Kritik14. Juni 2019 Noëlle Tschudi
Netflix-Kritik: Jennifer Aniston und Adam Sandler stehen in «Murder Mystery» unter Mordverdacht
In «Meine erfundene Frau» führte Jennifer Aniston und Adam Sandler ein Geflecht aus Lügen bis nach Hawaii, nun verreisen die beiden in der Netflix-Krimikomödie «Murder Mystery» erneut zusammen. Aktuell gilt es, einen Mord auf einer Yacht aufzuklären und dabei ganz nebenbei ihre Beziehung als ein seit 15 Jahren verheiratetes Ehepaar aufzufrischen.
Daran, dass es Komödien mit Adam Sandler wie Sand am Meer gibt, dürfte sein grosser 8-Filme-Deal mit Streaming-Riese Netflix so schnell nichts ändern – ganz im Gegenteil: Mit «Murder Mystery» folgt unter der Regie von Kyle Newacheck nun eine weitere (Krimi)komödie, in der er und Jennifer Aniston als New Yorker Paar einen vertrackten Fall in Europa zu lösen haben, und dabei bald selbst zu den Hauptverdächtigen werden.
Zu ihrem 15. Hochzeitstag holt der New Yorker Polizist Nick Spitz (Adam Sandler) mit seiner Frau Audrey (Jennifer Aniston) die seit langem versprochenen Flitterwochen in Europa nach, doch diese Reise nimmt einen ganz und gar ungünstigen Verlauf: Im Flugzeug begegnet Audrey nämlich zufälligerweise dem Adeligen Charles Cavendish (Luke Evans), der sie und ihren wie ein Stein schlafenden Gatten ohne viel Aufhebens auf die Luxusyacht seines Onkels einlädt, wo dieser seine Hochzeit zu feiern gedenkt. An sich keine ungewöhnliches Fest also, würde es sich bei der deutlich jüngeren Braut des reichen Verwandten namens Malcolm nicht um Charles’ ehemalige Verlobte handeln.
Kaum an Bord des Schiffes angelangt, verkündet der dramatisch auftretende Gastgeber den Anwesenden, dass er sie enterben möchte, worauf das Licht für kurze Zeit ausgeht und er ermordet wird. Ehe sie sich’s versehen, werden damit Nick und Audrey Spitz zu den Hauptverdächtigen. Für die Coiffeuse, die in ihrer Freizeit einen Kriminalroman nach dem anderen verschlingt und ihren Ehemann, einem angeblichen Detective, der in Tat und Wahrheit seine Brötchen als einfacher Streifenpolizist verdient, gilt es nun, den Fall um den mysteriösen Mord zu lösen. Doch das ist einfacher gesagt als getan.
Ob ein forscher, afrikanischer Colonel (John Kani), der eine Hand und ein Auge verloren hat, ein indischer Maharadscha (Adeel Akhtar), der total abgedreht daherkommt, oder ein Formel-1-Rennfahrer (Luis Gerardo Méndez), der nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte zu sein scheint, dafür aber ziemlich erfolgreich ist: Die Gäste an Bord der Luxusyacht sind in ihrer Gesamtheit vor allem eines: Schräg und zuweilen sehr überzeichnet.
Das Mitraten wird in «Murder Mystery» nahezu verunmöglicht, denn an plötzlichen Wendungen der Handlung haben die Macher der neuesten Netflix-Produktion mit Adam Sandler nicht gespart. Die zentrale Frage danach, wer den Mord tatsächlich begangen hat, gerät aber nicht nur deswegen letzten Endes in den Hintergrund: Sandler und Aniston stehlen mit ihrer Chemie als Ehepaar, bei dem nicht immer alles rund läuft, die Show, und lassen einen beinahe vergessen, dass es ein Verbrechen aufzuklären gilt. Zu sehr unterhalten die beiden alleine durch ihre Sticheleien als Ehepaar, bei dem sich langsam aber sicher der Alltag in die Beziehung geschlichen hat.
Ernsthafte Themen, wie beispielsweise Lügen in einer Partnerschaft, werden dabei schnell abgehakt und beiseite geräumt. Abgezielt wurde bei dieser Filmproduktion anscheinend lediglich auf leicht-verdauliche Unterhaltung, was nicht zuletzt auch dadurch deutlich wird, dass die beiden Protagonisten sich nie in wirklich ernsthafter Gefahr wähnen. Der Film überzeugt gerade deswegen mehr als Komödie, die vom Charme seiner beiden Hauptdarsteller getragen wird, mit Klischees spielt und vor Überzeichnung nicht zurückschreckt, denn als nervenaufreibender Krimi – dürfte sich aber gerade dadurch bestens für einen lauen Sommerabend mit leichter Unterhaltung eignen.
3 von 5 ★
«Murder Mystery» ist ab sofort auf Netflix zu sehen.
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