«Greyhound» hätte eigentlich ins Kino kommen sollen, wurde wegen Corona aber an Apple TV+ verkauft. Damit hat man nun zumindest das Vergnügen, einen neuen Tom-Hanks-Streifen als Premiere zu Hause zu sehen.
Filmkritik von Peter Osteried
Eigentlich sollte «Greyhound» in die Kinos kommen – und zwar schon im Januar 2019. Sony verschob den Start dann jedoch auf den März 2020 und wurde wie alle Hollywood-Studios von der Corona-Pandemie getroffen. Ein Kinostart war nicht länger machbar, weswegen Sony sich entschied, ihn nicht weiter zu verschieben, sondern den Film an Apple TV+ zu verkaufen.
Captain Krause (Tom Hanks) übernimmt sein erstes Kommando. Mit der Greyhound soll er einen Konvoi bei der Atlantiküberquerung beschützen – in den kritischen 48 Stunden, in denen Luftunterstützung nicht möglich ist. Tatsächlich wird der Konvoi auch von einigen deutschen U-Booten aufgespürt und verfolgt. Es beginnt ein Katz-und-Mausspiel, bei dem die Deutschen scheinbar im Vorteil sind. Wieder und wieder kommt es zum Kampf, bei dem Krause den gesamten Konvoi zu verlieren droht.
Würde nicht Tom Hanks die Hauptrolle spielen, wäre einem eigentlich alles gleichgültig.
Es ist auffällig, dass der Film nur gut 80 Minuten Laufzeit hat. Tom Hanks hat selbst das Drehbuch geschrieben. Sein Ziel war offenkundig das Erzählen einer Geschichte, die auf das Essenzielle komprimiert ist. Ihm geht es darum zu zeigen, wie der Kampf eines leichten Zerstörers gegen ein U-Boot aussieht. Das gelingt wiederum auch sehr gut, aber der Film leidet letzten Endes darunter, dass er sich so zurücknimmt.
Die Dialoge bestehen zur Hälfte aus Befehlen und dem Wiederholen derselben. Persönliche Momente gibt es abgesehen von einer kurzen Sequenz am Anfang, als man die Freundin des Captains sieht, gar nicht. Das heisst aber auch, dass jede Figur unterentwickelt bleibt. Sie bleiben dem Zuschauer fremd und sind darum im Grunde egal. Wäre es nicht Tom Hanks, der die Hauptrolle spielt, wäre es im Grunde irrelevant, ob die Schiffe nun versenkt werden oder nicht.
Die Action ist schnell und griffig.
Punkten kann «Greyhound» mit der Darstellung des Kampfs. Es gibt Action, die authentisch erscheint. So stellt man sich einen Kampf vor, der auf dem offenen Meer ausgetragen wird und bei der einer der Gegner nur selten auftaucht. Das ist exzellent umgesetzt und durchaus kurzweilig. So gesehen ist die kurze Laufzeit auch ein Vorteil. Emotional investiert man zwar nicht in das Ganze, aber die Action ist schnell und griffig, sodass man sich niemals langweilt.
Man fragt sich aber schon, wieso Sony den Film abgeschoben hat. Die Laufzeit und die damit einhergehenden Mängel hätten beim Kinoeinsatz ein Problem sein können, aber der Film hat nur 50 Millionen Dollar gekostet – da sollte ein Kriegsfilm mit Tom Hanks im Kino schon noch etwas Kasse machen können. Nun wird der Film aber zum streamen bereitgestellt, sodass der Zuschauer in Zeiten, in denen das Kino kaum grosse Filme zu bieten hat, das Spektakel zu Hause geniessen kann. «Greyhound» ist ein guter Film, er hätte mit etwas mehr Fleisch am Knochen aber sehr viel besser sein können.
3.5 von 5 ★
«Greyhound» ist ab sofort auf Apple TV+ zu sehen.
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