Beim Festival in Venedig wurden wenige Filme heisser erwartet als das Aufeinandertreffen der beiden alten Freunde Brad Pitt und George Clooney. Doch «Wolfs» erweist sich als Enttäuschung.
«Wolfs»: Freudlose Rudelbildung
Jon Watts | 108 min.
Ein Text von Patrick Heidmann
In «Wolfs», inszeniert vom sonst für «Spider-Man» zuständigen Regisseur Jon Watts, spielen Brad Pitt und George Clooney zwei so genannte Fixer: Männer, die man anruft, wenn man effizient, schnell, unauffällig und ungeachtet jeglicher Legalität ein Problem aus der Welt schaffen muss. Als einsame Wölfe verrichten diese “Ausputzer” ihre Arbeit so anonym und ungesehen wie möglich, immer allein, damit sich zu niemandem irgendwelche Spuren zurückverfolgen lassen. Doch die Wege dieser beiden fast unsichtbaren Einzelgänger, namenlos wie es sich für ihr Gewerbe gehört, kreuzen sich nun eines Nachts, als sie unerwartet den gleichen Auftrag haben.
Eine prominente Staatsanwältin (immer gut: Amy Ryan) weiss sich nicht anders zu helfen, als den ihr vermittelten Notfallkontakt anzurufen, als ein junger Mann, den sie mit in ein Hotelzimmer genommen hat, plötzlich blutüberströmt und leblos vor ihr liegt. Es dauert nicht lange, bis der Fremde (George Clooney) vor der Tür steht und mit dem “Aufräumen” beginnt, als plötzlich ein weiterer Dienstleister (Brad Pitt) die Szenerie mit der gleichen Agenda betritt, beauftragt von der Besitzerin der Luxus-Herberge, die um ihren Ruf fürchtet. Widerwillig müssen die beiden Männer zusammenarbeiten, was nicht nur durch Egos und Eitelkeiten erschwert wird, sondern vor allem dadurch, dass der Fall und seine Umstände sich schnell als deutlich komplexer und gefährlicher erweisen als zunächst gedacht.
Schon im Vorfeld der Weltpremiere in Venedig wurde «Wolfs» mit Spannung erwartet, nicht zuletzt, weil die beiden Hauptdarsteller, die bereits gemeinsam in den Filmen der «Ocean’s»-Reihe zu sehen waren und seit Jahrzehnten gute Freunde sind, endlich mal wieder zusammen vor der Kamera stehen. Doch filmisch erweist sich das Wiedersehen als kaum der Rede wert. Ein paar gelungene Gags über alternde Männer und einige originelle Sequenzen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film über weite Strecken eher eine maue Nummer ist, die entweder im Humor viel überdrehter oder ein deutlicher ernsthafterer Thriller hätte sein müssen. Auch weil das ganze grosse Charme-Feuerwerk, das man sich von den beiden angeblich üppig bezahlten Stars und Mit-Produzenten im Zentrum erhofft hatte, meist ausbleibt. Dass Apple TV+ den geplanten Kinostart abgesagt hat und den Film direkt aus seiner Streamingplattform auswertet, ist entsprechend kein allzu grosser Verlust.
2 von 5 ★
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