Artikel31. Oktober 2021 Cineman Redaktion
Filmtagebuch: Horrorfilme rund um die Halloweennacht
Inzwischen ist das von irischen Einwanderern in die USA gebrachte und dort reichhaltig ausgeschmückte Halloweenfest am Abend und in der Nacht vom 31. Oktober auf den 01. November auch in Mitteleuropa fester Bestandteil des jährlichen Feierkalenders. Gruselig verkleidete Kinder ziehen durch die Straßen, stellen Nachbarn vor die Wahl: Süßes oder Saures? Unheimlich kostümierte Erwachsene besuchen große Mottopartys. Und immer häufiger zieren, wie in Nordamerika, ausgehöhlte Kürbislaternen die Vorgärten. Eng verbunden mit der Halloweentradition, die ursprünglich an die Toten erinnern soll, ist – wen wundert es! – das Horrorkino, das den Festtag gerne nutzt, um schauerliche Geschichten zu erzählen. Fünf furchteinflößende Filme, die rund um den 31. Oktober spielen, wollen wir euch im Folgenden kurz vorstellen.
von Christopher Diekhaus
1. «Halloween – Die Nacht des Grauens» (1978)
Darum geht’s: 15 Jahre, nachdem er im Kindesalter seine Schwester brutal abgeschlachtet hat, gelingt dem Mörder Michael Myers (Nick Castle) die Flucht aus der Psychiatrie. Sein Weg führt ihn schnurstracks zurück in seinen Heimatort, wo er am Halloweenabend sein blutiges Treiben fortsetzt. In sein Visier gerät auch die jugendliche Babysitterin Laurie Strode (Jamie Lee Curtis), die schliesslich erbittert um ihr Leben kämpft.
Grundstein des US-Slasher-Kinos: Als John Carpenter den verhältnismässig billig produzierten Horrorstreifen Ende der 1970er-Jahre fertiggestellt hatte, ahnte er sicher nicht, dass ihm ein Genremeilenstein gelungen war. Im Zusammenspiel mit der vom Regisseur selbst komponierten Musik und dem wie mechanisch mordenden Maskenschlitzer Michael Myers entwickelte die Spannungsdramaturgie des inhaltlich nicht gerade anspruchsvollen Schockers eine ungeahnte Effektivität, an der sich viele Nachahmer die Zähen ausbissen. «Halloween - Die Nacht des Grauens» nutzt die gespenstische Stimmung des gruseligen Feiertages Ende Oktober gekonnt aus und verwendet Motive und erzählerische Bausteine, die für das US-amerikanische Slasher-Kino prägend werden sollten. Jamie Lee Curtis avancierte zum Paradebeispiel des final girls. Und Michael Myers sicherte sich einen Platz unter den wirkmächtigsten Horrorikonen, obwohl seine Figur in den zahlreichen Fortsetzungen mehr und mehr ins Karikaturenhafte abdriftet.
Verfügbar auf: Amazon Prime
2. «Monsterhaus» (2006)
Darum geht’s: Beängstigend und anziehend zugleich – schon lange interessiert sich der kleine «DJ» für das windschiefe, düstere Haus auf der anderen Strassenseite, dessen stets übel gelaunter Besitzer Nebbercracker alle Gegenstände einkassiert, die auf seinem Grundstück landen. Als DJs Eltern über das Halloweenwochenende wegfahren und der Mann von gegenüber scheinbar einen tödlichen Herzinfarkt erleidet, macht sich der neugierige Junge zusammen mit seinem besten Kumpel «Ketchup» und der Süssigkeiten feilbietenden Jenny daran, das unheimliche Anwesen genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie es scheint, führt das Gebäude ein gefährliches Eigenleben und verschlingt alles, was in seine Nähe kommt.
Zwischen Grusel und Komödie: «Monster House» ist der einzige Animationsfilm in der Liste und gehört zu den Arbeiten, die sich das sogenannte Performance-Capture-Verfahren zunutze machen, bei dem die gescannten Körperbewegungen und Gesichtsausdrücke von Schauspielern auf digitale Figuren übertragen werden. Das Halloween-Fest steht hier zwar nicht im Vordergrund. Die in den USA typische Dekoration lädt aber viele Bilder mit einem stimmungsvollen Note auf. Obwohl immer wieder komödiantische Elemente zum Einsatz kommen, schenkt uns der mit klassischen Horrorkonventionen arbeitende Streifen viele Gruselmomente, die für ganz kleine Zuschauer eher nicht geeignet sind. Selbst Erwachsene könnte der ein oder andere Schock überraschen.
3. «Trick 'r Treat - Die Nacht des Schreckens» (2007)
Darum geht’s: Ein Pärchen (Leslie Bibb und Tahmoh Penikett), das von einem Halloweenumzug nach Hause kommt, erlebt sein blutiges Wunder. Hinter der Fassade eines biederen Schuldirektors (Dylan Baker) steckt ein Serienmörder. Fünf junge Menschen suchen einen alten Steinbruch auf, in dem sich vor 30 Jahren ein schreckliches Verbrechen abgespielt hat. Eine Mädchenclique nimmt an einer Party im Wald teil, die sich als besonders grausiges Fest entpuppt. Und ein alter Mann, der Halloween hasst, sieht sich unverhofft mit einem unheimlichen Eindringling (Quinn Lord) konfrontiert.
