Kritik30. August 2024 Cineman Redaktion
Netflix-Kritik: «The Deliverance»: Den Teufel im Nacken
Spuk im neuen Haus – das ist filmisch nicht unbedingt etwas Neues. Lee Daniels verpackt jedoch in «The Deliverance» seinen Horror in ein gut beobachtetes Sozialdrama, das fast noch spannender ist, als die darauf folgenden Dämonen. Glenn Close stiehlt in der Geschichte, die auf einem wahren Fall beruht, allen die Show.
von Sarah Stutte
Pittsburgh, 2011: Ebony Jackson (Andra Day) ist gerade mit ihren drei Kindern und ihrer krebskranken Mutter Alberta (Glenn Close) in ein älteres Haus gezogen. Ebonys Mann kämpft im Irak-Krieg und sie selbst gegen die Armut, ihre Alkoholsucht und eine traumatische Kindheit, die das schwierige Verhältnis zwischen Ebony und Alberta belastet. Der Zorn über die Missstände entlädt sich innerhalb der Familie immer öfter in Streitereien, doch unter der Oberfläche brodelt hier noch etwas anderes, viel Bedrohlicheres.
Lee Daniels («Precious») Horrorfilm beruht auf dem wahren Fall von Latoya Ammans, die mit ihren Kindern 2011 in ein heruntergekommen Haus in Gary/Indiana zog. Die Familie wurde dort von Dämonen gepeinigt, erst eine Teufelsaustreibung konnte helfen. Polizisten und Sozialarbeiter bezeugten später den Spuk. Daniels verschreibt sich in der ersten Hälfte seines Films ganz der brüchigen Familienkonstellation, was dramaturgisch stark ist und schauspielerisch brillant getragen wird.
Der Wechsel zum Horror ist aber ein wenig holprig und wird nicht glaubwürdig verankert. Dass niemand über die Vergangenheit des Hauses Bescheid gewusst haben soll und keine eigenen Recherchen gemacht werden, erscheint hier doch recht zweifelhaft. Der religiöse Missionierungseifer ist dann wieder zu offensichtlich. Dafür punktet der Film aber mit wirklich guter Maskenbild-Arbeit und einigen kreativen Impulsen, die dem etwas ausgelutschten Exorzismus-Genre wieder frischen Wind verschaffen. Der Dämon ist hier einmal nicht hilflos ans Bett gefesselt – er hat noch einige Tricks auf Lager.
3,5 von 5 ★
«The Deliverance» ist seit dem 30. August auf Netflix verfügbar.
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