Kritik4. September 2024

Filmkritik «Close to You»: Persönlicher geht es kaum

Filmkritik «Close to You»: Persönlicher geht es kaum
© Frenetic Films

Elliot Page ist der wohl berühmteste Transmann im amerikanischen Filmgeschäft. Im Drama «Close to You» spielt der durch die Coming-of-Age-Komödie «Juno» bekannt gewordene Kanadier nun eine von den eigenen Erfahrungen stark geprägte Rolle.

von Christopher Diekhaus

Der Transgender-Mann Sam (Page) wohnt seit einigen Jahren in Toronto und hat sich dort gut eingerichtet. Als sein Vater Geburtstag feiert, beschliesst er, nach längerer Funkstille seine Familie zu besuchen. Die Rückkehr in die heimatliche Kleinstadt erfüllt ihn allerdings mit Sorge. Denn unangenehme Fragen zu seiner Transition und seinem Wohlbefinden sind vorprogrammiert. Auf der Zugfahrt begegnet Sam seiner Highschool-Freundin Katherine (Hillary Baack), der er einst sehr nahestand.

Im Dezember 2020 gab Elliot Page bekannt, dass er transgender sei und fortan einen neuen Namen tragen wird. Den steinigen persönlichen Weg zeichnet er in seiner 2023 erschienen Autobiografie «Pageboy» nach.

Elliot Page in «Close to You» © Frenetic Films

Mit «Close to You», produziert von seiner eigenen Firma PageBoy Productions und inszeniert von Dominic Savage, legt der Schauspieler nach mehrjähriger Leinwandabstinenz einen Film vor, dem man die persönlichen Bezüge deutlich anmerkt. Die Handlung mag etwas forciert sein und sich am Ende zu bequem in eine Konvention flüchten. Viele Momente wirken aber, nicht zuletzt dank improvisierter Gespräche, derart lebensecht, dass man mitgerissen wird.

Passend zum Titel geht die fast dokumentarische Handkamera oft sehr nah an die Figuren heran. Trotz der genannten Schwächen ist «Close to You» ein verdammt bewegendes Plädoyer dafür, jedem Menschen sein Glück zuzugestehen. Was gibt es Schöneres, als nach Jahren des Unbehagens und der Selbstzweifel endlich ganz bei sich zu sein?

4 von 5 ★

«Close to You» ist ab dem 5. September 2024 im Kino zu sehen.

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