Artikel2. Juni 2023

Filmtagebuch: Augenweiden der Animation: 7 besondere Animationsfilme

Filmtagebuch: Augenweiden der Animation: 7 besondere Animationsfilme
© IMDb

Die Welt des Films bietet unendliche Möglichkeiten – und die des Animationsfilms erst recht! Der frisch gestartete «Spider-Man: Across the Spider-Verse» überzeugt wie sein Vorgänger mit einem besonderen visuellen Stil. Doch da geht noch mehr! Wir haben 7 weitere besondere Animationsfilme gesammelt, die dir die Augen öffnen werden.

1. «A Scanner Darkly - Der dunkle Schirm» (2006)

Überlappungen von Realität und Animation

Die nahe Zukunft: Die USA sind ein Überwachungsstaat, in dem das grösste Problem Drogen sind. Nur die Organisation «Der neue Pfad», die Entzugsprogramme anbietet, bleibt ein blinder Fleck. Der Agent Fred (Keanu Reeves) ermittelt verdeckt im Drogenmilieu, ist aber selbst auch süchtig. Mithilfe eines Anzuges wechselt er ständig sein Aussehen – und wird eines Tages auf sich selbst angesetzt.

Für die Verfilmung des Romans «Der dunkle Schirm» von Philip K. Dick entschied sich der Regisseur Richard Linklater dafür, den kompletten Film mit echten Darstellenden zu drehen und nachträglich mithilfe von Rotoskopie zu überarbeiten. Rotoskopie ist eine ältere Filmtechnik, bei der Filmbilder nachgezeichnet werden. In «A Scanner Darkly - Der dunkle Schirm» wurde dieses Verfahren erstmals digital auf den gesamten Film angewendet und dauerte 18 Monate bis zur Vollendung. Das Ergebnis ist eine einzigartige Ästhetik, die Realität und Animation zu vermischen scheint.

Verfügbar on Demand auf Apple TV

2. «The Tale of the Princess Kaguya» (2013)

Ein skizzenhafter Anime

Der Film erzählt die Geschichte der Prinzessin Kaguya, die auf die Erde verbannt wird. Eines Tages findet ein Holzfäller im Bambuswald ein winzig kleines Mädchen. Er nimmt es mit nach Hause und zieht es zusammen mit seiner Frau gross. Später entscheidet der Vater, dass aus seiner Tochter eine Prinzessin werden soll – entgegen Kaguyas Natur.

«The Tale of the Princess Kaguya» stammt zwar aus dem Hause Ghibli, verfolgt aber visuell eine völlig andere Linie. Anstatt den gewohnten, perfekt ausgearbeiteten Zeichnungen überzeugt der Film mit einem skizzenhaften Stil, der visuell viel Raum lässt. Die manchmal kritzeligen Striche werden kreativ eingesetzt, um auch grosse Emotionen zu transportieren. Weniger ist in diesem Fall eindeutig mehr.

Verfügbar auf Netflix

3. «Loving Vincent» (2017)

Gemälde erwachen zum Leben

Die Geschichte beginnt ein Jahr nach dem Tod Vincent Van Goghs: Armand Roulin (Douglas Booth) soll im Auftrag seines Vaters Vincents Bruder Theo einen letzten Brief des Verstorbenen zustellen – dieser ist inzwischen jedoch an Syphilis gestorben. Als alle Beteiligten auf die Nachforschungen verdächtig reagieren, mietet er sich kurzerhand in das Zimmer in der Pension ein, in dem der Maler zuletzt gelebt hatte. Mithilfe der Erzählungen der Wirtin Adeline Ravoux (Eleanor Tomlinson) begibt sich der Amateur-Detektiv auf Spurensuche.

«Loving Vincent» arbeitet mit einer überaus aufwändigen Animationstechnik – alle Frames des Films wurden nämlich von Hand als Ölgemälde angefertigt. 30 MalerInnen waren an dem Prozess beteiligt, der am Ende über 55.000 einzelne Gemälde hervorbrachte. Hier gehen Erzählung und Ästhetik eine wunderbare Verbindung ein, da die Geschichte des Malers in seinem künstlerischen Stil zum Leben erweckt wird – einzigartig!

