Cineman Redaktion
Jedes Mal, wenn sich unser müder Kopf auf dem Kissen niederlässt, entfliehen wir ins Land der Träume. Eine surreale Welt von verqueren Landschaften und Geschichten, die scheinbar keinen Sinn machen und voller Widersprüche sind. Träume sind ein reicher Nährboden für Filmemacher. Sie werden als fantasievolle visuelle Landschaften, Zauberwelten oder furchterregende Höllenwelten dargestellt. Und manchmal entspringen die Ideen zu ihren Filmen sogar ihren eigenen Träumen. Vom «Es war alles nur ein Traum»-Klischee, über das Träumen von einer besseren Welt, bis zum Traum als Mittel der Manipulation anderer, finden sich darunter einige der fantasievollsten Geschichten des Kinos.
Ein Artikel von Gabriela Tscharner Patao
1. «Inception» (2010)
Ein Dieb (Leonardo DiCaprio) begeht Industriespionage, indem er in die Träume seiner Opfer eindringt und deren Geschäftsgeheimnisse stiehlt. Autor und Regisseur Christopher Nolan entführt uns in surreale Welten, die der Tiefe des Unterbewusstseins der Träumenden entstammen. Die Handlung des Films findet sowohl in der Realität als auch auf mehreren Traumebenen statt.
Schwerelose Hotels, kollabierende Metropolen und Traumwelten, die von Schlafenden und Eindringlingen geteilt werden, führen zu einem einzigartigen Kinoerlebnis. Die einfallsreiche Bildsprache und das frustrierend offene Ende von «Inception» können jedoch dazu führen, dass es dem Zuschauer vor dem Schlafen Gehen Angst und Bange wird.
Verfügbar auf Netflix
2. «Eyes Wide Shut» (1999)
Basierend auf dem Roman «Die Traumnovelle» des österreichischen Autors Arthur Schnitzler inszenierte Stanley Kubrick einen Film mit Tom Cruise und seiner damaligen Frau Nicole Kidman. Cruise spielt den Doktor Bill Hartford, dem von seiner Frau Alice offenbart wird, dass sie einen äusserst angenehmen Traum hatte, in dem sie sich auf sexuelle Eskapaden mit einem Soldaten und vielen anderen Männern einliess. Bill reagiert auf diese Offenbarung mit Verwirrung und geht selber zwei Tage lang auf die Suche nach sexuellen Abenteuern, die sich für ihn aber zum Albtraum entwickelt.
Wie die Novelle spielt auch der Film mit der These von Traumdeutern wie Sigmund Freud, dass die meisten Träume geheime Wünsche offenbaren und oft sexueller Natur sind. Der Film war Kubricks letzter und wurde zu seinem grössten kommerziellen Erfolg.
Verfügbar on Demand auf Amazon Prime
3. «Vanilla Sky» (2001)
Wenn wir schon von Tom Cruise sprechen, zwei Jahre später machte der Schauspieler einen weiteren Film zum Thema Träume, die englische Adaption von Alejandro Amenábars Film «Abre Los Ojos». Ein reicher, gutaussehender Playboy wird bei einem Unfall entstellt, woraufhin er sich zunehmend als wertlos betrachtet und mit Selbstmordgedanken plagt.
Als ein Arzt ihm die Möglichkeit eines Lebens in einer Traumwelt anbietet, wo sein Unfall nie passiert ist, nimmt er eine zweite Chance auf ein scheinbar makelloses Leben wahr. Diese Entscheidung bleibt allerdings nicht ohne Konsequenzen. Am Ende stellt der Film die Geschichte und was darin Traum und was Realität ist, in Frage. Laut Regisseur Cameron Crowe sind mehrere Interpretationen zulässig.
Verfügbar on Demand auf AppleTV
4. «Der Zauberer von Oz» (1939)
Mehr als drei Viertel dieses MGM-Musicals sind ein Traum, den das junge Mädchen Dorothy (Judy Garland) hat, nachdem sie in einem Wirbelsturm das Bewusstsein verloren hat. Die filmische Adaption von L. Frank Baums Kinderbuch, die primär von Victor Fleming inszeniert wurde, stellt den Traum als skurrile Fantasie durch die damals neue Dreistreifen-Technicolor Technologie dar, während die düstere Realität von Dorothys Leben in Schwarz-Weiss-Töne getaucht ist. Der Traum zeigt dem Mädchen jedoch, dass nicht alles Gold ist, was vor Farbe strotzt. Nachdem sie in Oz Hexen bekämpft und sich mit allerlei fabelhaften Wesen angefreundet hat, kommt Dorothy am Ende ihrer geträumten Odyssee zur Erkenntnis, dass es nirgendwo so schön ist, wie daheim.
2013 hat Sam Raimi die Hintergrundgeschichte des Zauberers von Oz gedreht. «Die Fantastische Welt von Oz» spielt sich vollumfänglich in Dorothys Traumwelt ab und erzählt, was sich ereignet hat, bevor ein Mädchen aus Kansas ihr Haus auf die böse Hexe des Westens warf.
