Artikel23. Juni 2023

Seltsamkeit kennt keine Grenzen: 5 Gründe, «I’m a Virgo» zu schauen

Seltsamkeit kennt keine Grenzen: 5 Gründe, «I’m a Virgo» zu schauen
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Knapp vier Meter misst der Protagonist Cootie (Jharrel Jerome) in «I’m a Virgo». Nach einer Kindheit ohne Kontakt zur Aussenwelt entdeckt der 19-Jährige endlich das Leben in all seinen Facetten – und neben Liebe und Freundschaft auch Angst, Hass und Ungerechtigkeit. Wir haben 5 Gründe, warum die vor schrägen Ideen nur so strotzende Serie «I’m a Virgo» mehr als einen Blick wert ist.

1. Was wäre wenn: Die eigene Prämisse konsequent weitergedacht

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Man kann es sich bildlich vorstellen: Eine Gruppe Menschen in bierseliger Runde, die über eine verrückte Idee philosophieren – was wäre, wenn jemand gross wäre, sehr gross, geradezu riesig. Wo viele andere Produktionen sich auf ihrer Prämisse ausruhen, fängt «I’m a Virgo» gerade erst an. Die Idee, einen 4 Meter grossen Menschen in den Mittelpunkt einer Geschichte zu stellen, ist an sich bereits fantastisch – doch es geht noch weiter.

Denn Cootie ist nicht nur gross, er ist auch ein ungelenker Teenager, der die Welt nur aus dem Fernsehen kennt. Er ist so gewaltig, dass er bereits als Kind das Haus seiner Eltern zum Einsturz bringt, seine Kleidung ist selbstgenäht, seine Hanteln komplette Autos – doch dahinter steckt ein echter Mensch. Die Liebe zum Detail lässt dieses riesige Leben echt erscheinen und die Herausforderungen an sich selbst und sein Umfeld gewinnen spürbar an Gewicht. Denn wie würde die Gesellschaft auf Cootie reagieren? Was wäre, wenn…?

2. Überraschungen warten: Eine Welt voller ungeahnter Möglichkeiten

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Startet man «I’m a Virgo», scheint die Ausgangslage klar: Hier geht es um einen riesigen Menschen in einer normal grossen Welt. Doch allmählich wird klar, dass die Merkwürdigkeiten hier nicht aufhören. Die Welt, in der Cootie sein Leben verbringt, entfernt sich im Lauf der Serie immer weiter von unserer Realität – ein grossartiger Kniff, um ständig neue Momente der Verwirrung zu schaffen und die Spannung zu halten.

Cootie ist ein Riese, der in einer comichaften Welt zu leben scheint – ständig flimmernde TV-Bildschirme und kurze Einblicke in die sozialen Medien seiner Wirklichkeit geben Anhaltspunkte, die nach und nach zusammengepuzzelt werden können. So gibt es beispielsweise einen fliegenden Superhelden, der die Polizei unterstützt und hilft, die schwarze Bevölkerung der Nachbarschaft zu unterdrücken. Auch Cooties Freundin Flora (Olivia Washington) scheint ganz besondere Kräfte zu besitzen, während seine Eltern an einem geheimen Komplott zu arbeiten scheinen, der futuristische Knarren beinhaltet.

3. Eine magische Welt mit echten Problemen

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So weit die Realität in «I’m a Virgo» mit all ihren merkwürdigen Auswüchsen auch von unserem Leben entfernt zu sein scheint – eine Entkopplung gibt es nicht. Im Gegenteil. Die abgedrehten Ideen lassen die Probleme, die die Welten gemeinsam haben, umso heller strahlen – und das nicht zu knapp.

Denn in einer Welt, in der ein Superheld auf der Seite der Autoritäten kämpft, können Minderheiten noch effektiver unterdrückt, Ereignisse noch besser zu eigenen Gunsten ausgelegt und Feindbilder noch gewaltiger aufgeblasen werden. «I’m a Virgo» erzählt virtuos, aber auch brutal von den Kämpfen der schwarzen Bevölkerung, von Armut, von Ungerechtigkeit und bietet ausserdem eine ebenso erstaunliche, wie auch inhaltliche klare Kapitalismuskritik an, die bei einer Amazon Prime Eigenproduktion zumindest überraschend ist.

4. Augen auf und durch: Visuelle Wunderwelten

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Visuell überzeugt «I’m a Virgo» auf ganzer Linie, die Effekte sind makellos und erstaunlich – hier wandelt tatsächlich ein Riese unter uns. Die Bilder wirken oft fremdartig und merkwürdig, vor allem dann, wenn Cootie mit normal grossen Menschen interagiert oder sich in Innenräumen aufhält – die Enge ist unerträglich.

«I’m a Virgo» produziert am laufenden Band Augenblicke visueller Entrückung und hält so auch auf der Bildebene eine Spannung, die sich kaum abnutzt – auch, weil immer wieder neue Möglichkeiten gefunden werden, um das Publikum zu überraschen. Besonders cool sind ausserdem die vielen selbstgebauten Kulissen, Möbel und Kleinigkeiten, die dem vermeintlichen Riesen in die Hand gegeben werden.

5. Verloren im Mediendschungel

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Innerhalb von kurzer Laufzeit erschafft «I’m a Virgo» eine lebendig und echt wirkende Welt. Das liegt neben den Charakteren vor allem an den Medien, die diese merkwürdige Welt bevölkern – und nicht selten ebenso eigentümlich sind. Da gibt es nicht nur seltsam sexuelle Burger-Werbung und mit Sprüchepostern gepflasterte Krankenhauszimmer, sondern auch Internet-Videos und Morning-Shows, die zwar alle ihren eigenen Charakter haben, aber trotzdem deutlich an reale Vorbilder angelehnt sind.

Besonders sticht die Fernsehserie «Parking Ticket» hervor, die regelmässig von den Figuren angeschaut wird und deren Merchandise immer wieder auftaucht. Die skurrilen Cartoons bieten extrem seltsame Charaktere, spitze Kommentare zur Gesellschaft und philosophische Ausschweifungen, die dann wiederum in der Handlung von «I’m a Virgo» zum Tragen kommen.

4 von 5 ★

Seit dem 23. Juni auf Amazon Prime.

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