Polizist Bob Hightower (Nikolaj Coster-Waldau) will eigentlich nur seine Tochter von seiner Ex-Frau abholen, doch ihr Haus gleicht einem Schlachtfeld. Seine Ex-Frau und ihr neuer Ehemann wurden brutal ermordet und von seiner Tochter fehlt jede Spur. Gemeinsam mit der Aussteigerin Case (Maika Monroe) verfolgt er die Entführer: eine gewalttätige, satanische Sekte, der sie erst vor wenigen Monaten entkommen konnte. Um das junge Mädchen zu retten, muss sich Case erneut ihrer Angst und ihren Peinigern stellen, die sie selbst als Teenagerin entführt haben.
«God Is a Bullet» will unbedingt cool und extrem sein – und wirkt dabei viel zu bemüht. Das Drehbuch ist etwas unausgegoren und die Dialoge verkommen stellenweise zu hanebüchenen Onelinern, die im Widerspruch zu dem ernsten Tonfall des Films stehen. Die Schwächen im Drehbuch spiegeln sich auch in der Dramaturgie des Films wider, die manche spannende Aspekte nur anreisst und dann links legen lässt und andere Szenen unnötig auswalzt. Auch vor drögen Wiederholungen und Schleifen in der Handlung sind die sehr langen 156 Minuten Laufzeit nicht sicher.
Regisseur Nick Cassavetes, dessen Filmografie mit Werken wie «Wie ein einziger Tag», «Alpha Dog» oder «Die Schadenfreundinnen» überraschend durchmischt ist, verfilmt mit «God Is a Bullet» den gleichnamigen Roman des Autors Boston Teran. Das Buch wie auch der Film beruhen angeblich auf einer wahren Begebenheit, die allerdings nicht zurückverfolgt werden kann, da der Autor nur sein Pseudonym verwendet und die geschilderten Ereignisse nicht überprüfbar sind.
Die Verfilmung hat mit Realitätsnähe jedenfalls nicht sehr viel zu tun, sowohl was die komplett ausser Rand und Band geratenen Satanisten als auch die ausschweifenden Gewaltorgien mit sich türmenden Leichenbergen angeht – da hätte man das obligatorische «Based on a true story» zu Beginn einfach weglassen und so die Erwartungen nicht in die falsche Richtung lenken sollen.
Die Thematik rund um satanistische Gruppierungen und rituelle Gewalt ist etwas abgedroschen und wirkt in «God Is a Bullet» leider hohl, weil das Publikum nur wenig über die eigentlichen Ziele des Kults erfährt. Trotz aller Expertise der Aussteigerin Case wird nur wenig über die Rituale, deren Sinn und Ideologie erzählt. Die grausamen Taten hätten auch eine x-beliebige Gang oder ein Menschenhandel-Ring verüben können – warum also Satan ins Boot holen?
Das Level an Gewalt in «God Is a Bullet» ist hoch und sehr drastisch inszeniert – die Brutalität ist teilweise nur schwer erträglich, passt aber insgesamt zum Ton des Films. Die Action- und Kampfszenen sind sehr gut gemacht und unterhaltsam, vor allem das Finale kann sich wirklich sehen lassen. Besonders viel Spass macht die Performance von Karl Glusman, der als wahnsinniger Sektenführer richtig aufdreht und sich komplett übertrieben als Super-Bösewicht etabliert, der richtig ausgiebig gehasst werden kann.
2.5 von 5 ★
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