Review22. Februar 2024 Maria Engler
Berlinale 2024: «Love Lies Bleeding»: Muskelberge in der Wüste
Romantisch, cool, brutal: «Love Lies Bleeding» sorgt mit einem furiosen Genre-Mix für ungewöhnliche Seherfahrungen. Kristen Stewart und Katy O’Brian brillieren in dieser lesbischen Thriller-Romanze über Körperkult, den amerikanischen Traum und problematische Familien.
Berlinale 2024: «Love Lies Bleeding»: Muskelberge in der Wüste
Rose Glass | USA, Vereinigtes Königreich | 104 Min.
Lou arbeitet eher lustlos in einem Fitnessstudio irgendwo im Nirgendwo von New Mexico, bis ihr eines Tages die muskulöse Jackie begegnet. Die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen, Lou versorgt Jackie, die auf dem Weg zu einem Bodybuilder-Wettbewerb in Las Vegas ist, mit Steroiden und gemeinsam träumen sie von der Zukunft. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse in Lous problembehafteter Familie und ziehen das Paar in den Abgrund.
Ausgestattet mit einer wendungsreichen und unvorhersehbaren Handlung wirft «Love Lies Bleeding» das Publikum in eine mitreissende Mischung aus Liebesfilm, Thriller und Drama. Im Zentrum dieser doppelbödigen Erzählung steht die kurvenreiche Liebesgeschichte von Lou (Kristen Stewart) und Jackie (Katy O’Brian), die langsam vom Traumhaft-Romantischen ins Problematische abgleitet und letztendlich die Frage stellt, was Liebe mit uns macht und was sie in uns wecken kann.
Dabei sind die Performances von Kristen Stewart und Katy O’Brian nicht nur sehr glaubhaft und emotional, sondern auch so nuanciert, dass zwei vielschichtige und tiefgründige Charaktere entstehen. Ungewöhnlich und überaus sehenswert ist ausserdem die Inszenierung eines muskelbepackten und wirklich kraftvollen weiblichen Körpers, die immer wieder auch spielerisch in Richtung Body Horror und schliesslich ins Phantastische abdriftet – phänomenal!
Zur Sogwirkung von «Love Lies Bleeding» trägt auch die Ästhetik und der Stil des Films bei, der von träumerisch bis aggressiv gekonnt die Klaviatur der Atmosphären bedient. Deutlich sichtbar sind die filmischen Einflüsse von beispielsweise «Paris, Texas», «Crash» oder «Showgirls» der Regisseurin Rose Glass, die hier mit Symbolen des Americana spielt und vom grossen amerikanischen Traum inmitten der Einöde fantasiert.
Insgesamt ist «Love Lies Bleeding» eine grossartige Mischung aus Genres und Stilen, die trotzdem zu ihrer eigenen Erzählung und Ästhetik findet. Geschickt verknüpft der Film Momente grösster Anziehung und Romantik mit brachialer Gewalt und behandelt unverkrampft und stimmungsvoll Themen wie Queerness, Co-Abhängigkeit, schwierige Familienverhältnisse und daraus entstehende Zwänge, Körperkult und häusliche Gewalt.
5 von 5 ★
Eine Zusammenstellung aller Texte der 74. Berlinale findest du hier.
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