Interview22. Februar 2022 Michelle Knoblauch
Interview: Peter Maffay über «Sing - Die Show deines Lebens»: «Als würde man sich ins Boot setzen und auf den Ozean rausfahren.»
Zum Anlass des zweiten Films «Sing - Die Show deines Lebens» von Garth Jenningsi, hat sich Peter Maffay unseren Fragen gestellt.
Interview: Michelle Knoblauch
Transkription: Alejandro Manjon
1 - Du leihst der Rocklegende Clay Calloway deine Stimme – inwiefern kannst du dich mit Clay identifizieren?
Peter Maffay: Er ist mir sehr sympathisch, er hat ähnliche Lederjacken wie ich. Er fährt auch Motorrad und er ist so alt wie ich, glaube ich. Für mich war das überraschend, diese Parallelen festzustellen. Ich finde, er ist eine traumhafte Figur, knorrig und ein bisschen übellaunig, aber mit einem grossen weichen Herz. Es ist eine sympathische Figur.
2 - Gab es auch Momente wo du beinahe verzweifelt bist, da einzelne Szenen mehrmals gesprochen werden mussten oder klappte es jeweils gleich von Beginn an?
Es gab einige, die habe ich ziemlich oft sprechen müssen, wobei ich zugeben muss, dass die originale Stimme von Bono für mich eine gute Orientierung war. Ich konnte ja hören, wie er diese Rolle interpretiert und dann habe ich danach gefragt, ob das so ähnlich passieren sollte und die Antwort hiess: «Ja aber.. mach es auf deiner eigenen Art». Und dann ist es so ein Hybrid geworden aus meiner Art und dem, was ich seinem Vortrag entnommen habe.
So wie bei einer Musikproduktion, wo jemand am Mischpult sitzt und gelegentlich eine Instruktion gibt. Oder ein Produzent zum Beispiel, der diese Tätigkeit ausübt, so ist das auch in diesem Studio der Fall gewesen. Es gab eine fantastische Regisseurin, die das alles ein bisschen vorgemacht hat und danach habe ich auch die verschiedenen Variationen gehört, die ich mir vorher so nicht hab vorstellen können – eine richtig tolle Arbeit.
«Das ist eben keine Tätigkeit, die man so ohne Weiteres, mal irgendwie ein bisschen macht und dann bei dem richtigen Ergebnis landet.»
3 - Gab es Hürden, die überwunden werden mussten? Wenn ja, welche?
Peter Maffay: Naja, wenn man kein Synchronsprecher ist, dann fehlt einem die Praxis und dann kennt man die Abläufe im Studio nicht usw. Und da musste zuerst einmal jemand erklären und da musste jemand auch dramaturgisch eingreifen und ein bisschen stützen und ein bisschen führen.
Das ist eben keine Tätigkeit, die man so ohne Weiteres, mal irgendwie ein bisschen macht und dann bei dem richtigen Ergebnis landet. Also die Leute, die Synchronsprecher sind, müssen über immense Erfahrung verfügen, müssen sie in eine Rolle hineinversetzen können, müssen sie mechanisch Abläufe kennen etc. Und das war alles für mich neu, aber wie gesagt auch sehr spannend, ein bisschen so, als würde man sich ins Boot setzen und auf den Ozean rausfahren, ohne dass Ufer zu kennen.
«Wir haben es ja zu tun mit einem megastarken Song, der alles noch viel mehr vertieft.»
4 - Gibt es Parallelen zwischen deiner Arbeit als Musiker und der als Synchronsprecher?
Peter Maffay: Naja, also die technische Umgebung ist mir einigermassen vertraut. Du stellst halt vor einem Mikrofon und da sprichst du rein. Ich habe ein Mikrofon und da singe ich hinein. Das ist ein relativ ähnlicher Vorgang.
Wenn wir zum Beispiel zu Tabaluga, du hast es schon angesprochen, dann ist es ja auch ein Rollenspiel, da gibt es auch verschiedene Figuren, die man interpretiert. Besonders da, wenn man auf die eine Bühne geht, passiert es ja noch verstärkt und differenzierter. Das sind Dinge, die mir einigermassen vertraut sind. Nichtsdestotrotz ein Bild vor sich zu haben, das dann erscheint und dem man dann die Synchronstimme zuordnen muss – das ist eine Frage von Übung. Und das musste etliche Male wiederholt werden, weil in manchen Passagen ging das ganz gut, aber dann gab es auch welche, die recht kompliziert waren. Da muss man sich ein bisschen anstrengen.
«Für mich war das überraschend, diese Parallelen festzustellen.»
5 - Abschliessend, ohne zu viel zu verraten: Was ist deiner Meinung nach das absolute Highlight in «Sing 2»?
Peter Maffay: Da gibt es eine ganze Reihe von Highlights. Ist ja natürlich auch abhängig wahrscheinlich davon, wie jeder Betrachter den Film sieht und welche Lieblingsfigur innerhalb dieses Filmes hat. Ich habe eine Lieblingsfigur, an die ich mich halte und das ist dieser Löwe, der dann aus einer Unsicherheit heraus zu alten Glanz zurückfindet. Das fand ich sehr charmant und die Geschichte vorher zu sehen, was für ein Charakter er hat, nämlich ich habe das vorhin schon erwähnt ein übellauniger, knorriger, sehr spezieller Zeitgenosse, der aber tief drinnen eine Weichheit besitzt, die am Ende offenbart.
Sehr emotional und durchaus auch im Bereich von Parallelen, die ich in meinem Leben als Musiker erlebt habe. Ich habe Situationen erlebt, in denen Musiker auch aus ähnlichen Situationen heraus auf die Bühne gegangen sind und wieder auferstanden sind, was immer eine grosse Freude ist, wenn man sieht, dass jemand zu seiner alten Kraft zurückfindet. Und dann die Musik! Nicht vergessen, wir haben es ja zu tun mit einem megastarken Song, der alles noch viel mehr vertieft. Der Film hat alles, der hat Humor, der hat Tempo, der berührt einem so, dass man Knödel im Hals hat. Es ist einfach gute Unterhaltung für alle Kinder, für die grossen und kleinen.
Ganz herzlichen Dank dir!
Trailer
Der erste Teil «Sing» ist On Demand auf Prime verfügbar
«Sing - Die Show deines Lebens» seit dem 16.12.21 im Kino.
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