Kritik8. Juni 2024 Cineman Redaktion
Netflix-Kritik: «Im Wasser der Seine»: Sharknado meets Olympiade
In Paris wird ein Sportereignis vorbereitet und eine verdächtige Flosse in der Seine sorgt für Unruhe. Das ist der unwahrscheinliche Pitch von «Im Wasser der Seine». Achtung, fertig – CAMP!
von Théo Metais; übersetzt aus dem Französischen
Vor einigen Jahren verlor die Wissenschaftlerin Sophia (Bérénice Bejo) durch einen Haiangriff ihr Team von Ozeanographen in den Gewässern des Siebten Kontinents (auch bekannt als der "Plastikkontinent"). Als sie nach Frankreich zurückkehrt, kann sie den Verlust ihrer Crew nur schwer verkraften. Doch eines Tages entdeckt eine Aktivistin (Léa Léviant) in der Seine das Signal des Senders von Lilith, dem Hai, der für die Tragödie verantwortlich ist. Während ein Triathlon im Vorfeld der Olympischen Spiele stattfinden soll, ist bald die ganze Stadt in Aufruhr – gebannt von dem Schrecken, der in der Tiefe vor sich geht...
Zuletzt wirkte er an der erfolgreichen Netflix-Serie «Lupin» mit. Nun kehrt der französische Regisseur Xavier Gens mit einem Katastrophenfilm, der sowohl an B-Movies als auch «Der weisse Hai» denken lässt, auf die Plattform mit dem roten N zurück. Im Land der Killerhaie gibt es keinen Mangel an Trashfilmen. Dazu gehören «The Shallows - Gefahr aus der Tiefe» (2016), «Meg 2: Die Tiefe» (2023), «L'Année du requin» (2022) und das «Sharknado»-Franchise. Kurzum, eine erfrischende Sammlung von Szenarien, in denen Lächerlichkeit, Übertreibung und wildes Mischen von Ideen zum guten Ton gehören. Aus den Tiefen der Seine kommend, hätten wir eine Armee von Zombie-Radfahrer:innen oder die Unterwasser-Atombasis eines Bernard Arnault in einer Reinkarnation von Montgomery Burns erwarten können. Aber: «Die besten Dinge im Leben sind die einfachsten», sagte schon die philosophische Käsewerbung von Saint Albray. Es genügt, einen Hai in den Gewässern der Ile de la Cité zu versenken.
Während ein Triathlon vorbereitet wird und vor dem Hintergrund der Olympischen Spiele, amüsiert sich «Im Wasser der Seine», wenn er auf die Untätigkeit und den Trotz des Bürgermeisters der Hauptstadt und die Verweigerung der Wissenschaft im Angesicht einer Katastrophe hinweist. Der Film hat jedoch einige grosse Fehler: stereotype Charaktere und eine allzu simple Geschichte, wenn Xavier Gens und seine Co-Drehbuchautor:innen die Wasserschutzpolizei in den Himmel loben und die Aktivist:innen in einem Blutbad umkommen lassen.
Es regnet slapstickartige, groteske Kuriositäten, bald vermehren sich die Haie wie die Karnickel und «Im Wasser der Seine» entfaltet aufgeblasene visuelle Effekte. Mit einem Budget von 20 Millionen Euro kann niemand brillieren, aber es bleibt eine kleine Vorfreude übrig. Man muss sich nur bis zum 23. Juni gedulden, dem Tag, an dem die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo versprochen hat, in der Seine zu planschen. Der Pariser Polizeipräsident, der Präfekt der Region und der Staatspräsident wurden ebenfalls eingeladen. Petri Heil!
3 von 5 ★
«Im Wasser der Seine» ist seit dem 5. Juni auf Netflix verfügbar.
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