Das Schweizer Kino ist vielfältig und überzeugt immer wieder mit Produktionen, die über die Landesgrenzen hinaus erfolgreich sind. Gemeinsam mit der Teleboy-Redaktion stellen wir Dir insgesamt 10 Schweizer Filme vor, die Du aus unserer Sicht unbedingt gesehen haben musst.
1. «Winterdieb» (2012)
Der zwölfjährige Simon wohnt mit seiner älteren Schwester Louise in einem Hochhaus in einem Skigebiet. Während der Wintersaison fährt Simon jeden Tag mit der Seilbahn in die Berge um dort seinem "Geschäft" nachzugehen: Er klaut Skier und sonstigen Bedarf für den Wintersport von den Touristen, um sie dann wieder zu verkaufen. Mit dem Geld bessert er die Haushaltskasse auf. Doch als Louise wieder einen neuen Mann kennenlernt, beschließt Simon, der Realität ins Gesicht zu sehen.
Ursula Meier («Home») erzählt von einem Jungen und seiner Suche nach Liebe und Nähe, ohne dabei in Rührseligkeit zu verfallen. Dabei gelingt es ihr, einen Stil zwischen Realismus und künstlerischer Überhöhung zu finden, die von den Bildern der Kamerafrau Agnès Godard kongenial übersetzt werden. Ein wunderbarer Film, der durch seine leisen Zwischentöne, der feinen Spannung zwischen den Charakteren und seiner klugen Erzählweise zu überzeugen vermag.
5 von 5 ★
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2. «Sami, Joe und ich» (2020)
Die Freundinnen Sami, Joe und Leyla, alle um die 16 Jahre jung, gehen durch dick und dünn. Sie wollen sich nochmals austoben, bevor der «Ernst des Lebens», sprich Berufsleben, beginnt. Leyla beginnt eine Lehre in einer Grossküche. Sami verguckt sich in Nadi, kriegt Hausarrest und reisst aus. Joe wird von ihrem Chef sexuell genötigt und schweigt.
Die Freundinnen Sami, Joe und Leyla, alle um die 16 Jahre jung, gehen durch dick und dünn. Sie wollen sich nochmals austoben, bevor der «Ernst des Lebens», sprich Berufsleben, beginnt. Leyla beginnt eine Lehre in einer Grossküche. Sami verguckt sich in Nadi, kriegt Hausarrest und reisst aus. Joe wird von ihrem Chef sexuell genötigt und schweigt. – Die Baslerin Karin Heberlein inszenierte hautnah ein Sozialdrama über Auf-und Ausbruch, Übergriffe und Freundschaft. Der Film wurde am ZFF mit dem Preis der Zürcher Kirchen belohnt.
5 von 5 ★
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3. «Neuland» (2013)
Sie sind zwischen 16 und 20 Jahre alt, leben erst seit kurzer Zeit hier, sprechen zumeist schlechtes Deutsch, sind mit der hiesigen Kultur nicht oder wenig vertraut. Die Schüler von Christian Zingg aber haben ein Ziel: ein normales Leben zu leben. Deshalb besuchen die jungen Migranten über zwei Jahre hinweg das Programm der Basler Integrations- und Berufswahl-Klassen IBK. Anna Thommen begleitete sie über diese Zeit, und verarbeitete das Material zu einer Doku, die Vorurteilen entgegenzuwirken weiss.
4 von 5 ★
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3. «Hell» (2011)
Die Sonne hat die ganze Erde mit ihrer entfesselten Strahlkraft in lebloses Ödland verwandelt. Marie (Hannah Herzsprung) fährt mit ihrer kleinen Schwester Leonie (Lisa Vicari) und Phillip (Lars Eidinger) in einem abgedunkelten Auto Richtung Gebirge: Dort soll es Wasser geben. Unterwegs lesen sie Tom (Stipe Erceg) auf. Er erweist sich als perfekter Mechaniker und ist unentbehrlich. Doch kann man ihm auch wirklich trauen? - Apokalyptisches Endzeitdrama des jungen Schweizers Tim Fehlbaum.
In dem clever zweideutig betitelten Debütfilm von Tim Fehlbaum hat die Sonne - nur ein paar Jahre in der Zukunft - das Leben auf der Erde zur Hölle gemacht. Unter ihrem gleißenden Licht sind die Pflanzen verdörrt, Tierkadaver säumen die Straßen, Wasser und Lebensmittel sind längst Mangelware. Wer überlebt hat, versteckt sich im Schatten, lebt nach Möglichkeit nachts und tritt nur vermummt und mit Skibrille ans Tageslicht.
4 von 5 ★
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4. «Above and Below» (2015)
«Above and Below» porträtiert eine Handvoll Menschen, die aus der Gesellschaft ausgestiegen sind. Cindy, Rick und Lalo hausen in Entwässerungskanälen unterhalb der Glitzerstadt Las Vegas. Dave nennt einen Atombunker und die Wüste sein Heim. Und April ist für ihr ambitioniertes Forschungsprojekt gar auf den Mars gereist – quasi. Visuell eindrucksvoller wie höchst menschlicher Dokumentarfilm von Nachwuchstalent Nicolas Steiner.
2011 hat er mit seinem Debüt «Kampf der Königinnen» erstmals auf sich aufmerksam gemacht. In Schwarzweiss zeigte er dort den Brauch seiner Walliser Heimat, Kühe gegeneinander kämpfen zu lassen. Sein Nachfolgefilm entfernt sich sowohl thematisch wie auch geographisch stark davon, priorisiert die Bildästhetik jedoch genauso hoch. Ob den Sonnenaufgang in der Wüste, die rotgefärbte Ödnis in Utah, ob von Kerzen erhellte Gesichter und der Schlund der beinahe kompletten Dunkelheit: Steiner findet hier schier unablässig starke Bilder, die von ihrer Opulenz und technischen Qualität auch aus einer Spielfilmproduktion stammen könnten.
5 von 5 ★
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5. « Der Goalie bin ig» (2014)
Ernst (Marcus Signer) ist Mitte 30 und ein Hängertyp. Nach einer Haftstrafe will der Goalie, wie ihn alle nennen, seine verkorkste Existenz endlich neu aufstellen. Er muss aber erkennen, dass ihn genau die Freunde verseckeln, denen er vertraut hat. Und dass er sich unsterblich in die Kellnerin Regula (Sonja Riesen) verknallt, ist auch nicht wirklich eine Superidee. Regisseurin Sabine Boss gelingt es vortrefflich, die Story des lakonischen Glückssuchers aus dem träfen Mundartroman von Pedro Lenz ins Filmische zu übertragen. Mit einer ganz famosen Gesamtbesetzung.
Der Goalie bin ig ist ein unterhaltsamer Film, der ohne "Actionschischi" auskommt. Weil er dafür fein durchwirkt ist mit plausiblen Milieuabbildungen (die nie penetrant erscheinen) und umflort von einer hintergründigen, bildhaften Komik, wie sie schon in der träfen Schreibsprache von Lenz verortet ist.
In Rückblenden spielen übrigens fussballspielende Buben eine Schlüsselrolle. Dafür wurde, hübsches Detail, der Ex-Profi Gürkan Sermeter als Coach engagiert, und die Kultband Züri West steuerte den Titelsong bei. Es passt halt, in diesem unprätentiösen, charmanten Werk, das zudem universell funktioniert und berührt: Porentief authentischen, herznah optimistischen Typen wie Goalie begegnet man überall auf der Welt. So präzis gezeichnet wie in «Der Goalie bin ig» aber noch immer zu selten, im Schweizerfilm.
5 von 5 ★
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