Verfügbar auf AppleTV
«Die Fantastische Welt von Oz» ist verfügbar auf Disney+
5. «Schlummerland» (2022)
Als ihr Vater eines Tages in See sticht und nicht mehr zurückkehrt, macht sich das junge Mädchen Nemo (Marlow Barkley nachts in ihren Träumen auf die Suche nach ihm. Dabei wird sie von einem fabelhaft gehörnten Wesen namens Flip (Jason Momoa) begleitet, der ihr das Land der Träume zeigt und sie vor Albträumen zu schützen versucht.
Der «Hunger Games» Regisseur Francis Lawrence packt diese Traumwelt voll mit Regeln, was den Einstieg in den Film etwas erschwert. Aber sobald wir in die Traumwelt eintauchen, wird diese zum ultimativen Spielplatz, in dem alles möglich ist. Sogar ein Wiedersehen mit dem Papa. Dieser Film wirft die Frage auf, was passiert, wenn wir in unseren oder den Träumen anderer sterben, was zum Tod in der Realität führen kann. Vorsicht, vor allem mit den kleinsten Zuschauenden, sei also geboten.
Verfügbar auf Netflix
6. «Nightmare - Mörderische Träume» (1984)
Wie schon der Titel sagt – Träume, oder besser gesagt Albträume, sind der Schwerpunkt dieses Horror-Klassikers, der schon Generationen von Filmfans vor dem Einschlafen zittern lässt. Der Serienkiller Freddy Krueger attackiert seine Opfer nur, wenn sie schlafen und träumen, was zu mehreren angsteinflössenden Szenen führt. Im Original wird Glen (Johnny Depp) von seinem Bett verschluckt und Nancy (Heather Langenkamp), die in der Badewanne einschläft, wird von Freddys (Robert Englund) messerscharfen Klauen unter Wasser gezogen.
Autor und Regisseur Wes Craven schafft es gekonnt, die Grenzen zwischen Wachen und Schlafen zerfliessen zu lassen, was den Film und seine vielen Sequels so spannend macht. Das Remake mit Rooney Mara als Nancy und produziert von Michael Bay konzentriert sich zwar eher auf die Opferzahl, aber der realistischere Freddy Krueger (Jackie Earle Haley) und neue Traumsequenzen machen den Besuch der Elm Street allemal wett.
Verfügbar auf YouTube
Remake von Michael Bay verfügbar auf YouTube
7. «Hinter dem Horizont» (1998)
Nachdem Chris (Robin Williams) in einem Autounfall ums Leben kommt, kann er aus dem Jenseits seine Familie beobachten. Als sich seine Frau Annie (Annabella Sciorra) in ihrer Trauer jedoch das Leben nimmt, versucht Chris sie zu retten, was sich für ihn zum Albtraum entwickelt.
Fantastische Traumwelten und deren phantasievolle Gestaltung verleihen dem Film etwas ganz Besonderes. Fans von Robin Williams seien jedoch gewarnt: Dieser Film drückt enorm auf die Tränendrüsen und der tragische Selbstmord des genialen Komikers macht das Ansehen dieses Films noch emotionaler.
Verfügbar on Demand auf AppleTV
8. «In meinem Himmel» (2009)
Ebenfalls als Kommunikationsmittel dienen die Träume in Peter Jacksons Film, in dem das 14-jährige Mädchen Susie (Saoirse Ronan) von einem pädophilen Nachbar (Stanley Tucci) umgebracht wird. Dieses Trauma lässt Susie nicht zur Ruhe kommen. Aus dem Jenseits beobachtet sie ihre Familie, die ob dieser Tragödie auseinander zu fallen droht. Sie sieht auch, dass ihr Mörder noch immer auf freiem Fuss ist und versucht, ihrem Vater (Marc Wahlberg) mitzuteilen, wer der Täter ist.
Jacksons Version des Lebens nach dem Tod ist ein farbenfrohes, traumähnliches CGI-Spektakel, das das ernste Thema des Films etwas auflockert. Auch dieser Film beweist wie nah sich die Themen Traum und Tod stehen können.
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9. «Twilight - Biss zum Morgengrauen» (2008)
Die High School Schülerin Bella (Kirsten Stewart) zieht nach der Trennung ihrer Eltern zu ihrem Vater in Washington State, wo sie einen Jungen (Robert Pattinson) kennenlernt, der wie kein anderer ist. Der Vampir Edward sieht in Bella seine Seelenverwandte, aber dazu hat Ballas Kindheitsfreund Jacob, der sich als Werwolf entpuppt, einiges zu sagen.
Es ist überliefert, dass die Idee zu dieser Geschichte und die glitzernde Haut des Vampir Edward Cullen der Buchautorin von «Twilight», Stephenie Meyer, im Traum erschienen sein soll. Die fünf «Twilight»-Filme spielten insgesamt über 3 Milliarden Franken ein, was sie zum Traum jedes Hollywood-Produzenten machen – so verdient man sich sein Geld im Schlaf!
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