Article7. Februar 2020 Michelle Knoblauch
Behind the Oscar: Was du zum wichtigsten Filmpreis Hollywoods wissen musst
Jedes Jahr gegen Ende des Winters schaut die gesamte Filmwelt gebannt nach Hollywood, wenn die begehrteste Auszeichnung für Filmschaffende vergeben wird: Die Oscars. Von der Academy hin zur Big Five: Wir verraten dir, was du zu der Vergabe der Academy Awards – so der offizielle Titel – wissen musst.
Artikel von Michelle Knoblauch und Irina Blum
Seit wann gibt es die Verleihung?
Die Academy Awards wurden von Louis B. Mayer ins Leben gerufen und fanden am 12. Februar 1929 zum ersten Mal statt. Dies aus einem äusserst trivialen Grund: Mayer war der damalige Leiter der sehr erfolgreichen und einflussreichen Metro-Goldwyn-Mayer-Studios und wollte mit der Zeremonie dem Kino aus der Krise helfen. Zensur, das Aufkommen des Radios sowie die Einführung von Gewerkschaften in den 20er-Jahren führten dazu, dass die Produktion von Filmen zunehmend schwieriger wurde und die Zuschauerzahlen in den Kinos abnahmen.
Woher kommt der Name Oscar?
Offiziell heisst die Veranstaltung, die dieses Jahr in der Nacht vom 9. Februar stattfindet, Academy Award of Merit. Bekannt ist die Vergabe der berühmten goldenen Männchen jedoch weitläufig unter dem Spitznamen Oscars. Wer der eigentliche Namensgeber der Figur ist, ist dabei bis heute unklar – es gibt jedoch einige Theorien, wie die Statuen zu ihrem klangvollen Übernamen gekommen sind.
Einer Theorie folgend, soll Margaret Herrick, die ehemalige Vorstandssekretärin der Academy, beim Anblick der Figur festgestellt haben, dass diese wie ihr Onkel Oscar aussieht. Eine weitere Namensgeberin könnte die Hollywood-Ikone Bette Davis sein, welche öfters betont haben soll, dass die goldene Statue sie an ihren ersten Mann Harmon “Oscar” Nelson erinnert. Weiter werden Walt Disney, der sich bei den Verleihungen 1932 angeblich für seinen “Oscar” bedankt haben soll – den Namen hatte er aufgeschnappt und ihn für offiziell gehalten –, sowie Filmkomponist Sidney Skolsky als Namensgeber gehandelt.
Wer bestimmt über Gewinner und Verlierer?
Wer die begehrten Statuen mit nach Hause nehmen darf, wird von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) festgelegt. Diese wurde als gemeinnützige Vereinigung mit Sitz in Hollywood gegründet. Die ehrenamtliche Organisation machte es sich zum Ziel, mittels Forschung und Förderung die Herstellung, Vervielfältigung und Verbreitung im Bereich der Filmindustrie zu stärken.
Wie setzt sich die Academy zusammen?
Zum Gründungszeitpunkt umfasste die Akademie nur rund 36 Mitglieder: Von Schauspielern, Regisseuren, Autoren, Technikern und Ausstattern, Juristen bis hin zu Produzenten war die Tätigkeit der Mitglieder schon damals bunt gemischt. Seitdem ist die Academy stets gewachsen, im Jahr 2020 zählt die Organisation über 8000 Mitglieder.
Um als Mitglied überhaupt erst in Frage zu kommen, muss man einige Bedingungen erfüllen. Zum einen sind ausschliesslich Filmschaffende zugelassen, die an der Produktion von Kinofilmen arbeiten; insgesamt zählt die Academy 17 verschiedene Berufsgattungen vom Produzenten hin zum Kostümdesigner.
Zudem muss man sich von zwei bestehenden Academy-Mitgliedern empfehlen lassen – erst dann kann man sich für eine Mitgliedschaft bewerben. Lediglich eine Ausnahme davon gibt es: Mit der Nominierung für einen Oscar kann man sich ohne den Umweg über zwei Empfehlungen für eine Mitgliedschaft bewerben. Wer letzten Endes in den erlauchten Kreis Hollywoods aufgenommen wird, entscheidet der Verwaltungsrat der Academy ein Mal pro Jahr im Frühling.
Wie kommen die Nominierungen zustande?
Jeder mindestens 40 Minuten lange Spielfilm, der zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember des Vorjahres im Gebiet von Los Angeles County mindestens eine Woche in einem öffentlichen Kino gegen Bezahlung gezeigt worden ist, kommt theoretisch für eine Nominierung in Frage.
In der ersten Wahlphase wählen die Mitglieder der Academy dann ihre zehn persönlichen Favoriten für die Kategorie “Bester Film” aus, woraus schliesslich die zehn nominierten Filme hervorgehen. Zusätzlich schlägt jedes Mitglied in seinem Tätigkeitsfeld fünf Favoriten vor: Schauspieler wählen Schauspieler, Regisseure wählen Regisseure und so weiter. Auch aus diesen Kategorien werden anschliessend jene fünf Vorschläge mit den meisten Stimmen offiziell nominiert.
Wie werden die finalen Gewinner gezogen?
Nach der ersten Wahlphase dürfen sich alle Mitglieder der Academy die nominierten Filme kostenlos ansehen: Entweder im Kino der Organisation selbst, oder aber es werden DVDs hierzu versendet, was jedoch kritisch angesehen wird. Bis spätestens 7 Tage vor der Preisverleihung müssen alle Mitglieder ihre Stimmzettel für jede Kategorie abgegeben haben, da diese ab dann von 3 Notaren ausgezählt werden.
Was hat es mit den Big Five auf sich?
Der Begriff "Big Five" wird in verschieden Bereichen verwendet, unter anderem in der Psychologie oder der Biologie. Bezogen auf die Oscars meint Big Five die fünf wichtigsten Kategorien der Academy Awards: bester Film, beste Regie, bester Hauptdarsteller, beste Hauptdarstellerin und bestes Drehbuch.
Seit Beginn der Verleihungen haben es nur drei Filme geschafft, in allen fünf Kategorien gleichzeitig abzuräumen: «Es geschah in einer Nacht» (1935), «Einer flog über das Kuckucksnest» (1976), und «Das Schweigen der Lämmer» (1992).
Welche Rolle spielt die Schweiz bei den Oscar-Verleihungen?
Schweizer Filmschaffende mischen bei den Oscar-Verleihungen immer mal wieder mit – so holte zum Beispiel Xavier Koller im Jahr 1991 mit seinem Flüchtlingsdrama «Die Reise der Hoffnung» einen Oscar für den besten fremdsprachigen Film in die Schweiz. Insgesamt wurden fünf Schweizer Filme in der Geschichte der Oscars für den besten fremdsprachigen Film nominiert, ausgezeichnet wurden nebst «Die Reise der Hoffnung» auch «Gefährliche Züge» von Regisseur Richard Dembo aus dem Jahr 1985.
Definiert ist die Kategorie «Best International Feature Film» übrigens nicht nur über das Produktionsland, sondern auch über die Sprache – so kann ein französischer Film, in dem überwiegend englisch gesprochen wird, zum Beispiel nicht in dieser Kategorie nominiert werden. Umgekehrt hingegen ist das möglich: Zum ersten Mal in der Geschichte der Oscars geht mit «Parasite» dieses Jahr ein überwiegend koreanisch gesprochener Film sowohl als bester fremdsprachiger Film als auch als bester Film ins Rennen um ein Goldmännchen.
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