Kritik8. Oktober 2024

ZFF 2024: «Conclave»: Kampf der Kardinäle

ZFF 2024: «Conclave»: Kampf der Kardinäle
© ZFF

Der Papst ist tot, lang lebe der Papst! Ganz so leicht hat es Lawrence, der das Konklave für die Wahl eines Nachfolgers organisieren soll, leider nicht. Das Publikum darf stattdessen den fiesen Machtspielchen der eigentlich so moralischen Kirchenoberhäupter zuschauen. Exquisite Unterhaltung mit exzellentem Cast!

«Conclave»: Kampf der Kardinäle

Edward Berger | 120 min.

Der Papst ist gestorben, doch für Trauer bleibt nur wenig Zeit. Dekan Lawrence (Ralph Fiennes) muss so schnell wie möglich das Konklave für die Wahl eines Nachfolgers organisieren. Schon bald reisen über 100 Kardinäle aus aller Welt an – doch wer von ihnen soll der neue Papst werden? Lawrence findet sich bald aus einem Netz aus Intrigen und Machtkämpfen wieder. Auf der unerbittlichen Suche nach der Wahrheit, überschreitet er Grenzen und stösst seine Kollegen vor den Kopf.

«Conclave» ist ein knallharter Politthriller im Herzen des Vatikans. Trotz vorgeblicher moralischer Grenzen und Dogmen der Religion bekriegen sich die Kardinäle gnadenlos auf der Jagd nach dem höchsten kirchlichen Amt. Jede Menge Machtspiele, Intrigen, heimliche Allianzen und Verleumdungen bringen unerwartet viel Spannung in dieses einzigartige Kammerspiel.

Basierend auf dem gleichnamigen Roman des britischen Schriftstellers Robert Harris, der für seine wendungsreichen Geschichten und spannenden Prämissen bekannt ist, inszeniert Regisseur Edward Berger («Im Westen nichts Neues») einen mitreissenden Thriller und gleichzeitig eine vielschichtige Charakterstudie. Mit Schauspieler:innen wie Stanley Tucci, Isabella Rossellini oder John Lithgow ist «Conclave» ausserdem erstklassig besetzt.

Im Mittelpunkt der Handlung steht jedoch Ralph Fiennes als Kardinal Lawrence, der hier ein intensives, oftmals spannenderweise undurchschaubares Portrait abliefert. Geschickt haucht er einer Figur Leben ein, die ständig mit sich im Streit liegt, voller Zweifel das Richtige tun will und dabei ihre eigenen Ambitionen abwägt. «Conclave» kreist permanent um seinen sagenhaften Hauptdarsteller und präsentiert eine exzellente, wirklich sehenswerte Performance.

Immer wieder schneidet «Conclave» ausserdem Themen wie Sexismus, Rassismus oder Homophobie an: Themen, zu denen sich die Kirche und vor allem der neue Papst positionieren müssen. Im Machtkampf wird auch vor populistischer Rhetorik nicht Halt gemacht, die wir leider aus dem aktuellen politischen Geschehen auf der ganzen Welt kennen. Umso heftiger knallt die hervorragend inszenierte und unerwartete Wendung zum Schluss, die das fulminante Ende einer kurvenreichen Erzählung bildet.

4.5 von 5 ★

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