Review21. November 2022

Netflix-Kritik «1899»: Vorwärts in die Vergangenheit

Netflix-Kritik «1899»: Vorwärts in die Vergangenheit
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Jantje Friese und Baran bo Odar, die Macher des Netflix-Mystery-Hits «Dark», melden sich mit «1899» mit einer neuen schaurig-rätselhaften Serie zurück, die uns auf ein Auswandererschiff führt, das Ende des 19. Jahrhunderts in die USA fahren soll. Wie nicht anders zu erwarten, nimmt die Reise einen unschönen Verlauf.

Filmkritik von Christopher Diekhaus

Weg! Und im Gepäck die Hoffnung auf einen echten Neuanfang. Die Passagiere des Dampfers «Kerberos» wollen ihrem alten Leben so schnell wie möglich entfliehen, kommen aber erst mal nicht an ihrem Zielort in Amerika an. Als Kapitän Eyk Larsen (Andreas Pietschmann) dem Notruf des seit Monaten verschollenen Schwesterschiffs «Prometheus» folgt, brechen sich unheimliche Ereignisse Bahn. Mittendrin: die junge Ärztin Maura Franklin (Emily Beecham), die ihren Bruder zu finden hofft.

Vom Start weg bauen die beiden «Dark»-Macher eine dichte, unheilschwangere, mit Rätseln gespickte Atmosphäre auf. Die Musik heult bedrohlich auf, nimmt stellenweise treibenden Charakter an. Die Bilder aus dem Inneren des Schiffes verströmen ein klaustrophobisches Gefühl. Albträume und Halluzinationen verleihen dem Geschehen einen Horroranstrich.

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Auch wenn der emotionale Aspekt bei all der Geheimniskrämerei manchmal auf der Strecke bleibt, ist es spannend zu beobachten, wie sich mit jeder neuen Folge die Lügen und die düsteren Seiten der Figuren offenbaren. Alle habe etwas zu verbergen, laufen vor Sünden oder traumatischen Erfahrungen davon und müssen feststellen, dass sich die Vergangenheit nicht einfach so abstreifen lässt.

«1899» ist vollgepackt mit Wendungen, nimmt auch soziale Konflikte in den Blick. Nach den für diese Kritik gesichteten ersten vier Episoden stellt sich jedoch die Frage, ob es wirklich gelingen kann, das komplexe, symbolisch aufgeladene Mystery-Geflecht zufriedenstellend aufzulösen.

4 Spannende Hintergrundinfos zum Serienstart

1. Exklusivdeal mir Netflix

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Nach dem Erfolg der ersten «Dark»-Staffel unterschrieben Jantje Friese und Baran bo Odar, die nicht nur kreativ, sondern auch privat miteinander verbunden sind, einen Exklusivdeal mit dem US-Streaming-Riesen Netflix. «1899» ist die erste Produktion, die im Rahmen dieser Vereinbarung entstand.

2. Dreharbeiten im Studio

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In technischer Hinsicht betritt «1899» für deutsche Verhältnisse Neuland: Genau wie in Disneys Prestigeserie «The Mandalorian» fanden die Dreharbeiten in einem Studio statt, in dem auf großen, rund um das Set aufgebauten LED-Wänden die Hintergründe für die jeweiligen Szenen digital erzeugt wurden. Das Ergebnis, das lässt sich nach Sichtung von vier Folgen sagen, kann sich absolut sehen lassen. Tatsächlich hat man das Gefühl, sich auf einem windumtosten Schiff zu befinden.

3. Vielsprachigkeit

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Da die Figuren aus vielen unterschiedlichen Ländern kommen, entsprechend besetzt sind und oft in ihrer Muttersprache reden, sollte man, auch wenn die umfangreichen Untertitel grössere Aufmerksamkeit erfordern, unbedingt auf die Originaltonspur zurückgreifen.

In der synchronisierten Fassung geht einiges verloren. Spannungen und Missverständnisse entstehen nämlich auch gerade dadurch, dass sich manche Charaktere nicht richtig verständigen können. Und überhaupt wirkt es in einer Geschichte, die um Auswanderer aus Europa und Asien kreist, viel authentischer, wenn Vielsprachigkeit vorherrscht.

4. Symbolik

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Die Serienschöpfer spicken ihren Plot mit zahlreichen Symbolen, etwa alchemistischen Zeichen, und wählen manche Namen sicherlich nicht zufällig. Dass die beiden Schiffe auf Gestalten aus der griechischen Mythologie verweisen, könnte für die Handlung und ihre Aufschlüsselung noch von grösserer Bedeutung sein. Zum Miträtseln und eifrigen Interpretieren lädt diese Benennung auf jeden Fall ein.

3.5 von 5 ★

«1899» ist seit dem 17. November auf Netflix verfügbar.

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