Verfügbar auf Filmingo

4. «​​Das Geheimnis von Kells» (2009)

Ein detailreiches Bilderbuch

Irland im 8. Jahrhundert. Brendan lebt in einem Kloster, das von seinem Onkel als Abt geleitet wird. Aus Angst vor den Wikingern errichtet der Abt eine gigantische Mauer rund um das Kloster und verbietet Brendan, das Gelände zu verlassen. Als er eines Tages eine seltene Pflanze für die Tinte des berühmten Buchmalers Aidan im Wald suchen soll, bricht er die Regeln und lernt einen Waldgeist kennen. Gemeinsam müssen sie allerlei Hindernisse überwinden, um das schönste aller Bücher herzustellen.

«Das Geheimnis von Kells» überzeugt mit flächigen Zeichnungen und spannungsvollen Kompositionen, die an die Kunst der Buchmalerei und insbesondere an das «Book of Kells» angelehnt sind. Der einzigartige Stil des Films ist nicht nur sehr schön anzusehen, sondern überrascht immer wieder mit Details, die auf die keltische Mythologie verweisen. Auch sehr sehenswert und stilistisch interessant ist «Die Melodie des Meeres», für den ebenfalls Tomm Moore die Regie übernahm.

Verfügbar auf Mubi

5. «Animatrix» (2003)

Neun Kurzfilme, neun Stile – eine Matrix

«Animatrix» erzählt verschiedene Geschichten aus dem «Matrix»-Universum und ist inhaltlich sehr facettenreich. In den neun Kurzfilmen geht es zum Beispiel um eine Schiffscrew, die eine wichtige Nachricht überbringen muss, um den Ursprung des Krieges zwischen Menschen und Maschinen und verschiedene Einzelschicksale von Menschen innerhalb und ausserhalb der Matrix.

In «Matrix» sind zahlreiche visuelle Parallelen zum Anime auszumachen und auch die Geschwister Wachowski gaben immer wieder Anime und die japanische Filmkultur im Allgemeinen als wichtige Inspirationsquelle an. In «Animatrix» erweckten eben jene japanischen Animationskünstler neun verschiedene Geschichten aus der Welt von «Matrix» zum Leben. Die verschiedenen Stile und Stimmungen der einzelnen Kurzfilme entfachen ein visuelles Feuerwerk, das nicht nur vielfältig, sondern auch spannend ist.

Verfügbar on Demand auf Apple TV

6. «Der wilde Planet» (1973)

Surreale Welten

In der Welt von Ygam gibt es Herrschende und Sklaven. Die menschenähnlichen Om sind wie Haustiere für die riesigen Draag. Der Sklave Terr kann eines Tages aus der Gefangenschaft fliehen und hat ein merkwürdiges Gerät dabei, das der Bildung der Draag dient. Indem er diese Technik anwendet, erkennt er die Macht des Wissens und entwickelt schon bald einen Plan, sich gegen die Draag zu erheben.

Die Zeichnungen für die französisch-tschechoslowakischen Koproduktion «Der wilde Planet» entstanden in der Tschechoslowakei, was dem Film deutlich anzusehen ist – schliesslich entstanden in Osteuropa und Russland in den 1970er- und 80er-Jahren viele stilistisch expressive Animationsfilme. Die Zeichnungen erinnern an den Surrealismus und haben einen sehr eigentümlichen Stil. Die Animationen sind oft etwas steif und abgehackt, wirken dadurch aber umso befremdlicher.

Verfügbar auf Mubi

7. «Paprika» (2006)

Implodierende Grenzen zwischen Zeit und Raum

Drei Wissenschaftlern der Foundation for Psychiatric Research kommt ihre wichtigste Erfindung abhanden, der D.C. Mini, mit denen Menschen ihre Träume aufzeichnen und anschauen können. Der Dieb nutzt die Maschine, um seine Opfer mit Träumen abzulenken und in ihren Verstand einzudringen. Die Polizistin Paprika will den Verbrecher zu Strecke bringen, doch Realität und Traum vermischen sich immer mehr.

Der Regisseur Satoshi Kon erschuf einzigartige Filme, die immer wieder die Grenzen sprengten – der wohl innovativste von ihnen ist «Paprika». Obwohl der Film stilistisch klar den Regeln des Anime folgt, zeigt er auf, dass in der Welt der Animation keine Gesetze gelten – alles ist erlaubt. Sprünge zwischen Zeit und Raum, zwischen Körpern und Welten werden möglich und auch Träume können Teil der Realität werden. Ein Meisterwerk.

Verfügbar on Demand auf Apple TV

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