Artikel26. September 2023

Film-Weltreise: 10 Filmtipps aus Schottland

Film-Weltreise: 10 Filmtipps aus Schottland
© IMDb

Die Unterscheidung ist nicht immer leicht – was ist ein schottischer Film, was ein britischer Film? Da eine schottische Produktion auch als eine aus Grossbritannien angegeben wird, ist der Unterschied eher fliessender Natur. Und doch: Wir wollen eine filmische Reise nach Schottland unternehmen. Weil es in dem kleinen Land mit den fünf Millionen Einwohnern mehr zu entdecken gibt als nur die Hauptstadt Edinburgh.

von Peter Osteried

1. «Trainspotting» (1996)

Willkommen im schottischen Drogensumpf

Darum geht’s: Renton und seine Freunde Sick Boy und Spud sind allesamt drogensüchtig – anders als ihr jähzorniger, immer gewaltbereiter Kumpel Begbie. Immer wieder versucht Renton, aufzuhören, es klappt aber nie. Dann kommen er und seine Kumpels unerwartet in den Besitz einer grösseren Menge Heroins. Gut zum Verkaufen, gut um auszusteigen, auch wenn man seine Freunde übers Ohr hauen muss.

Sehenswert, weil: der Film das Lebensgefühl einer ganzen Generation beschreibt. Irvine Welsh hat die Vorlage geschrieben, er hat auch eine kleine Rolle im Film übernommen. Mit seinen Werken erweist er sich als genauer Beobachter der dunkleren Bereiche Edinburghs. Danny Boyles Film trägt dem Rechnung. «Trainspotting» ist zu Recht ein Kultfilm – ein Prädikat, das zu häufig inflationär genutzt wird, hier aber passt. Zum Schreien komisch, dann wieder total ernst, vor allem aber eine Geschichte über den Absturz und die Hoffnung auf ein neues Leben.

Drehorte: Von einem Abstecher in die Highlands abgesehen (Corrour Railway Station) spielt der Film in Edinburgh, Teile wurden jedoch in Glasgow gedreht – so die Szene in dem Pub, in dem Begbie das Glas wirft. Die erste Szene wurde in der Princes Street in Edinburgh gedreht.

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2. «Local Hero» (1983)

David gegen Goliath in schottischen Landschaften

Darum geht’s: Eine amerikanische Ölfirma möchte eine neue Raffinerie in Schottland bauen und schickt einen Unterhändler los, der ein gesamtes Dorf kaufen soll. Das verläuft aber nicht so, wie erhofft.

Sehenswert, weil: es dieser Film war, der Schottland überhaupt erst filmisch bekannt machte. Oder anders gesagt: Er zeigte Filmemachern überall auf der Welt, welche gigantischen Locations man in Schottland finden kann. Aber es sind nicht die Locations, die ihn so eindringlich machen, es ist die David-gegen-Goliath-Geschichte, die zeitlos ist. Zu den Hauptdarstellern gehört der spätere Doctor Who Peter Capaldi. Die Musik von Mark Knopfler geht ins Ohr.

Drehorte: Gedreht wurde in Pennan in Aberdeenshire, das im Film Ferness heisst. Auch 40 Jahre nach seiner Entstehung pilgern Fans noch nach Pennan. Die Strandszenen wurden am Morar Beach gedreht. Toll ist, wie Regisseur Bill Forsyth in einer wichtigen Szene die Nordlichter eingefangen hat.

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3. «Filth - Drecksau» (2013)

Ein drogenabhängiger Polizist kokst sich durchs Leben

Darum geht’s: Ein korrupter, drogensüchtiger Polizist mit bipolarer Störung manipuliert sich durchs Leben und will nicht nur eine Beförderung, sondern auch seine Frau und Tochter zurück. Aber ob seine inneren Dämonen ihm das erlauben?

Sehenswert, weil: Irvine Welsh einfach der moderne schottische Chronist ist. Seine Romane sind notorisch schwer filmisch umzusetzen, weil er einen sehr eigenen Schreibstil pflegt, Jon S. Baird hat es als Autor und Regisseur aber kongenial geschafft. Vor allem lebt der Film aber von James McAvoy, einem der unterschätztesten Schauspieler seiner Generation. Der Titel ist Programm – McAvoys Figur ist eine Drecksau. Und der Film? Sex, Drogen, mehr Sex, mehr Drogen, Gewalt, Korruption, noch mehr Sex und Drogen – alles halt ein bisschen schmierig, aber kühn und provokativ.

Drehorte: Gedreht wurde in Edinburgh, mehrheitlich aber in Glasgow, und zwar in der Region Strathclyde im westlichen Teil Schottlands.

