Kritik2. März 2024 Cineman Redaktion
Netflix-Kritik: «Spaceman»: Therapie am Rand des Universums
Meilensteine seiner Karriere sind wie Serien «Chernobyl», «Breaking Bad» und «The Walking Dead». Diesmal versammelt Johan Renck eine Riesenspinne und eine Fünf-Sterne-Besetzung am Rand des Jupiters. Wir verraten dir, ob «Spaceman: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt» mit den vorherigen Erfolgen des Regisseurs mithalten kann.
von Théo Metais, übersetzt aus dem Französischen
Vor sechs Monaten übernahm der Astronaut Jakub Prochazka (Adam Sandler) eine äusserst wichtige Mission, um den Fortschritt der Tschechischen Republik in der Raumfahrt voranzutreiben. Jetzt schwebt er seit 189 Tagen allein durchs All, um die Partikel einer Wolke mit dem Namen Chopra zu erforschen. Während die Tage vergehen, verschlechtert sich die Kommunikation mit seiner Frau (Carey Mulligan). Ungeachtet der Bemühungen der Programmleiterin (Isabella Rossellini) und des am Boden gebliebenen Psychologen (Kunal Nayyar) zerfällt Jakubs psychischer Zustand. Bald macht der Wissenschaftler eine äusserst seltsame Bekanntschaft.
Eines ist sicher: Johan Rencks Lebenslauf wirkt wie prädestiniert für die Regie von «Spaceman:». Der schwedische Filmemacher, der für seine Arbeit an der HBO-Serie «Chernobyl» mit dem Emmy für die beste Regie ausgezeichnet wurde und den raumgreifenden Kurzfilm zu David Bowies letztem Album «Blackstar» gedreht hat, schielt erneut in den Weltraum und auf den Ostblock. Diesmal will die Tschechische Republik Südkorea bei der Reise zum Jupiter überholen. Auch sie haben bereits einige Robinson Crusoes in den Himmel geschickt.
In seiner unerschöpflichen Einsamkeit wird seine Begegnung mit Hanus (einer etwas gruseligen, aber dennoch liebenswerten Spinne, gesprochen von Paul Danos meditativer Stimme) zu einem erzählerischen Werkzeug, mit dem Jakubs existentielle Untiefen erkundet werden. Die Sprache wird aufgelockert, die Gefühle auch. Bei der Vorstellung des Films auf den Berliner Filmfestspielen bezeichnete Paul Dano das riesige Spinnentier übrigens als «sokratisch» und als «liebenswerten spirituellen Führer». Na dann!
Einige sehenswerte visuelle Höhenflüge (insbesondere das Neonpink von Chopras Wolke) und die minimalistische Musik des Deutschen Max Richter («Ad Astra») lockern diese etwas altmodische, jedoch überraschend hypnotische Fabel auf. Es ist jedoch bedauernswert, dass die Figuren von Isabella Rossellini und Carey Mulligan zu schwach und oberflächlich bleiben.
«Spaceman» ist eine Adaption des Romans «Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt » des Schriftstellers Jaroslav Kalfař, der 2017 erschienen ist, und ergänzt die bereits reichlich ausgestattete Sci-Fi-Sparte bei Netflix. «Spaceman» ist zwar weit davon entfernt, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen und bedient sich einiger Klischees des Genres, ist aber dennoch eine unterhaltsame Reise zu den Sternen, die Themen wie Einsamkeit und das Gefühl der Entfremdung verhandelt. Ausserdem durchbricht «Spaceman» das Muster der Verteufelung unserer achtbeinigen Freunde auf der Leinwand.
3 von 5 ★
«Spaceman: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt» ist seit dem 1. März auf Netflix verfügbar.
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