Critique20. Februar 2023 Cineman Redaktion
Berlinale 2023: «Perpetrator»: Kochendes Blut in einer enttäuschenden Horrorgeschichte
Die Filmemacherin Jennifer Reeder kehrt nach ihrem Beitrag «Knives and Skin» von 2019 auf die Berlinale zurück. In der Panorama-Auswahl präsentiert sie eine neue Horrorgeschichte mit B-Movie-Flair.
«Perpetrator»: Kochendes Blut in einer enttäuschenden Horrorgeschichte
Jennifer Reeder | 100 Min.
Ein Text von Maxime Maynard
Eine Woche vor ihrem 18. Geburtstag verlässt die junge Jonny das Haus ihres kranken Vaters und zieht zu ihrer exzentrischen Grosstante Hildie. Als sie sich an einer neuen Schule anmeldet, findet sie heraus, dass zahlreiche junge Mädchen verschwunden sind. Als ihr Geburtstag immer näher rückt, beginnen sich seltsame Dinge zu ereignen.
Wie schon im letzten Film der Regisseurin und Drehbuchautorin Jennifer Reeder «Knives and Skin» auf der Berlinale 2019 verschwinden immer wieder junge Mädchen. In «Perpetrator» ist die Hauptfigur Jonny fest entschlossen, das Geheimnis mithilfe ihrer empathischen Gabe zu lüften. Denn die junge Frau und ihre Familie sind alles andere als gewöhnliche Menschen. Alicia Silverstone in der Rolle der Grosstante macht neugierig. Die Schauspielerin scheint viel Spass zu haben, so dass man die roboterhafte Betonung ihrer Dialoge fast vergessen könnte. In der Rolle von Jonny gibt Kiah McKirman alles, trägt aber mit Mühe die Last des Films auf ihren Schultern.
Die düstere Atmosphäre und die gedeckten Farben füllen den Bildschirm von den ersten Sekunden an. Das Blut, das sich bewegt, kocht und fliesst, nimmt in jeder Szene einen wichtigen Platz ein. Auch wenn die Aneinanderreihung von sinnlosen Handlungen, künstlichen Dialogen und Charakteren, denen es an Vernunft mangelt, verwundern mag, entsteht aus dem Chaos des ersten Teils überraschend gute Unterhaltung. Ein schmaler Grat zwischen Absicht und Zufall für ein Projekt, das der nächste grosse Trashfilm hätte werden können.
Doch schon bald scheint «Perpetrator» seine Höchstgeschwindigkeit erreicht zu haben und wird furchtbar eintönig. Wenn die Handlung mehr oder weniger anfängt, einen Sinn zu ergeben, dann nur, um etwas schal zu werden. Die Botschaft wird oberflächlich behandelt und die Queer-Romanze ist übereilt. Dabei sind durchaus Ideen vorhanden. Aber die Originalität des Anfangs weicht einer Reihe von vorhersehbaren Ereignissen in einer Umgebung, die wie eine Netflix-Adaption eines Comics für Kinder aussieht, an der Schnittstelle zwischen «Riverdale» und «Chilling Adventures of Sabrina». Zum Glück ist die allgegenwärtige, betörende Musik da, um die Zeit zu vertreiben, und könnte, fast, den Rest in Vergessenheit geraten lassen.
2,5 von 5 ★
Eine Zusammenstellung aller Texte der 73. Berlinale findest du hier.
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