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4. «Highlander - Es kann nur einen geben» (1986)

In «Highlander» gibt es jede Menge tolle Locations Schottlands zu sehen

Darum geht’s: Connor MacLeod wird im Kampf niedergestreckt. Er ist tot, erwacht aber wieder zum Leben, weswegen er aus seinem Dorf verbannt wird. Wie sich herausstellt, ist er ein Unsterblicher, der mit anderen seiner Art kämpfen muss, da es am Ende nur einen geben kann.

Sehenswert, weil: der Film von zeitloser Schönheit ist. Russell Mulcahys Sinn fürs Visuelle ist perfekt. «Highlander» sieht einfach grossartig aus und nutzt die schottischen Locations für die Szenen, die zu Connor MacLeods ersten Lebzeiten spielen, effektiv. Da kann man sogar darüber hinwegsehen, dass mit Christopher Lambert ein Franzose einen Schotten spielt und Sean Connery trotz starken schottischen Akzents einen Ägypter, der sich längst eine spanische Identität zugelegt hat. Die Kämpfe sind grossartig, die Liebesgeschichte ist es aber auch. Es gibt wenige Filme, die so romantisch sind wie «Highlander».

Drehorte: Die Vertreibung von MacLeod drehte man beim Eilean Donan Castle, das wohl auch dieses Films wegen ein Hotspot für Touristen ist. Die Schlacht mit der ersten Begegnung mit dem Schurken Kurgan wurde in Glen Coe gedreht. Am Loch Shiel hatte Connor dann sein Haus mit seiner grossen Liebe Heather. Die Trainingssequenz am Berg drehte man am Trotternish Ride auf der Isle of Skye.

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5. «Sunshine on Leith» (2013)

Ein lebensbejahendes Musical, das im Edinburgher Stadtteil Leith spielt

Darum geht’s: Zwei Soldaten kehren aus Afghanistan zurück und nehmen ihr Leben wieder auf – und damit auch ihr Liebesleben. Der eine trifft seine Freundin, die auf ihn wartete, aber nun auswandern will, der andere lernt eine Frau kennen, für die er – wie die «Proclaimers» schon sangen – 500 Meilen laufen und dann noch mal 500 Meilen dranhängen würde.

Sehenswert, weil: der Film ein beschwingtes, lebensbejahendes, absolut positives Musical ist, das samt und sonders mit Songs der «Proclaimers» erzählt wird. «Letter from America» ist ein wunderschöner Song, dargeboten von Freya Mavor. «Over and Done With» ist ein starker Song, der sich darum dreht, dass alles Schlechte irgendwann hinter einem liegt. Das Highlight ist jedoch «I’m Gonna Be (500 Miles)», das am Platz vor der Royal Scottish Academy mit einem gigantischen Flashmob daherkommt.

Drehorte: Der Film spielt im Edinburgher Stadtteil Leith, viel wurde jedoch in Glasgow gedreht. Das Griffin Pub und das Saracens Head Pub kamen hier zum Einsatz.

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6. «The Wicker Man» (1973)

Einer der besten Horrorfilme aus Grossbritannien

Darum geht’s: Ein puritanischer Polizei-Sergeant kommt in ein schottisches Insel-Dorf und sucht dort nach einem vermissten Mädchen, von dem die heidnischen Einwohner behaupten, dass es nie dort gewesen sei.

Sehenswert, weil: dies einer der grössten britischen Horrorfilme aller Zeiten ist. Christopher Lee spielt den Anführer des heidnischen Kults dieser Ortschaft, Edward Woodward ist der völlig verklemmte Polizist. Der Film lebt von seiner unheimlichen Stimmung. Das Publikum ist ebenso wie der Sergeant ein Fremdkörper an diesem Ort, und ein Gefühl der konstanten Bedrohung ist vorhanden. Das Ende mit dem Wicker Man ist noch immer eine der stärksten Sequenzen des Genres. Das Remake mit Nicolas Cage ist übrigens nicht der Rede wert.

Drehorte: Der Film wurde in Dumfries & Galloway gedreht. Die nördlich vom englischen Cumbria gelegene Gegend ist ein wunderschöner Teil von Schottland, der von einer felsigen Küste, langen Sandstränden und weitläufigen Waldgebieten bestimmt ist. Das Finale mit dem Wicker Man wurde in Burrow Head auf der Isle of Whithorn gedreht.

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7. «Edie» (2017)

Eine inspirierende Geschichte über Neuanfänge – egal, wie alt man ist

Darum geht’s: Die 83 Jahre alte Edie glaubt, dass es im Leben nie für etwas zu spät ist. Darum packt sie ihre alte Camping-Ausrüstung zusammen, lässt ihr altes Leben hinter sich und begibt sich auf ein Abenteuer – sie will den Mount Suilven in Schottland besteigen.

