Berlinale 2024: «La Cocina»: Schnippeln, spülen, hoffen

Mit der Golden Globe prämierten Serie «The Bear» gab es kürzlich einen Einblick hinter die Kulissen des Küchenbetriebs, Regisseur Alonso Ruizpalacios präsentiert auf der Berlinale nun mit «La Cocina» seine ganz eigene Version der Gastro-Szene. In ästhetischen Schwarzweissbildern erzählt er von Dynamiken in der Küche und fängt dabei gekonnt die brodelnde Stimmung zwischen dem Personal ein.

«La Cocina»: Schnippeln, spülen, hoffen

Alonso Ruizpalacios | Mexiko, USA | 139 Min.

Text von Cornelis Hähnel

Endlich ist wieder Berlinale und das Rennen um die Bären ist in vollem Gange. Und irgendwie scheint die Faustregel «Einmal Berlinale, immer Berlinale» zu gelten, denn auch in diesem Jahr sind viele bekannte Filmschaffende zurück in Berlin. So wie Regisseur Alonso Ruizpalacios, der bereits zum dritten Mal im Wettbewerb der Berlinale vertreten ist. Zuletzt erzählte er 2021 in «A Cop Movie» vom Alltag der Polizei in Mexiko-Stadt und vermischte dafür Spiel- und Dokumentarfilm-Elemente. Und auch mit seinem neuen Film «La Cocina» widmet er sich erneut der Arbeitswelt und blickt dafür in die Küche eines florierenden Restaurants.

Die junge Estela kommt von Mexiko nach New York, um einen Job im angesagten Restaurant «The Grill» zu ergattern. Pedro, der Sohn ihrer Nachbarin, arbeitet dort und soll ihr helfen, in Amerika Fuss zu fassen. Doch der impulsive Träumer hat momentan andere Probleme: Seine Freundin Julia (Rooney Mara), ebenfalls als Kellnerin im Grill tätig, ist schwanger. Doch im Gegensatz zu ihm will sie das Kind nicht behalten. Und als plötzlich Geld aus der Kasse verschwunden ist und Pedro verdächtigt wird, geraten die Dinge ausser Kontrolle…

Ähnlich wie die mit dem Golden Globe prämierte Serie «The Bear» ist das tragikomische Drama «La Cocina», basierend auf dem gleichnamigen Theaterstück von Arnold Wesker, ein präziser Blick in den hektischen Alltag der Küche. Doch wo viele Theater-Adaptionen oft statisch daherkommen, brodelt es hier wie in einem Schnellkochtopf. Vor allem dank der exzellenten Kameraarbeit von Juan Pablo Ramírez wird man in die dicht getakteten Arbeitsschritte hineingezogen – Schweiss perlt, Fett spritzt, Flammen schlagen und ein falscher Schritt kann den reibungslosen Ablauf nachhaltig stören.

Doch trotz all der Hektik gelingt es Ruizpalacios, seine Figuren und ihre Schicksale sichtbar zu machen. Und so wird schnell deutlich, dass hinter all dem Druck eine strenge Hierarchie herrscht, ein System aus Angst und Ausbeutung, das sich selbst am Leben hält. Und obwohl «La Cocina» in Schwarz-Weiss erzählt ist und immer wieder mit visuellen Effekten seinen fiktionalen Charakter unterstreicht, ist das Drama zugleich eine realistische Parabel auf den globalen Kapitalismus, in dem Luxus nur auf Kosten anderer funktionieren kann.

3.5 von 5 ★

Eine Zusammenstellung aller Texte der 74. Berlinale findest du hier.