Kritik6. September 2023

Venedig 2023: «Priscilla»: Ein subtiles Portrait

Venedig 2023: «Priscilla»: Ein subtiles Portrait
© IMDb

Gar nicht so lange ist es her, dass Austin Butler den King in Baz Luhrmanns «Elvis» verkörperte. «Priscilla» von Sofia Coppola widmet sich nun dem Leben von Priscilla Presley und ist sogar noch besser als Luhrmanns Verfilmung.

«Priscilla»: Ein subtiles Portrait

Sofia Coppola | 117 min.

Ein Text von Michael Gasch

Als Priscilla Ann Beaulieu (Cailee Spaeny) 1959 Elvis Presley (Jacob Elordi) kennenlernt, sind beide sofort im Geiste vereint, obgleich zehn Jahre Altersunterschied zwischen ihnen liegen. Erst nachdem Priscilla 21 Jahre alt wird, folgt die Hochzeit und nicht viel später der Nachwuchs. Höhen und Tiefen, mit denen die Beiden in den kommenden Jahren konfrontiert werden, verlangen dem jungen Paar alles ab.

Sofia Coppola ist eine talentierte Regisseurin, wahrhaftige Perlen ihrer Filmografie wie «Lost in Translation» oder «Virgin Suicides» bezeugen es. «Priscilla» fügt sich nun nahtlos in die Reihe der sehr sehenswerten Filme ein und das liegt vordergründig an einem Aspekt: Ein weiteres Mal trifft Coppola in Hinblick auf elaborierte Frauenfiguren zielgenau in die Zehn. Es ist ein gemeinsamer Nenner, der sich schon lange durch ihre Werke zieht.

Wie viele Filmschaffende nutzt auch sie dabei das Kredo "Show, don't tell!" und befasst sich nicht nur mit der weiblichen Pubertät und dem Punkt, an dem aus dem kleinen Mädchen eine Frau wird, sondern auch der Frage, wie glamourös und abenteuerlich diese Zeit tatsächlich war. Die sexuelle Komponente wird dabei komplett ignoriert, zumindest so lange, bis Priscilla volljährig wird. Eine mutige Entscheidung, aber auch eine logische, da die Erzählung auf dem Buch «Elvis and me» von Priscilla Presley selbst basiert. Das sagt natürlich auch viel über den King aus, der an keiner Stelle im Film zu kurz kommt, aber der Protagonistin nie die Show stiehlt.

«Bitter-sweet memories» heisst es an einer Stelle, die Zeile stammt aus Dolly Partons «I will always love you», und lässt sich auf den gesamten Film übertragen. Das Resultat kann sich sehen lassen: Es ist eine bittersüsse Geschichte, die sehr stark von der subtilen Ebene des Schauspiels von Cailee Spaeny profitiert. Das sorgt nicht selten für Momente, die einen wunden Punkt treffen, in denen Tränen nicht weit entfernt sind und die erkennen lassen: Priscilla Presleys Leben war sicherlich kein einfaches. Coppola beschert der Welt ein absolut sehenswertes Filmportrait und beweist durchgehend Fingerspitzengefühl bei dieser letztendlich tragischen Story.

4,5 von 5 ★

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