Kritik8. April 2021 Cineman Redaktion
Sky Show-Kritik «Schitt’s Creek»: Dieser Schitt riecht rosig
Eine mit Emmy-Gewinnen überhäufte TV-Satire über den harten Fall einer super-reichen Familie, die in einem hinterwäldlerischen Kaff namens «Schitt’s Creek» neu anfangen muss.
Serienkritik von Gaby Tscharner
Johnny Rose (Eugene Levy) hat in den 80er-Jahren ein Vermögen mit Video-Läden gemacht. Aber als er die Verwaltung seines Geldes einem zwielichtigen Verwandten seiner Frau, der Soap-Opera Schauspielerin Moira (Catherine O’Hara) übergab, hat dieser nie Steuern bezahlt und als die Behörden diesen Missstand aufdeckten, verlor die Rose Familie alles. Nicht ganz alles. Noch nicht einmal das Steueramt hatte Nutzen für ein Kaff namens «Schitt’s Creek», das Johnny vor Jahren als eine Art Witz gekauft hat. Zusammen mit ihren zwei erwachsenen, aber finanziell und emotional von ihnen abhängigen Kindern David (Dan Levy) und Alexis (Annie Murphy), bleibt Johnny und Moira nur noch einen Ausweg: in das einzige, völlig abgetakelte Motel von «Schitt’s Creek» einzuziehen.
Die Stärke von «Schitt’s Creek» liegt in ihrer subtilen Satire.
Eine englisch-sprachige Bauernregel besagt, dass wenn du dich «Up Schitt’s Creek» befindest, du tief in der sprichwörtlichen Scheisse sitzt. Aber die Rose Familie sitzt nicht nur im übertragenen, sondern auch im wahrsten Sinne in einem Kaff namens Schitt’s Creek, benannt nach der ziemlich schrägen Familie des Bürgermeisters Roland Schitt (Chris Eliott). Als ihre Schöpfer Dan und Eugene Levy («American Pie») für ihre Idee zu dieser Serie in den USA keine Abnehmer finden konnten, prämierte «Schitt’s Creek» 2015 zunächst auf dem kanadischen CBC Kanal. Erst als Netflix die Show in ihrer fünften Staffel 2017 ins Programm genommen hat, wurden die Zuschauer in den USA auf diese Satire aufmerksam.
Die Stärke von «Schitt’s Creek» liegt in ihrer subtilen Satire. Die Serie serviert uns zunächst grobe Witze, zum Beispiel darüber, wie viele Kleider (David) oder Perücken (Moira) die Reichen doch besitzen, für die sich im äusserst bescheidenen Schitt´s Creek Motel kaum Platz findet. Die Roses sind Fische auf dem Trockenen und das sorgt zwangsläufig für Komik. Interessanter sind jedoch all die kleinen Stiche und Seitenhiebe gegen die Gewohnheiten der Reichen. Die Arroganz, mit der sie sich den wohlgesinnten Einwohnern von Schitt´s Creek überlegen fühlen, obwohl sie diejenigen sind, die ständig auf die Wohltätigkeit der Dorfbewohner angewiesen sind. Oder als Moira, eine ehemalige Schauspielerin, aus lauter Langweile dem Damenchor betritt und sogleich die kreative Leitung übernehmen will, obwohl sich ihre Stimme kaum mit denen der anderen Chormitglieder messen kann.
Vielleicht war die Serie ihrer Zeit voraus.
«Schitt’s Creek» fand in der «LGBTQ»-Gesellschaft schnell eine treue Fangemeinde, dank der progressiven Darstellung einer Gemeinschaft ohne Homophobie, wo der pansexuelle David und dessen Beziehung mit seinem Geschäftspartner und späteren Verlobten wie selbstverständlich existieren kann. Dank Netflix und unserem Bedürfnis nach neuem TV-Stoff, den wir uns während der Pandemie reinziehen können, wurde die Welt auf «Schitt’s Creek» aufmerksam und sorgte dafür, dass die Serie an der letzten Emmy-Verleihung abräumte. Vielleicht war die Serie ihrer Zeit voraus. Der Snobismus der Rose Familie, die Art und Weise, wie sie ihr Privileg als reiche, weisse Familie zur Schau stellt und die Ignoranz, mit der sie ihre Superiorität zelebriert, obschon der einzige Grund für ihre Überheblichkeit, das Geld, längst alle ist, schreit nur so 2020.
4 von 5 ★
Die erste Staffel von «Schitt’s Creek» läuft ab dem 7. April auf Sky Show.
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