News21. Juni 2019 Irina Blum
Serientipp «Dark»: In der zweiten Staffel geht das Rätselraten weiter
Netflix beglückt uns am längsten Tag des Jahres mit Nachschub zur erfolgreichen deutschen Krimiserie mit Sci-Fi-Einschlag: Die zweite Staffel führt zurück in die Kleinstadt Winden, wo mysteriöse Vorfälle rund um ein AKW und mehrere Vermisstenfälle deren Bevölkerung auf mehreren Zeitebenen auf Trab halten. Und eine Sache ist schon jetzt klar: Auch in Staffel 2 ist wieder ein scharfer Verstand gefragt.
Hinweis: Der nachfolgende Artikel enthält Plotdetails zur ersten Staffel von «Dark».
Anstelle eines Zitats von Einstein, das zu Beginn der ersten Staffel prangte, wird die zweite Staffel der deutschen Hit-Serie von einer Aussage von Friedrich Nietzsche eröffnet: "Und wenn du lange genug in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein". Abgründe, die auch international Anklang gefunden haben: Wie Netflix bekannt gab, lag der Anteil des deutschen Publikums, der sich die erste Staffel von «Dark» angeschaut hat, bei gerade einmal 10 Prozent – der überragende Rest, rund 90%, bestand aus einem Publikum aus aller Welt. Wohl mit ein Grund, weshalb nun eine zweite Staffel nachgeliefert wird.
Die Macher springen wie schon in der ersten Staffel munter zwischen den Zeitebenen hin- und her.
Dass sich die Serie mit Mystery- und Sci-Fi-Einschlag zum Exportschlager mausern konnte, liegt wohl auch daran, dass der Zuschauer von Beginn an gefordert wurde: Spätestens, als der Geschichte rund um vier Familien und mysteriöse Vermisstenfälle in der deutschen Kleinstadt Winden mehrere Zeitebenen hinzugefügt wurden, verkomplizierte sich alles, schien irgendwie verwoben zu sein, unterstrichen von vielen Hinweisen, die einem wie Brotkrumen zugeworfen wurden. Ein einfaches "Sich-berieseln-lassen" lag nicht drin, zumindest dann nicht, wenn man der Handlung folgen und die Zusammenhänge verstehen wollte.
Das ist auch in Staffel 2 kein bisschen anders: Das Rätselraten beginnt mit den ersten paar Szenen, die direkt einige Monate nach den Geschehnissen in Staffel 1 ansetzen. Man hat nicht wirklich die Zeit, sich zu den in Winden vorherrschenden Verhältnissen und den wirren Verbandelungen ihrer Figuren zurückzufinden, sondern wird mitten in die Geschehnisse hineingworfen. Es empfiehlt sich deshalb, die Erinnerungen an die erste Staffel zuerst aufzufrischen – sei es durch zahlreiche Zusammenfassungen und Interpretationen, die zum Beispiel auf Youtube in mehreren Sprachen herumgeistern, durch das von Netflix freundlicherweise zur Verfügung gestellte Recap-Video oder – wohl am allerbesten – ein wiederholtes Anschauen der ersten Staffel. Ebenfalls hilfreich ist ein Stammbaum, mit dem man sich rasch orientieren kann, wer zu welcher Figur wie im Verhältnis steht.
Die Faszination an «Dark» bricht auch zu Beginn der zweiten Staffel nicht ab.
Das Wurmloch, welches Zeitsprünge in einem Zyklus von 33 Jahren in die Vergangenheit und höchst wahrscheinlich auch in die Zukunft erlaubt, ist in der zweiten Staffel noch immer aktiv: Während sich Jonas Kahnwald (Louis Hofmann) in der Zukunft wiederfindet – je nach Theorie 2052 oder in einem veränderten 2019 – lassen es sich Baran bo Odar und Jantje Friese, die sich schon für die erste Staffel verantwortlich gezeichnet haben, nicht nehmen, munter zwischen den Zyklen hin- und herzuspringen, wobei nebst den Jahren 2019, 1986 und 1853 nun auch das Jahr 1920 eine Rolle spielt.
Der Auftakt der Serie ist dementsprechend rasant, schon in den ersten zwei Folgen passiert so einiges in den unterschiedlichen Zeitdimensionen: Während Jonas in einer dystopischen Zukunft durch leerstehende, verlassene Fabrikhallen und düstere, von grobkörnig umwirbelndem Staub dominierte Gegenden mit heruntergetrenen Stacheldrahtzäunen streift, scheinen wir peu à peu mehr zu den Auslösern dieser an «Tschernobyl» erinnernden Apokalypse zu erfahren – natürlich auch durch Vorgänge in der Vergangenheit, sind die Verhältnisse in «Dark» doch so komplex, dass nicht nur die Vergangenheit die Zukunft beeinflusst, sondern auch umgekehrt.
Es scheint, als sei der Teppich der Welt ein Geflecht von unendlichen Fäden – jeder an seinem Platz. Aber die wenigsten wissen, wohin die Reise geht.
Die Faszination an «Dark», dieses Mitfiebern und Mitdenken, zu dem man als Zuschauer aufgefordert wird, bricht auch zu Beginn der zweiten Staffel nicht ab. Ob die Macher die zurzeit clever wirkenden Zusammenhänge schlussendlich schlüssig und logisch zu einem Ende führen können, wird sich aber auch nach den 10 Episoden der aktuellen Staffel noch nicht ganz zeigen – wie kürzlich bekannt wurde, soll die deutsche Serie eine Trilogie werden, also mit einer dritten Staffel einen endgültigen Abschluss finden.
Bis es so weit ist, wühlen wir uns gerne durch die von Netflix auf einen Schlag veröffentlichten neuen Episoden. "Es scheint, als sei der Teppich der Welt ein Geflecht von unendlichen Fäden – jeder an seinem Platz. Aber die wenigsten wissen, wohin die Reise geht." – so eine Ausspruch zu Beginn der zweiten Staffel. Man darf gespannt sein, wohin die Reise geht – und mit den richtigen Überlegungen und Schlussfolgerungen findet man das vielleicht sogar vor dem Staffelende heraus.
Die zweite Staffel von «Dark» ist ab sofort auf Netflix verfügbar.
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