Kritik2. September 2024

Netflix-Kritik: «Terminator Zero»: KI gegen KI

Netflix-Kritik: «Terminator Zero»: KI gegen KI
© 2024 Netflix, Inc.

Mit dem Zeitreise-Science-Fiction-Kracher «Terminator» schrieb James Cameron 1984 Kinogeschichte und begründete ein Franchise, das es unter anderem auf sechs Kinofilme und eine Fernsehserie brachte. Netflix erweitert die Reihe nun um die achtteilige Anime-Produktion «Terminator Zero», die zwischen harter Action und beinahe philosophischem Tiefgang changiert.

von Christopher Diekhaus

Im Tokio des Jahres 1997 ist der Wissenschaftler Malcolm Lee kurz davor, seine Schöpfung, eine Künstliche Intelligenz namens Kokoro, zu aktivieren. Von Albträumen eines in Kürze in den USA startenden Atomkriegs geplagt, glaubt er, dass sich die Menschheit nur mit seiner Erfindung gegen das Computersystem Skynet verteidigen kann. Als er und seine drei Kinder gleich doppelten Besuch aus dem Jahr 2022 erhalten, sieht sich Malcolm in seinen Befürchtungen bestätigt.

Szene aus «Terminator Zero» © 2024 Netflix, Inc.

Die uralte Angst vor verrücktspielenden Maschinen stand im Zentrum von James Camerons Kinoklassiker «Terminator», in dem ein Killercyborg aus einer dystopischen Zukunft in das Jahr 1984 zurückreist, um die Mutter eines späteren Widerstandsanführers zu töten und damit den Sieg der Roboter zu sichern. «Terminator Zero» greift das erzählerische Grundprinzip der Reihe auf, verpasst ihm allerdings schon durch den Schauplatzwechsel von Amerika nach Japan eine Frischzellenkur. Zudem bekommen wir es in der Serie mit gänzlich neuen Figuren zu tun und einer zweiten KI, die Protagonist Malcolm Lee als Waffe gegen Skynet einzusetzen gedenkt.

In den Gesprächen zwischen ihm und seiner noch nicht aktivierten Erfindung geht es immer wieder um das Wesen des Menschen, dessen Zerstörungswut und moralisch komplexe Fragen wie jene, ob der Untergang unserer Spezies nicht vielleicht sogar ein Segen für den Planeten wäre. Auch visuell geben die Macher:innen rund um Showrunner Mattson Tomlin und Regisseur Masashi Kudō in diesen philosophisch angehauchten Passagen ordentlich Gas. Von monotonem Gefasel ist die Serie auf jeden Fall weit entfernt.

Szene aus «Terminator Zero» © 2024 Netflix, Inc.

Fans der Kinofilme dürfen sich gleichzeitig auf diverse Anspielungen und Zitate freuen, die meistens nicht zu aufdringlich und plump in das Geschehen integriert sind. Nachdenkliche Momente werden überdies regelmässig von deftig-blutigen Actionszenen abgelöst. Allgemein herrscht in den oft düsteren Anime-Bildern eine bedrohliche Stimmung, die von einer drängenden Musikuntermalung verstärkt wird.

Manche Figuren, etwa Malcolms Kinder, hätten sicherlich noch etwas nuancierter ausfallen können. Interessante Charaktere hat «Terminator Zero» aber sehr wohl zu bieten. Neben dem obsessiven Forscher und der wütend-kompromisslosen Widerstandskämpferin Eiko, die aus dem Jahr 2022 kommt, muss man hier Lees Hausangestellte Misaki nennen. Obwohl sich bei ihr eine Offenbarung deutlich abzeichnet, fesselt und berührt ihr Identitätskonflikt. Was den Gesamteindruck ein wenig trübt: Zum Ende hin übertreibt es die Serie mit ihren Enthüllungen und Wendungen. Anders ausgedrückt: Zu viele wichtige Dinge passieren in zu schneller Abfolge, sodass sich ihre Wucht nicht voll entfalten kann.

3.5 von 5 ★

«Terminator Zero» ist seit dem 29. August auf Netflix verfügbar.

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