Liebeserklärung an Halloween und das Horrorkino: «Trick 'r Treat - Die Nacht des Schreckens» verbindet unterschiedliche, sich gelegentlich kurz überschneidende Geschichten, die sich allesamt am Halloweenabend in der fiktiven Kleinstadt Warren Valley zutragen. Neben teils derben Überraschungen und schwarzhumorigen Einlagen hält der von Michael Dougherty geschriebene und in Szene gesetzte Horrorfilm auch einige Momente bereit, in denen die Traditionen des Kürbisfestes auf blutig-ironische Weise zur Sprache kommen. Mit einem kleinen Süssigkeitenjäger, der einen Sack über dem Kopf trägt, gibt es eine Figur, die strafend einschreitet, wenn althergebrachte Bräuche mit Füssen getreten werden. Das Treiben driftet hier und da zweifellos ins Trashige ab. Die Liebe zum Kino des Schreckens kommt in den routiniert arrangierten Gruselszenen aber stets zum Vorschein. Wer sich kurz und knackig – der Film dauert nur 82 Minuten – auf Halloween einstimmen will, ist hier an der richtigen Adresse.
4. «Halloween Haunt» (2015)
Darum geht’s: Widerwillig lässt sich die Studentin Harper (Katie Stevens), die sich vor ihrem gewalttätigen Quasi-Ex-Freund fürchtet, von ihrer Mitbewohnerin Bailey (Lauryn Alisa McClain) auf eine Halloweenparty schleppen, wo sie Nathan (Will Brittain) und Evan (Andrew Lewis Caldwell) kennenlernen. Gemeinsam geht es später weiter in eine mitten in der Pampa liegende Spukhausattraktion, die einen schönen Adrenalinkick verspricht. Dass es in dem verwinkelten Lagerhaus um Leben und Tod geht, begreifen die jungen Leute erst mit Verzögerung.
Anspruchslos, aber wirkungsvoll: Grossen Ambitionen eifern die «A Quiet Place»-Autoren Scott Beck und Bryan Woods in ihrem Horrorthriller nicht nach. Vielmehr bekommt der Zuschauer Klischees und flache Charakterprofile vorgesetzt. Das in den USA weitverbreite Phänomen der kommerziell betriebenen, an Halloween in Scharen besuchten Gruselhäuser nutzen die beiden Filmemacher aber für einen kompetent inszenierten, die Spannungsschraube kontinuierlich anziehenden Reisser, der über seinen betont ranzigen, unübersichtlichen, mit tödlichen Fallen gespickten Hauptschauplatz ein Gefühl der Beklemmung heraufbeschwört. Genau die richtige Kost für einen trüben Halloweenabend, an dem man das Haus nicht verlassen möchte.
Verfügbar auf: Amazon Prime
5. «Scary Stories to Tell in the Dark» (2019)
Darum geht’s: In der Halloweennacht des Jahres 1968 entdecken die Teenager Stella (Zoe Margaret Colletti), Auggie (Gabriel Rush), Chuck (Austin Zajur) und Ramón (Michael Garza) nach einem böse missglückten Streich in einem einsam gelegenen Spukhaus ein altes Manuskript, das zahlreiche Horrorgeschichten enthält. Nichtsahnend, dass auf dem Buch ein Fluch lastet, lässt Nachwuchsautorin Stella das Werk heimlich mitgehen. Grauenhafte Ereignisse suchen nur wenig später die Clique heim.
Coming-of-Age-Horror im Geiste der «It»-Verfilmungen: Mit seinem schon in den ersten Minuten aufblitzenden Retroflair und seiner im Zentrum stehenden Aussenseitertruppe erinnert «Scary Stories to Tell in the Dark» zwangsläufig an die beiden Verfilmungen des Stephen-King-Romans «It». Zu einem billigen Abklatsch verkommt die unter der Regie André Øvredals entstandene freie Adaption der gleichnamigen Buchreihe von US-Schriftsteller Alvin Schwartz glücklicherweise aber nicht. Trotz vertrauter Horrorstilmittel und Erzählbausteine entsteht eine stimmige Schaueratmosphäre, in der am Rande auch gesellschaftliche und politische Entwicklungen der ausgehenden 1960er Jahre Erwähnung finden. Im Gegensatz zu vielen verwandten Filmen schenkt uns der Gruselstreifen sympathische Protagonisten, mit denen man wirklich mitfiebern kann. Die liebevollen Details, etwa im Szenenbild, lassen übrigens auch die Handschrift des hier des in der Rolle des Produzenten fungierenden Guillermo del Toro erkennen, dem wir so eindringliche Grusel- und Fantasy-Werke wie «Pans Labyrinth» und «The Shape of Water» zu verdanken haben.
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