News17. April 2023

Kurzfilmnacht Zürich 2023

Kurzfilmnacht Zürich 2023
© 2020 Internationale Kurzfilmtage Winterthur

Seit 20 Jahren ist die Kurzfilmnacht auf Tour durch die Schweiz: Am 21. April macht sie Halt im Kino Riffraff. In über dreieinhalb Stunden Filmgenuss präsentiert die Kurzfilmnacht, neben aktuellen Kurzfilmen aus der ganzen Welt, die Zürcher Premiere «Heart Fruit» von Kim Allamand.

Kurzfilmnacht in Zürich mit lokaler Premiere «Heart Fruit» von Kim Allamand.

Das Kino Riffraff lädt am 21. April ab 20:30 Uhr zu einem Kinoerlebnis der besonderen Art ein. Eröffnet wird die Kurzfilmnacht mit der lokalen Premiere «Heart Fruit» von Kim Allamand. Der Regisseur nutzt seine Heimstadt Zürich auch gleich als Schaukulisse: Stadtmenschen brechen auf in eine Spätsommernacht. In einer Bibliothek treffen sich Blicke. Beim Workout besprechen zwei Männer, wo man Liebe kaufen kann. Ein Paar küsst sich innig. Ein anderes erklärt sich in der Therapie.

Leichtfüssig und begleitet von rhythmischer Grossstadtmusik zeigt uns «Heart Fruit» unterschiedliche Facetten des Liebeslebens und die schwankende Beziehung zum Begehren. Die Darstellerin Lotti Happle wird den Film im Riffraff vorstellen und Fragen aus dem Publikum beantworten.

Eine heisse Sommernacht über den Dächern von Zürich. Ein Gespräch über käufliche Liebe und was einen guten Kuss ausmacht. «Heart Fruit» von Kim Allamand zeigt leichtfüssig Fragmente aus dem Liebesleben von Stadtmenschen.
Eine heisse Sommernacht über den Dächern von Zürich. Ein Gespräch über käufliche Liebe und was einen guten Kuss ausmacht. «Heart Fruit» von Kim Allamand zeigt leichtfüssig Fragmente aus dem Liebesleben von Stadtmenschen. © 2020 Internationale Kurzfilmtage Winterthur

Neue Kurzfilme aus der Schweiz 

Das erste von vier Programmen «Swiss Shorts» nimmt uns mit auf eine Reise durch verschiedene Ecken und Filmgenres der Schweiz. Es zeigt sich, dass Schweizer Filmschaffende sich etwas trauen. Die einen toben sich mit formellen Experimenten aus: Da ist zum Beispiel der äusserst lustige und leichtfüssige Dokfilm «Eine Sekunde in Fränkli», in welchem der Filmregisseur mittels Green-Screen der nationalen Symbolik der Einfrankenmünze nachgeht, oder das mutige Einsetzen der Fisheye-Kamera in «Fairplay» – einem eindringlichen Fiktionsfilm über die Lust am Wettbewerb in der Leistungsgesellschaft, der sowohl am Locarno Film Festival wie auch am grössten Kurzfilmfestival in Clermont-Ferrand einen Hauptpreis der Jury absahnte.

Im preisgekrönten Schweizer Kurzfilm «Fairplay» von Zoel Aeschbacher wird die Lust am Wettbewerb auf die Spitze getrieben.
Im preisgekrönten Schweizer Kurzfilm «Fairplay» von Zoel Aeschbacher wird die Lust am Wettbewerb auf die Spitze getrieben. © 2020 Internationale Kurzfilmtage Winterthur

Beeindruckend ist auch der Publikumsliebling «Ours», in welchem eine Filmstudentin beauftragt wird, die Amateuraufnahmen eines Natur- und Bärenfilmers zusammenzuschneiden und dabei auf voyeuristische Aufnahmen von Frauen trifft, mit denen sie den Amateurfilmer in ihrer Dok konfrontiert.

Viele Perlen finden sich dieses Jahr auch im Bereich des Schweizer Animationsfilms: Wir zeigen «Think Something Nice» – ein Film, der uns eine malerische Welt vorführt, in die man sich beim Zahnarztbesuch flüchten kann und «The Record», wo die titelgebende Schallplatte nicht nur einen alten Antiquitätenhändler sondern auch das Publikum auf eine nostalgische, musikalische Reise in die Vergangenheit nimmt.

Es sind fünf starke und überraschend unterschiedliche Filme, die sich hier zu einem Programm vereinen. Helvetia wäre stolz auf diese Bandbreite.  

Leichtfüssig nimmt «Moms on Fire» von Joanna Rytel die idealen Vorstellungen rund um Mutterschaft auf die Schippe: In dieser Knetanimation haben die beiden Hochschwangeren mehr Lust auf Party statt auf Babys.
Leichtfüssig nimmt «Moms on Fire» von Joanna Rytel die idealen Vorstellungen rund um Mutterschaft auf die Schippe: In dieser Knetanimation haben die beiden Hochschwangeren mehr Lust auf Party statt auf Babys. © 2020 Internationale Kurzfilmtage Winterthur

«Birth», «C’est la vie» & «Party» 

Die drei kuratierten Kurzfilmprogramme knüpfen thematisch am Jubiläumsjahr an. Vor 20 Jahren erwachte die Kurzfilmnacht zum Leben. Deshalb widmet sich der erste Filmblock dem Thema «Geburt». Wer meint, dass es hier nur um eine romantische Sicht auf das Wunder Leben geht, hat sich getäuscht: Die französische Komödie «Cui Cui Cui» handelt von der Suche nach einem Samenspender und scheut sich nicht davor, die Verzweiflung über einen nicht erfüllten Kinderwunsch mit einer ordentlichen Prise Humor anzugehen.

