Artikel26. Januar 2024 Cineman Redaktion
Reise in die Vergangenheit: Die 10 besten Schweizer Historienfilme
Spielfilme, die historische Ereignisse aufgreifen oder wie «Jakobs Ross» in der Vergangenheit spielen, tragen dazu bei, diese in Erinnerung zu behalten. Wir haben 10 sehenswerte Schweizer Historienfilme gesammelt, die du nicht verpassen solltest.
von Irene Genhart
1. «Zwingli» (2018)
Darum geht’s: 1519 tritt ein gewisser Huldrych Zwingli im Grossmünster Zürich das Amt des Leutpriesters an. Er gibt sich volksnah. Liest die Bibel nicht mehr lateinisch, sondern deutsch und überrascht mit einigen anderen fortschrittlichen Ideen, wie der Abschaffung des Zölibats. Letzteres wohl auch, weil ihm die Witwe Anna Reinhart nahesteht, die er schliesslich ehelicht.
Sehenswert weil: Stefan Haupt beschränkt sich auf Zwinglis Zeit in Zürich und seine Ideen, die zur Reformation führen. Er drehte zum Teil an Originalschauplätzen und betrieb viel Aufwand, um vom spätmittelalterlichen Zürich und vor allem dem Innern des Grossmünsters ein historisch korrektes Bild zu entwerfen. Auch auf Kostüme und Zwinglis Kappe, die man von Bildern kennt, verwandte man viel Sorgfalt. Max Simonischek spielt Zwingli als charismatischen und leutseligen Mann.
Verfügbar auf Play Suisse, Cinefile und Filmingo
2. « Anna Göldin, letzte Hexe» (1991)
Darum geht’s: Glarus, November 1781: Als seine Tochter in ihrer Milch Stecknadeln findet, entlässt Dr. Tschudi die Magd Anna Göldin. Als das Kind wenig später gar Stecknadeln spuckt, holt er Göldin zurück und bittet sie, seine Tochter zu heilen. Als Göldin das gelingt, bezichtigt er sie der Hexerei. Sie wird festgenommen, gefoltert und am 18. Juni 1782 hingerichtet.
Sehenswert weil: Anna Göldin – im Film gespielt von Cornelia Kempers – ist die letzte Frau, die in der Schweiz als Hexe hingerichtet wurde. Gertrud Pinkus’ Film beruht auf Eveline Haslers gleichnamigen Roman von 1982. Er wirkt im Vergleich zu heutigen Hexen- und Exorzisten-Filmen aus Hollywood karg, ist historisch aber akkurat. Das Internationale Lexikon des Films bezeichnet ihn als «bildstarkes, detailgenaues und ebenso spannendes wie stimmungsvolles Sittengemälde». Anna Göldin wurde am 27. August 2008 rehabilitiert.
Verfügbar auf Filmingo und Cinefile
3. «Der Kreis»
Darum geht’s: Der schüchterne Lehrer Ernst Ostertag und der deutsche Varieté-Künstler Röbi Rapp lernen sich 1956 im Dunstkreis der Zürcher Untergrundorganisation «Der Kreis» kennen. Während die zwei ungleichen Männer um ihre Liebe kämpfen, erleben sie Blütezeit und Niedergang der von 1943-1967 europaweit für die Rechte von Homosexuellen kämpfenden Organisation.
Sehenswert weil: Stefan Haupt vereint in «Der Kreis» fiktive und dokumentarische Elemente. Der Film wurde teilweise an Originalschauplätzen gedreht, einige der damals legendären Maskenbälle im Theater Neumarkt wurden inszeniert. Ostertag und Rapp treten im Film selber auf, sie werden in fiktiven Szenen von Sven Schelker und Matthias Hungerbühler gespielt. «Der Kreis» vermittelt Einblicke in den Kampf um schwule Emanzipation und überzeugt mit charismatischen Hauptdarstellern. Er wurde 2015 als bester Schweizer Spielfilm ausgezeichnet.
Verfügbar auf Filmingo
4. «Unrueh» (2022)
Darum geht’s: Der Russe Pyotr Kropotkin begegnet 1877 im jurassischen Saint-Imier Josephine Gräbli. Sie arbeitet in der Uhrenfabrik. Er kartographiert die Welt und verkündet, wem immer ihm zuhören mag, anarchistische Ideen. Josphine lässt sich davon begeistern. So wie etliche ihrer Kolleginnen läuft sie dadurch allerdings Gefahr, ihre Stelle zu verlieren.
Sehenswert weil: Cyril Schäublins Film schreibt sich souverän ein in das von technischen Erfindungen und dem Aufbruch der Arbeiterbewegung geprägte späte 19. Jahrhundert. Dies nicht nur inhaltlich, sondern auch mittels sich an den Anfängen des Kinos orientierender Bildlichkeit: Die Kamera ist starr, die Figuren laufen im Bild herum, wer spricht, ist oft kaum zu erkennen. Thematisiert wird dabei auch der vor Festlegungen der Weltzeitzonen noch bewegliche Begriff von Zeit: Es gibt die Fabrikzeit, die Kirchenzeit, die Gemeindezeit, die Telegrafenzeit.
Verfügbar auf Cinefile und Filmingo
5. «Die göttliche Ordnung» (2017)
Darum geht’s: Im Appenzeller Dorf, in dem Nora 1971 lebt, ist von der durch die 1968er-Bewegung angestossene Aufbruchsstimmung noch nichts zu spüren. Als sie einen Job annehmen möchte, verbietet ihr Mann das. Doch Nora lässt sich nicht ins Bockshorn jagen. Sie engagiert sich für das Frauenstimmrecht und ruft mit anderen Dörflerinnen zum Widerstand gegen die männliche Bevormundung auf.
Sehenswert weil: Erst 1971, und damit im internationalen Vergleich relativ spät, haben die Frauen in der Schweiz das Stimmrecht erhalten. Petra Volpe schildert die dazu führenden Ereignisse und das politische Klima der damaligen Zeit anhand einer fiktiven Story, die sie unter anderem mittels Quellmaterialien und Foundfootage-Aufnahmen zeitlich geschickt verortet. «Die göttliche Ordnung» ist mit Marie Leuenberger in der Hauptrolle glänzend besetzt. Eine kurzweilige Geschichtslektion, die zeigt, dass die Frauen in der Schweiz sich nicht erst heute für ihre Rechte engagieren.
Verfügbar auf Play Suisse, Cinefile und Filmingo
Welche 5 weiteren Schweizer Historienfilme du nicht versäumen darfst, erfährst du auf Imagique
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