Article28. August 2017 Irina Blum
Die bestbezahlten Schauspieler 2017: Warum Frauen dreimal weniger verdienen
Das Magazin Forbes hat letzte Woche wieder einmal die Liste mit den 10 bestbezahlten Schauspielern Hollywoods veröffentlicht. Mark Wahlberg stösst Dwayne 'The Rock' Johnson vom Thron. Das sind aber nicht wirklich bahnbrechende News. Zwei Dinge stechen einem nämlich eher ins Auge: Bollywood-Schauspieler scheinen auf dem Vormarsch zu sein - und Gleichberechtigung ist auch in Hollywood noch lange nicht Alltag. Während die Top Ten der Männer insgesamt auf beinahe 500 Millionen Dollar kommt, verdienten die 10 bestbezahlten Frauen Hollywoods 'gerade einmal' 170 Millionen Dollar, also fast dreimal weniger als ihre männlichen Kontrahenten.
Wahlberg stösst The Rock vom Thron
Zuerst einmal du den harten Fakten (oder Jungs): Dwayne 'The Rock' Johnson, 2016 noch Anführer der Liste, muss sich dieses Jahr mit Platz 2 zufrieden geben. Der erste Platz geht nämlich an den Transformers-Star Mark Wahlberg. Er konnte mit Filmen wie Boston, Deepwater Horizon und Transformers: The Last Knight letztes Jahr rund 68 Millionen Dollar erzielen. Platz drei geht an Vin Diesel, der seinen Lohn von 54.5 Millionen Dollar wohl vor allem mit der Fast & Furious-Reihe macht. Auffällig: Auf dem Siegertreppchen stehen vornehmlich Schauspieler, die häufig in Action-Blockbustern anzutreffen sind.
Bollywood ist auf dem Vormarsch
Eine Sache, die bei einem zweiten Augenschein auf die Liste mit den bestbezahlten männlichen Schauspielern ersichtlich wird: Nicht nur die Schauspieler in Hollywood haben seit dem letzten Sommer ordentlich Geld angehäuft - auch ihre Schauspielkollegen aus Indien holen finanziell auf. So sind dieses Jahr Platz 8 bis 10 von Bollywood-Stars besetzt - Shah Rukh Khan, Salman Khan und Akshay Kumar haben vergangenes Jahr alle über 35 Millionen Dollar eingenommen und sind wohl Namen, die man sich merken sollte.
Gleichberechtigung in Hollywood: Fehlanzeige!
Bei den Frauen kann Emma Stone dank Filmen wie La La Land einen Jahresverdienst von 26 Millionen Dollar einstreichen und überholt damit die letzjährige Bestverdienende: Jennifer Lawrence (Passengers) muss sich dieses Jahr mit 24 Millionen und somit Platz drei hinter Jennifer Aniston (25.5 Millionen Dollar) abfinden. An und für sich ist diese Tatsache noch nicht wirklich Aufsehen erregend. Wenn man dann aber die Zahlen mit den Gagen der Männern vergleicht, sind die Unterschiede frappant: Mark Wahlberg, Nummer eins der Liste, verdiente von Juni des letzten Jahres bis Juni 2017 68 Millionen Dollar - Emma Stone, ebenfalls Bestverdienende, lediglich 26 Millionen.
Damit ist ihr Einkommen fast zweieinhalb mal kleiner als das von Wahlberg. Und: Wenn man die Liste unabhängig des Geschlechts betrachtet, wäre Emma Stone als erste Schauspielerin erst auf Platz 15 anzutreffen. Obwohl natürlich auch 26 Millionen immer noch mehr als genug sind, zeigen sich hier doch riesige Gender-Unterschiede.
Ist das Kinopublikum schuld?
Dass Frauen grundsätzlich tiefere Gagen kassieren als ihre männlichen Kollegen liegt wohl unter anderem daran, dass es schlicht weniger Frauenrollen gibt als Männerrollen: Eine 2016 veröffentlichte Studie zeigte, dass nur 28,7 Prozent aller Filmdialoge von Frauen gesprochen werden. Und je grösser das Angebot an Schauspielerinnen, desto kleiner die Nachfrage beziehungsweise desto tiefer die Löhne.
Auch ist es eher selten, Frauen als Heldinnen in der Hauptrolle von Blockbuster-Verfilmungen zu sehen. Blockbuster sind - wie es der Name schon sagt - meist auch finanziell erfolgreiche Filme, die viel Geld in die Kassen spülen - solange diese Rollen aber mit männlichen Protagonisten besetzt werden (siehe die Top Drei der bestverdienenden Schauspieler), werden Frauen auch immer weniger verdienen als ihre männlichen Kontrahenten.
Schliesslich kommt hinzu, dass Frauen oft weniger Verhandlungsgeschick zu zeigen scheinen: So gab Jennifer Lawrence zu, dass sie in American Hustle mit sieben Prozent des Gewinns beteiligt wurde - ihre männlichen Co-Stars wie Bradley Cooper jedoch mit neun Prozent. "Als ich das erfahren habe, war ich wütend - wütend auf mich selbst. Ich wollte nicht um Millionen verhandeln, die ich nicht brauche, habe ich gedacht - aber meine Kollegen hatten da offensichtlich keine Skrupel". Dasselbe bei Emma Stone: Nur weil ihre Schauspielkollegen auf einen Teil ihrer Gage verzichteten, bekam sie als Konsequenz mehr Geld.
Der Umstand, dass Männer viel öfter für die Hauptrollen von grossen Hollywoodproduktionen gecastet werden kann natürlich auch damit erklärt werden, was das Kinopublikum sehen will: Produziert wird, was gut läuft. Umso schöner ist es, dass in letzter Zeit auch Blockbuster mit Frauen in den Hauptrollen zu funktionieren scheinen: Wonder Woman machte mit Gal Gadot eine Frau zur glänzenden Heldin und verhalf damit dem Hype um Marvel-Produktionen zu neuem Aufschwung und im kürzlich erschienenen Action-Thriller Atomic Blonde gibt Charlize Theron allen Männern eins aufs Dach und stiehlt ihren Schauspielkollegen damit definitiv die Show.
Wir können nur hoffen, dass sich dieser Trend nun längerfristig durchsetzt: Nämlich, dass es keine Rolle spielt, welchem Geschlecht der Held oder die Heldin einer Story angehört und dadurch in den nächsten Jahren sowohl Schauspieler als auch Schauspielerinnen in der Gesamtliste von Forbes vertreten sind. Wünschenswert wäre es auf jeden Fall!
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