Critique22. Februar 2023

Berlinale 2023: «#Manhole»: Ein spannendes Kammerspiel

Berlinale 2023: «#Manhole»: Ein spannendes Kammerspiel
© Gaga Corporation/J Storm

Der Fast-Bräutigam Yu stürzt in ein tiefes Loch – und das wortwörtlich. Als alle Fluchtmöglichkeiten versperrt scheinen, wendet sich der verzweifelte Mann an die sozialen Medien. Regisseur Kazuyoshi Kumakiri inszeniert ein spannendes Kammerspiel, das mit interessanten Wendungen und aktuellem Subtext überzeugt.

«#Manhole»: Ein spannendes Kammerspiel

Kazuyoshi Kumakiri | 99 Min.

Ein Text von Teresa Vena

Seine Kollegen haben ihm eine Überraschungsjunggesellenfeier organisiert – Am nächsten Tag heiratet Yu (Shunsuke Kawamura) nämlich. Deswegen ufert die Party auch nicht aus, man macht sich bald auf den Heimweg. Leicht benebelt vom Alkohol stolpert Yu kurz darauf auf der Strasse und landet in einem recht tiefen Loch. Es sieht nach der Kanalisation aus, die Leiche einer Ratte liegt herum, auf der Seite sind verschiedene Abwasserlöcher, aus denen Wasser tropft, später auch ein merkwürdiger Schaum.

Die Ausstiegsleiter an der Wand zerbricht, als Yu versucht, sich daran hochzuziehen, er stürzt und verletzt sich am Bein. Er telefoniert alle seine Kontakte mit dem Mobiltelefon ab. Nur eine Person nimmt ab – ausgerechnet seine Ex. Er bittet sie, ihm zu helfen. Gleichzeitig meldet er sich bei der Polizei, doch alles dauert zu lange. Also erstellt er ein Konto auf einer Onlineplattform und bittet, die Community ebenfalls um Hilfe.

Was an dieser Mischung aus Horrorfilm und Satire besonders ansprechend ist, ist, dass man bis zum Schluss nicht genau weiss, in welches Genre man sie letztendlich verorten möchte. Das Spiel des Hauptdarstellers findet das Gleichgewicht zwischen Ernsthaftigkeit und Komik. Dazu kommt eine dichte Inszenierung, eine intelligent konstruierte Geschichte und eine überraschende Auflösung.

Wie der Titel «#Manhole» schon andeutet, mokiert sich der Regisseur Kazuyoshi Kumakiri über soziale Medien und die verschiedenen vermeintlichen Experten, die sich darin tummeln. Der Film verzichtet aber auf eine moralisierende Botschaft, im Vordergrund steht die Unterhaltung, die Spannung – beides bekommt man.

5 von 5 ★

Eine Zusammenstellung aller Texte der 73. Berlinale findest du hier.

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