Ganz im Gegensatz dazu haben die zwei hochschwangeren Frauen in der ulkigen Knetanimation «Moms on Fire» gar keine Lust aufs Mutterwerden und möchten lieber nochmals richtig auf den Putz hauen. «Geboren en Getogen» beweist in pointierten dreieinhalb Minuten, dass die Geburt des eigenen Kindes nie so kommt, wie man es sich vorstellt, auch wenn man sich noch so gut darauf vorbereitet. Zuletzt zeigt uns die intime Dokumentation «How do you measure a year?», in welcher der Regisseur seine Tochter über 16 Jahre immer am Geburtstag filmt und ihr die gleichen Fragen stellt, eine tiefberührende Vater-Tochter Beziehung – der Film war 2022 gar für die Oscars nominiert.

In «Dirty Talks» von Wander Theunis und Brandon Grötzinger erwischt ein Mitbewohner den anderen beim Masturbieren; es entsteht ein humorvoller, offener und inspirierender Austausch über sexuelle Fantasien im Zeitalter der Digitalisierung.
In «Dirty Talks» von Wander Theunis und Brandon Grötzinger erwischt ein Mitbewohner den anderen beim Masturbieren; es entsteht ein humorvoller, offener und inspirierender Austausch über sexuelle Fantasien im Zeitalter der Digitalisierung. © 2020 Internationale Kurzfilmtage Winterthur

Nach der «Geburt» und vor der «Party» tauchen wir mit «C’est la vie» ins volle Leben ein, mit all seinen Höhen und Tiefen. Diese Filme bringen uns zu den überfordernden und absurden Momenten, die wir schlussendlich auch irgendwie meistern. Nachdem der Held der knalligen, abgefahrenen Animation «Amok» bei einem Autounfall, seine Verlobte und sein gutes Aussehen verloren hat, muss er sich seinen inneren Dämonen stellen. Was schrecklich klingt, macht am Ende aber sehr viel Spass. Genauso wie der Jugendpublikums Liebling «Dirty Talks», in welchem der schüchterne Sam seinen Mitbewohner Jamie beim Masturbieren erwischt.

Vor den Kopf gestossen fühlt sich das mittelständige Pärchen in «Fucking Bunnies», als sich herausstellt, dass ihre neuen, freundlichen Nachbarn einer satansbetenden Sex-Sekte angehören: Horror light meets Comedy! Eine überraschende Begegnung findet sich auch im märchenhaften Film «The Diamond» – mehr sei nicht verraten. Ob es nun grössere oder kleinere Überraschungen im Leben sind, diese Filme enden auf der hoffnungsvollen Note: «C’est la vie» und wir nehmen es so, wie es kommt.

Spätnachts gilt es in «Party» ganz im Sinne des Jubiläumsjahrs, zu feiern. Ob sinnlich-verknallt wie in «Violetta + Guillermo» oder ein wenig over-the-top und abgedreht wie in «All the crows in the world» aus Hongkong, machen die Filme im letzten Block Lust zum Tanzen. Das liegt nicht nur an spektakulären Lichteffekten und bunten Farben wie in «Fest», sondern auch an der stimmungsmachenden Musik – hier kann man vor allem die Animation «Pipes» nennen und den schrillen Figuren, wie dem Protagonisten in «Whateverest». Let’s party!

Vorverkauf auf www.riffraff.ch und an den Kinokassen Riffraff und Houdini. Ticket für die ganze Nacht: 30 CHF.

Die Kurzfilmnacht zieht auch durch die Romandie und durchs Tessin. Mehr Infos www.nuitducourt.ch. 

Abgedrehte Dance Moves, Lichtspielereien und dumpfe Bässe finden sich im letzten Filmblock «Party»: Hier mit Nikita Diakurs «Fest».
Abgedrehte Dance Moves, Lichtspielereien und dumpfe Bässe finden sich im letzten Filmblock «Party»: Hier mit Nikita Diakurs «Fest». © 2020 Internationale Kurzfilmtage Winterthur

Tour-Daten 2023

  • BASEL • kult.kino atelier, Freitag, 14. April
  • ZÜRICH • Kino RiffRaff Freitag, 21. April
  • CHUR • Kino Apollo, Freitag, 21. April
  • USTER • qtopia Kino+Bar, Freitag, 22. April
  • LUZERN • Bourbaki & stattkino, Freitag, 28. April
  • ST. GALLEN • Kinok – Cinema in der Lokremise, Freitag/Samstag, 28./29. April
  • BERN • cineBubenberg & Cinématte, Freitag, 5. Mai
  • BIEL • Kino Rex, Freitag, 5. Mai
  • WINTERTHUR • Kiwi Loge, Freitag, 12. Mai
  • SCHAFFHAUSEN • Kiwi Scala, Samstag, 13. Mai
  • BADEN-WETTINGEN • Kino Orient, Freitag, 2. Juni
  • AARAU • Kino Schloss, Samstag, 3. Juni

Quelle: Internationale Kurzfilmtage Winterthur

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