Kritik3. Juli 2019

In der Miniserie «The Rook» trifft Agenten-Thriller auf Sci-Fi-Mystery

In der Miniserie «The Rook» trifft Agenten-Thriller auf Sci-Fi-Mystery
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Vergangenen Sonntag feierte die übernatürliche Agenten-Serie «The Rook» Weltpremiere, welche von UPC als Teil von Liberty Global mitproduziert wurde. In der Miniserie geht es um eine junge Frau, die auf einer abgelegenen Brücke neben mehreren Leichen aufwacht – und das ohne jegliche Erinnerung.

Für Myfanwy Thomas (Emma Greenwell) ist es ein böses Erwachen: In einer verregneten Nacht schlägt sie mitten auf einer menschenleeren Brücke in London die Augen auf – und neben ihr liegen mehrere Leichen, die meisten von ihnen scheinbar übel zugerichtet. Die junge Frau ist sichtbar verwirrt und hat, wie sich später herausstellen wird, ihr Gedächtnis verloren. Sie schleppt sich, sichtbar angeschlagen, in ein zwielichtiges Motel, in dem man Zimmer stunden- oder tageweise beziehen kann, um dort die Nacht zu verbringen und den Brief genauer unter die Lupe zu nehmen, den sie beim Aufwachen in der Hand gehalten hat.

Portionenweise findet Myfanwy heraus, wer sie ist: Eine hochrangige Agentin im Checquy, Grossbritanniens Geheimdienst für Menschen mit paranormalen Fähigkeiten. Und auch sie selbst scheint über übernatürliche Kräfte zu verfügen, wie sie sich gleich selbst in einer Szene in einem Bankschliessfach beweist.

In ihrem schicken Apartment entdeckt die junge Frau Aufnahmen von sich selbst, in der sie ihr Zukunfts-Ich warnt – vor Leuten, die ihr gewaltvoll das Gedächtnis löschen. Doch wer würde der Agentin Böses wollen? Zunächst verdächtigt Myfanwy ihr gesamtes Umfeld – auch ihre offensichtich unterstützungskräftige Chefin Lady Farrier (Joely Richardson), die ab sofort die Mordermittlungen zu den Leichen auf der Brücke übernimmt.

© Starz

Die Prämisse, die sich aus den ersten zwei für diesen Artikel vorab gesichteten Folgen ergibt, hört sich vielvesprechend an: Eine junge, scheinbar wehrlose Frau hat ihr Gedächtnis verloren, ist ihrer Identität auf der Spur – nebenbei wird vom Geheimdienst, bei dem sie ein hochrangiges Mitglied ist, die Mordermittlung zu den neben ihr platzierten Leichen durchgeführt. Und um der Ausgangslage nochmals eine Komponente zu verleihen, verfügen gewisse Personen über paranormale Fähigkeiten, die sie zu menschlichen Waffen machen.

Das Ganze ist eingebettet in ein düsteres Film-Noir-Setting: London wirkt in «The Rook» düster, modern, anonym und irgendwie steril. Wohl auch, weil der Zuschauer die Stadt meistens aus Sicht von Myfanwy zu sehen bekommt, die ihre Welt ebenfalls neu kennenlernen muss und oft zum ersten Mal zu Gesicht bekommt. So zum Beispiel im Büro, wo sie ihren Gedächtnisverlust verschweigt – und so souverän wie eben möglich gute Miene zum Bösen Spiel macht.

Die britische Hauptstadt ist einer der Protagonisten in «The Rook».
© Starz

Man braucht eine Weile, um mit der Protagonistin warm zu werden, doch Emma Greenwell spielt die Rolle der ahnungslosen jungen Frau, deren Erinnerungen komplett weg sind, energisch und mit der nötigen Zurückhaltung. Und auch der restliche Cast (unter anderem Olivia Munn als aus Amerika angereiste Ermittlerin) trägt seinen Teil dazu bei, dass auch die eher distanziert und kühl wirkenden Figuren in das cleane Sci-Fi-Konzept passen. Und der paranormale Sci-Fi-Anteil kommt besonders zu Ende der zweiten Folge gewiss nicht zu kurz.

Wen das Konzept «Blade Runner» meets «Jason Bourne» anspricht, für den ist die Serie auf jeden Fall ein Versucht wert – zumindest machen die ersten zwei Folgen definitiv Lust auf mehr. Fragt sich bloss, ob die Miniserie in nur 8 rund 50-minütigen Episoden alle aufgeworfenen und durchaus spannenden Fragen – von denen es eine Menge gibt – schlüssig und ohne Spannungsverlust zu beantworten beziehungsweise sogar zusammenzuführen vermag. Denn dass die Qualität der Mystery-Serie «The Rook» mit ihrer Auflösung steht und fällt, hat sie dank einer spannenden Ausgangslage auch sich selbst zu verdanken.

Die erste Folge von «The Rook» ist ab sofort auf Englisch, Deutsch, Französisch und Italienisch für Happy Home Abo-Kunden im OnDemand-Store von UPC verfügbar, die weiteren Episoden folgen wöchentlich jeweils am Montag. Zudem ist die Serie über den Amazon Prime Kanal Starzplay abrufbar.

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