Kritik5. Juni 2019 Irina Blum
Kritik zur Amazon Prime-Miniserie «Good Omens»: Das Ende ist nah – oder doch nicht?
Irrungen und Wirrungen betreffend der Umsetzung, reichlich schräger Humor sowie Michael Sheen und David Tennant in den Hauptrollen als Engel und Teufel: Es gibt so einiges, was bei der Amazon Prime-Miniserie «Good Omens» für Aufsehen sorgt.
Serienkritik von Peter Osteried
Schon seit den frühen 1990er-Jahren gab es Bestrebungen, den von Terry Pratchett und Neil Gaiman geschriebenen Roman «Good Omens» auf die grosse Leinwand zu bringen. Terry Gilliam versuchte sich über zehn Jahre daran, hatte mit Robin Williams und Johnny Depp Stars für die beiden Hauptrollen und den Grossteil der Finanzierung klargemacht – im Jahr 2002 implodierte das Projekt aber endgültig.
Das hat auch Terry Pratchett beeinflusst, der miterleben musste, wie verschiedene Skript-Versionen des Buchs entstanden, keine davon aber den Esprit und den Witz der Vorlage einfing. Vor seinem Tod nahm er darum Neil Gaiman das Versprechen ab, dass dieser das Drehbuch schreiben würde, sollte es zu einer Verfilmung kommen – mit der Adaption als Miniserie löste Gaiman sein Versprechen nun ein.
Ein besseres Duo als David Tennant und Michael Sheen hätte man sich nicht vorstellen können.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen der Dämon Crowley (David Tennant) und der Engel Erziraphael (Michael Sheen), die schon miterlebten, wie Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben wurden. Sie entwickelten so etwas wie Freundschaft, auch wenn sie immer auf gegensätzlichen Seiten standen. Nun ist jedoch der Moment gekommen, an dem beide am selben Strang ziehen müssen.
Crowley hat den Antichristen nämlich einer Familie untergeschoben. Er soll ihn – dem Auftrag aus der Hölle entsprechend – für das Böse begeistern, während Erziraphael versucht, Gutes im Jungen zu wecken. Das gemeinsame Ziel: Die Apokalypse und damit den Untergang der Erde zu verhindern – denn dann gingen auch all die schönen Annehmlichkeiten, welche die menschliche Zivilisation zu bieten hat, flöten. Das Problem: Die zwei versuchen seit Jahren, den falschen Jungen zu beeinflussen.
Die sechsteilige Miniserie wurde von der BBC produziert, ist jedoch bei Amazon Prime zu sehen. Die Besetzung ist erlesen, ein besseres Duo als David Tennant und Michael Sheen hätte man sich nicht vorstellen können, zumal die weiteren Rollen mit Mimen wie Jon Hamm oder Daniel Mays ebenfalls sehr gut getroffen sind. «Good Omens» sieht ziemlich aufwendig aus, vor allem punktet die Show aber damit, dass sie der Vorlage wirklich gerecht wird.
Der sehr eigene Humor ist sicherlich Geschmackssache.
Der absurde Humor, der zu einem Markenzeichen von Terry Pratchett geworden ist, wird von Neil Gaiman sehr genau eingefangen und in ein neues Medium transportiert. Es gelingt ihm sogar, viele der Kleinigkeiten, die nur Lesern des Buchs auffallen werden, im Hintergrund einzubauen.
Die Geschichte ist reichlich skurril und damit sicherlich nicht jedermanns Sache, manches wirkt im Deutschen allerdings auch deutlich bemühter, was vor allem auch für die eingedeutschten Namen gilt – etwas, das auch dem Roman schon inne war. Amüsant sind die parodistischen Züge, wenn man angesichts des kleinen Antichristen an das Kind Damien aus «The Omen» denken muss. Punkten kann «Good Omens» damit, dass die Geschichte reichlich unvorhersehbar ist und sich immer wieder an Wendungen und Entwicklungen bedient, die den Zuschauer möglichst unvorbereitet treffen sollen. Die Adaption ist werkgetreu und extrem nah am Roman, der sehr eigene Humor sicherlich Geschmackssache.
3.5 von 5 ★
«Good Omens» ist ab sofort auf Amazon Prime zu sehen.
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