Critique23. Juli 2019 Irina Blum
Die Amazon Prime-Serie «The Boys» ist für alle, die genug von Superhelden haben
Am 26. Juli startet bei Amazon Prime die Comic-Verfilmung «The Boys». Die erste Staffel umfasst acht Folgen, eine zweite wurde bereits in Auftrag gegeben. Auf der Comic Con in München wurde der Presse im Juni die Pilotfolge präsentiert, die wirklich Eindruck gemacht hat.
Serienkritik von Peter Osteried
Alles beginnt mit Hughie (Jack Quaid), einem normalen Angestellten mit einem normalen Leben, der von einer Hochzeit mit seiner Freundin (Jess Salgueiro) träumt. Daraus wird jedoch nichts, denn seine Angebetete wird eines Tages vom superschnellen Superhelden A-Train (Jessie T. Usher) über den Haufen gelaufen. Was bleibt, sind lediglich ihre Arme, die Hughie noch in den Händen hält. Da der Konzern Vought nichts auf seine Superhelden kommen lassen will, bietet man Hughie Geld für sein Stillschweigen an. Er jedoch lehnt ab und wird daraufhin von Billy Butcher (Karl Urban) rekrutiert, dessen Aufgabe es ist, mit seinen Boys die Superhelden in Schach zu halten. Denn die meisten von ihnen sind im Grunde kaum mehr als Verbrecher – und häufig auch pervers.
Die Superhelden in «The Boys» sind nicht heroisch, sondern gnadenlose Selbstvermarkter.
Die Serie basiert auf dem Comic von Autor Garth Ennis und Zeichner Darick Robertson. Ennis ist dem einen oder anderen Fernsehzuschauern wohl durch die DC-Vertigo Comics-Serie «Preacher» bekannt. Wer diese kennt, weiss auch, auf was er oder sie sich bei «The Boys» einstellen muss. Denn Ennis‘ Ideen kommen nicht nur deftig, derb und triefend vor schwarzem Humor daher, sondern sind auch Ausdruck dessen, wie sehr er Superhelden verabscheut. So hat er eine Welt ersonnen, in der die Helden nicht heroisch, sondern von Vought gnadenlos angetriebene Selbstvermarkter sind, welche die Welt schon mal retten, denen Kollateralschäden aber egal sind, solange genug Geld verdient wird.
Schon in er ersten Folge werden die wichtigsten Figuren vorgestellt, ebenso wie die grössere Geschichte dahinter. Denn rund um die Firma Vought rankt sich ein Mysterium – und das Ende zeigt den Homelander (Antony Starr), eine Art Superman mit entsprechenden Kräften, als skrupellosen Killer, der in Diensten der Firma steht. Das ist aber wohl erst der Anfang; bei den Comics geht man noch sehr viel weiter.
Drama und Humor halten sich in der Pilotfolge die Waage, letzterer ist aber vor allem grimmiger Natur.
Darüber hinaus lernt man mit Madelyn Stillwell (Elisabeth Shue) die Chefin von Vought kennen und hat mit Starlight (Erin Moriarty) die einzig idealistische Superheldin, die aber augrund eines sexuellen Missbrauchs schnell lernt, wie es bei den Seven – wie die grösste Superheldentruppe der Welt genannt wird – wirklich zu- und hergeht.
Die Besetzung ist gut: Karl Urban spielt den Butcher, während Jack Quaid in die Rolle des Hughie schlüpft. Als sein Vater agiert Simon Pegg, der für den Comic die Vorlage für Hughie darstellte, mittlerweile aber zu alt für die Rolle ist.
Die erste Folge zeigt ziemlich deutlich, wo der Hammer hängt, denn es gibt nicht nur Splatter, sondern auch reichlich drastische Gewalt. Ein Highlight dabei: Der Kampf gegen den Unsichtbaren. Drama und Humor halten sich in der Pilotfolge die Waage, letzterer ist aber vor allem grimmiger Natur. Damit ist die Serie «The Boys», welche von «Supernatural»-Schöpfer Eric Kripke fürs Fernsehen entwickelt wurde, die perfekte Unterhaltung für all jene, denen die Übermacht der Superhelden in Film und Fernsehen so langsam auf die Nerven geht.
4.5 von 5 ★
Die achtteilige erste Staffel der Serie «The Boys» ist ab dem 26. Juli auf Prime Video zu sehen.
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