Die Serie ist der grosse Hit bei Netflix – und das weltweit. Die südkoreanische Produktion «Squid Game» begeistert die Zuschauer. Dabei hatte Autor Dong-hyuk Hwang das Konzept schon seit Jahren in der Tasche. Ursprünglich sollte aus dem Projekt ein Film werden, es gelang dem Künstler aber nicht, Produktionsfirmen dafür zu begeistern. Bei Netflix griff man zu, da man auch ein besonders hohes Engagement in Südkorea fährt. Die dort produzierten Serien laufen bei dem Streamer zumeist gut. Diese hier läuft hervorragend.
Filmkritik von Peter Osteried
456 Menschen werden zu einem Spiel eingeladen. Es sind Menschen, die keine Alternativen haben, die verschuldet sind und denen das Wasser bis zum Hals steht. Das Spiel ist attraktiv. Es gibt Millionen zu gewinnen. Aber der Einsatz ist auch hoch. Denn wer in diesem Spiel verliert, der stirbt. Die Menschen fragen sich also, ob sie an diesem Spiel teilnehmen sollen. Und wenn sie es nicht tun, um wie viel besser wäre ihr Leben draussen im Alltag schon?
Entfesselte Unterhaltung, bei der es um Leben und Tod geht.
Dass «Squid Game» so einschlägt, wie es das tut, ist wohl vor allem dem Umstand zu verdanken, dass hier Reality-Formate wie das Dschungelcamp auf krasse und satirische Art und Weise überhöht werden. Diese Serie ist im Grunde die Antwort auf das, was der Sci-Fi-Film «Running Man» schon in den 1980er-Jahren prophezeite – entfesselte Unterhaltung, bei der es um Leben und Tod geht. Der Zuschauer wird dabei in die Position des Voyeurs gerückt. Das ist faszinierend, weil man einerseits zu den Hauptfiguren hält und die Veranstalter als moralisch verkommen sieht, andererseits sich aber an derartiger Unterhaltung delektiert, weil es eben doch nur fiktiv ist.
Wie die Geschichte aufgelöst wird, ist alles andere als überraschend. Die Serie bewegt sich hier in konventionellen, erprobten Bahnen. Die Umsetzung punktet aber, weil es sich um Kinderspiele handelt, die die Wettbewerber bestehen müssen, weil der Look der Serie häufig richtig surreal ist und weil die emotionalen Momente richtig reinhauen. Man bangt mit den Figuren mit und beklagt ihren Tod, wenn sie ausscheiden. Dazu kommt die erstaunlich eigensinnige Musik, die bisweilen an den Score des Horrorfilms «Us» erinnert.
Der Serienschöpfer hat noch keine Idee, würde aber bei einer Fortsetzung mit anderen Autoren und Regisseuren zusammenarbeiten wollen.
Etwas Leerlauf hat die Staffel mit der zweiten Folge, die im Grunde überflüssig ist, danach kann man sich des Binge-Faktors der Show nicht mehr entziehen. Das Ensemble ist durch die Bank hervorragend, nur die englischsprachigen Schauspieler, die später in der Serie auftauchenden VIPs, sind erschreckend schlecht.
Squid Game ist ein immenser Erfolg. Netflix möchte natürlich eine zweite Staffel, zumal das Ende auch Möglichkeiten dafür offenhält. Der Serienschöpfer hat noch keine Idee, würde aber bei einer Fortsetzung mit anderen Autoren und Regisseuren zusammenarbeiten wollen, was nicht nur frische Perspektiven mit sich bringt, sondern auch eine schnellere Produktion möglich macht. Die Spiele haben halt gerade erst begonnen …
4 von 5 ★
«Squid Game» ist ab sofort auf Netflix verfügbar.
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