Sehenswert, weil: der Film zeigt, dass das Alter einen nicht aufhalten muss. Sicher, die persönliche Geschichte von Edie ist ein bisschen vorhersehbar, aber das ändert nichts daran, dass der Film ausgesprochen inspirierend ist, hohen Wohlfühlfaktor besitzt und sehr schön das Ernste mit dem Komischen verbindet. Zudem sieht der Film hervorragend aus.

Drehorte: Gedreht wurde am Suilven Mountain im schottischen Sutherland. Dies ist ein 731 Meter hoher Berg. Das Dorf ist Lochinver, die Ankunft mit dem Zug wurde in Inverness gedreht.

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8. «The Angel’s Share» (2012)

Raus aus der Kriminalität – mit Kriminalität!

Darum geht’s: Robbie ist gerade Vater geworden, gerade so nicht ins Gefängnis eingerückt und beschliesst, dass er sein Leben neu aufstellen muss. Nach dem Besuch in einer Whisky-Destillerie hat er eine Idee, wie er sein Leben endlich auf den richtigen Weg bringen kann, auch wenn er nicht ganz legal ist …

Sehenswert, weil: Regisseur Ken Loach ein Auge für die einfachen Leute hat. Seine Geschichten drehen sich fast immer um Mitglieder der Arbeiterklasse. Dabei erschafft er genau beobachtete Milieustudien, was auch für diesen Film gilt. Der Film lebt vom Realismus, für den Loach einfach bekannt ist, er hat aber auch feinen Humor und wartet mit einem hervorragenden Ensemble auf.

Drehorte: Die Destillerie, die die Hauptfigur inspiriert, ist die Glengoyne Distillery in Glasgow. Weitere Drehorte in Glasgow sind der Sighthill Cemetery und Carlton Place.

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9. «Wild Rose» (2018)

Eine schottische Sängerin träumt vom grossen Durchbruch

Darum geht’s: Rose-Lynn hatte es im Leben nicht leicht. Es ist ein Leben, das einen kaum noch träumen lässt. Aber Rose-Lynn träumt. Sie möchte eine Country-Sängerin werden – und zwar am liebsten in Nashville.

Sehenswert, weil: er kein Märchen ist, bei dem der Underdog aus Schottland zum Shooting Star wird, sondern eine Geschichte darüber erzählt, dass man seinen Träumen zwar folgen darf und soll, aber nicht jeder wahr wird. Und doch: Dieser in seiner naturalistischen Erzählweise an Ken Loach erinnernde Film ist kein totaler Downer, denn ein klein bisschen happy ist das Ende dann schon, wenn auch nicht ganz so, wie die Hauptfigur sich das erhofft hat. Die wird übrigens wunderbar von Jessie Buckley gespielt.

Drehorte: Für Nashville, Tennessee, interessieren wir uns hier nicht, die Arbeitergegenden in Glasgow werden aber gut eingefangen.

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10. «Outlaw King» (2018)

Ein schottisches Historiendrama, das die Ereignisse aus «Braveheart» fortsetzt

Darum geht’s: Robert the Bruce ist der Outlaw King, gegen den England vorgeht, der die englische Armee aber mit List, Tücke und Tapferkeit in ihre Schranken weist.

Sehenswert, weil: der Film im Gegensatz zu «Robert the Bruce» aus dem Jahr 2019 auch in Schottland gedreht wurde – und nicht in Montana. Aber das ist nur der Look, die Geschichte ist auch spannend und setzt praktisch fort, was man in «Braveheart» gesehen hat. Chris Pine schlägt sich ganz gut, auch und besonders mit dem ihm fremden schottischen Akzent. Der Film sieht grossartig aus, die Schauspieler sind gut in Form und die Geschichte ist deutlich akkurater als bei «Braveheart».

Drehorte: Gedreht wurde in Falkirk, dort am Linlithgow Palace, vor allem aber war die Produktion auf der Isle of Skye unterwegs. Talisker, Coral Beach sowie das Quiraing sind geradezu magisch schöne Locations.

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Bonus: «Braveheart» (1995)

Keine schottische Produktion, darf aber auf einer Liste zum Thema Schottland nicht fehlen

Darum geht’s: William Wallace vereint die verschiedenen Clans von Schottland, um sich gegen die Tyrannei von König Edward I. aufzulehnen.

Sehenswert, weil: der Film einfach Schottland ist – und das, obwohl es sich um eine amerikanische Produktion handelt und Hauptdarsteller Mel Gibson alles andere als schottisch ist. Unterhält man sich jedoch mit Schotten, zeigt sich schnell: Sie lieben diesen Film, weil er das schottische Lebensgefühl transportiert. Historische Ungenauigkeiten sind da völlig irrelevant. «Braveheart» ist ein kraftvolles Epos.

Drehorte: Manches wurde in Irland gedreht, vor allem im Country Wicklow, so der Kampf um die Stirling Bridge, ein guter Teil aber in Schottland. Die Highlands von Glen Coe kommen hier sehr zur Geltung.

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